Umbau einer Arnold Köf auf Glockenankermotor
Überblick
Motor: | Maxon 06/15 (Umbausatz Nr. 1048 von SB-Modellbau) |
Feilarbeiten: | Ja |
Fräsarbeiten: | Nein |
Vorbemerkung
Ich habe schon mehrere Loks mit Umbausätzen von SB-Modellbau problemlos auf "Fauli" umgebaut. Auch bei der Arnold Köf ist der Umbau problemlos. Die Anleitung von SB-Modellbau ist jedoch etwas gar dürftig ausgefallen. Der folgenden Umbaubericht soll all jenen eine Hilfe sein, die ihre Arnold Köf remotorisieren wollen.
Benötigtes Material:
- Umbausatz Nr. 1048 von SB-Modellbau
- Ersatzzahnräder (optional), Teilesatz Nr. 78016 von SB-Modellbau
- Lackdraht 0,3 mm für Motor-Verkabelung
- Elektroniklot
- Zweikomponenten-Epoxydharzkleber
Benötigtes Werkzeug:
- Elektroniklötkolben mit geringer Leistung oder mit regulierbarer Leistung
- Laubsäge mit Metallsägeblatt
- Modellbauschraubstock
- Nadelfeile
- Pinzette
- Spitzzange
- Uhrmacherschraubendreher 2 mm
- Skalpell (Cutter)
- Schnitzwerkzeug mit schiebender Klinge
- Zahnstocher
- Wäscheklammer
- Schwarzer Permanentmarker
- Druckluft (z.B. aus der Sprühdose)
- gutes Licht
- Lupe
- und etwas Geduld
Zerlegen der Köf
Nachdem das Gehäuse und der alte Motor entfernt sind, wird die Isolierplatte mit den Schleifern entfernt. Dazu kann mit dem Skalpell oder dem Schraubendreher seitlich zwischen Rahmen und Isolierplatte gestossen und die Isolierplatte nach oben abgehoben werden. Ber�hren der Radkontaktfl�chen der Schleifer möglichst vermeiden! Handschweiss führt zu Oxidation und Kontaktschwierigkeiten.
Wenn wir schon dabei sind, ziehen wir die Kontaktflächen der Radschleifer mit dem Roco Rubber ab. So können bestehender Schmutz und Oxidation entfernt werden.
Nun wird die Achsabdeckung entfernt. Dazu die Rastnase "1" mit dem Schraubendreher in die Öffnung im Rahmen schieben. Anschliessend die beiden Rastnasen "2" mit der Spitzzange vorsichtig zusammendrücken und ebenfalls in die Öffnung im Rahmen schieben. Nun die Achsabdeckung nach unten abziehen. Die beiden Achsen und die Kupplungen entfernen.
Falls möglich, sollen auch die Zahnräder ausgebaut werden für die Bearbeitung des Rahmens. Dazu werden die Achsen mit einem 0,8 mm Bohrer unter leichtem Druck ausgestossen und in der richtigen Reihenfolge auf einem Stück Topilettenpapier bereit gelegt. Keine Gewalt anwenden! Wenn die Achsen festsitzen, diese besser montiert lassen statt Schäden zu riskieren!
Anpassen des Rahmens
Der Rahmen wird mit dem vorderen Ende zwischen zwei Kartonstücken in den Schraubstock eingespannt. Schraubstock mit Gefühl anziehen! Das hintere Ende des Rahmens wird mit dem Daumen der linken Hand festgehalten. Die linke Hand liegt mit den übrigen Fingern am Schraubstock auf. Nun wird der Steg am Rahmen bündig entfernt. Der Steg muss nicht komplett abgesägt werden -es genügt, den Steg anzusägen und anschließend abzuknicken. Bei sauberem Arbeiten ist nur eine minimale Entgratung erforderlich.
Nun werden Rahmen und Getriebe mit Druckluft sorgfältig von sämtlichen Metallspänen gereinigt. Zahnräder dabei auf der Unterseite festhalten bzw. von Hand langsam drehen. Das Getriebe muss vollkommen sauber und frei von Metallspänen sein! Sonst besteht die Gefahr der Zerstörung des Getriebes durch Zahnfraß!
Am hinteren Ende des Rahmens wird nun eine Anschrägung angefeilt: 4 mm breit und 0,3-0,4 mm tief. Die entstehenden Kanten werden mit dem Skalpell leicht entgratet. Der Freiraum wird für die Schwungmasse benötigt.
Rahmen und Getriebe nochmals mit Druckluft reinigen. Sauberkeit des Getriebes unter der Lupe und bei gutem Licht kontrollieren! Das Getriebe muss vollkommen sauber und frei von Metallspänen sein!
Die Anschrägung am hinteren Ende des Rahmens wird mit schwarzem Permanent Marker geschwärzt.
Zusammenbau der Köf
Nachdem die Zahnräder und deren Achsen wieder richtig montiert sind, werden links und rechts seitlich am Rahmen je ein bis zwei kleine Tropfen Zweikomponentenkleber mit dem Zahnstocher aufgetragen. Anschließend wird die Isolierplatte aufgesetzt und angedrückt. Die kleinen Tropfen kleben die Isolierplatte ein wenig fest. Dies ist erforderlich, damit der Motor später nicht lose sitzt.
Nun wird die neue Motorunterlage (Messingteil von SB-Modellbau) unten sparsam mit Zweikomponentenkleber bestrichen und bündig auf Isolierplatte und Chassis geklebt. Motorunterlage nach Augenmass ausrichten:
- Motorunterlage darf die Schleiferbleche nicht berühren
- Motorunterlage muss mittig auf dem Rahmen sitzen
- Motorunterlage muss hinten die beiden Nasen auf dem Rahmen bedecken
- Motorunterlage muss möglichst parallel zur Fahrzeuglängsachse liegen
Ein Stück kariertes Papier kann beim Ausrichten nach Augenmass hilfreich sein.
Nun den Rahmen min. 1 Stunde ruhig liegen lassen, bis der Kleber ausgehärtet ist.
Anschließend werden zwei Lackdrähte von ca. 10 cm Länge bereit gelegt und an einem Ende verzinnt. Dann werden die Kontaktfahnen der Stromführungsbleche verzinnt und die Lackdrähte angelötet. Schnell arbeiten, damit die Kunststoff-Isolierplatte nicht durch Wärme beschädigt wird!
Nun kommt der schwierigste Schritt: Montage des Motors. Ein Stück Tesafilm 6x6 mm wird auf die zukünftige Unterseite des Motors geklebt zur Isolation der Lötstellen (siehe Bild). Dann wird der Draht von SB-Modellbau in die Schnecke des Motors gewickelt. Nach einer "Anprobe" des Motors im Chassis (siehe folgende Liste) wird die Ausfräsung der Motorunterlage sparsam mit Zweikomponentenkleber bestrichen. Nun sofort den Motor einsetzen mit der Beschriftung in Fahrtrichtung links (siehe Bild). Den Motor in Zielposition bringen und mit Wäscheklammer fixieren (siehe Bild). Die Schwungmasse darf nicht festgeklemmt sein!
Achtung:
1) Schneckenrad muss auf dem in die Schnecke eingelegten Draht aufliegen (zukünftiges Kopfspiel)!
2) Motorgehäuse darf Schneckenrad nicht am Drehen hindern!
3) Schwungmasse darf nicht über den Rahmen hinausstehen!
4) Kontaktfahnen des Motors dürfen beidseitig keinen Kontakt zur Motorunterlage bekommen!
5) Schnecke muss möglichst mittig ins Schneckenrad eingreifen!
Für das genaue Positionieren stehen etwa 5 Minuten zur Verfügung!
Nachdem die Aushärtung des Klebers begonnen hat, darf der Motor nicht mehr bewegt werden.
Nun den Rahmen min. 1 Stunde ruhig liegen lassen, bis der Kleber ausgehärtet ist.
Nach Entfernen der Wäscheklammer kann der Draht durch Drehen an der Schwungmasse aus der Schnecke herausgeschraubt werden. Nun werden die beiden anderen Enden der Lackdrähte sowie die Kontaktfahnen des Motors verzinnt und der Motor wird provisorisch angeschlossen (Drähte noch nicht kürzen). Rahmen mit den Achsen aufs Gleis setzen und eine Kontrolle der Fahrrichtung (Probelauf) durchführen.
Nun werden die Lackdrähte wieder gelöst, zurechtgebogen und auf die erforderliche Länge gekürzt. Anschließend wird mit dem Skalpell der Lack am Ende abgekratzt. Lack nicht mit Lötkolben wegbrennen - die Lötstellen unter dem Motor könnten sich lösen! Nachdem die Drahtenden verzinnt sind, werden sie definitiv an den Motor angelötet.
Anschließend werden die Seitenflächen der Motorunterlage und der Umfang der Schwungmasse mit Permanentmarker geschwärzt.
Nun müssen die Rastnasen der Achsabdeckung mit der Nadelfeile angeschrägt werden. Sonst lässt sich die Achsabdeckung nie mehr entfernen, da ja die Isolierplatte nun festgeklebt ist. Durch die Anschrägungen kann die Achsabdeckung von unten ausgehebelt werden.
Die Radschleifer werden nochmals mit dem Roco Rubber leicht abgezogen (entfettet). Nach dem Einsetzen der Kupplungen und Achsen wird die Achsabdeckung aufgeklipst. Dann wird ein Probelauf durchgeführt und anschließend das Getriebe sparsam geölt.
Nun erfolgt die "Anprobe" des Gehäuses auf dem Rahmen.
Achtung: Die Lackdrähte müssen so nahe am Motor anliegen, dass sie beim Aufsetzen des Gehäuses nicht verbogen werden!
Bei meiner Köf saß das unveränderte Gehäuse etwa 1 mm zu hoch und wackelte. Daher musste ich den kleinen Metallstift im Inneren des Gehäuses entfernen (siehe Bild). Dazu verwendete ich ein Schnitzwerkzeug mit schiebender Klinge. Ich schnitt den Stift mit sanfter Gewalt einfach ab. Das Gehäuse lässt sich nun sauber auf den Rahmen aufsetzen.
Das war es auch schon.
Hinweis:
SB-Modellbau sagt: "Bitte beachten Sie, dass dies ein 6 Volt Motor ist. Wir empfehlen diesen Motor mit max. 8 Volt zu betreiben. Kurzfristig kann dieser Motor auch mit 12V Spannung betrieben werden."Die Nachfrage bei Maxon ergab, dass die Lager des Motors der entscheidende Faktor seien. Die Grenzdrehzahl der Lager darf nicht überschritten werden. Das ist im eingebauten Zustand sowieso nie der Fall.
Die normale Betriebsspannung im Rangier- und Streckendienst liegt nach meiner Erfahrung zwischen 4 und 6 Volt.
Geschafft!
Der Umbau ist nicht wirklich schwierig - geduldiges und sorgfältiges Arbeiten genügt. Wer die Köf zerstörungsfrei zerlegen kann, vermag sie auch auf Fauli umzubauen...
Die Lok läuft etwa gleich langsam wie mit dem Originalmotor (80 km/h bei 6 V, 160 km/h bei 12 V) aber bedeutend leiser. Und vor allem fährt sie viel früher los und lässt sich sehr fein regeln. Nun ist das Rangieren ein Genuss!
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Das sagen User zu diesem Thema (2 Beiträge):
Anschliessend kann ein Tran DCX 75 Decoder mit doppelseitigem Klebband auf dem Motor fixiert werden - ohne Fräsarbeiten am Gehäuse!
Felix
danke für die detaillierte Beschreibung deines Umbaus.
Mit deiner Anleitung werde ich mich jetzt auch mal an die Restauration meiner Köf wagen und gleichzeitig den schon lange bei mir liegenden Zurüstsatz von Schiffer-Design montieren.
Viele Grüße - Udo
PS: Bei der Bestellung der Teile von SB-Modellbau ist mir aufgefallen, dass sich die Bestellnummer der Ersatzzahnräder geändert hat. Die Nummer lautet jetzt '80029'.
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