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THEMA: Zugbildung 1990 .. 1994

THEMA: Zugbildung 1990 .. 1994
Startbeitrag
N-Tilo - 12.02.23 22:23
Guten Abend,

ich belese mich gerade ueber Zugbildungen DR / DB kurz nach der Vereinigung.

Wenn ich das richtig sehe, kann ich sowohl im Gueterverkehr als auch im Personenverkehr mit gemischten Zuegen (DR + DB) unterwegs sein.

Das heisst, ein DR Zementzug kann z,B, mit 132, 120, 250 fahren, ich kann aber auch 151 bespannen.

Ein Schnellzug kann mit blau/beige DB und Halberstaedtern gemischt werden und mit 132, 118, aber auch 103 und E10 fahren.

Ist das so korrekt fuer die Uebergangszeit.

Danke
N-Tilo








Hi N - Tilo !

Es gibt einen Spruch der geprägt wurde, von einem mir bekannten Triebfahrzeugführer der bei der DR anfing, der auch hier aktiv ist.

Und dieser Spruch lautet so, es gibt bei der Bahn nichts,  was es nicht gibt bei der Bahn.

Ergo gerade ab ab der Wende, kannst du eigentlich alles an Lokomotiven vor Züge spannen, Hauptsache der Zug kommt von A nach B.

Und ab Epoche 6 ergo Ist Zeit, fährt eigentlich alles, was möglich ist gerade im Güterzugdienst.

Gruß Thomas

Hallo Tilo!

Die 103 vor Schnellzügen dürfte eher selten anzutreffen gewesen sein. Sie wurde im InterCity-Verkehr benötigt. Zwar wurden die Leistungen auf den Neubaustrecken nach und nach von ICE's, und dort, wo noch IC's fuhren, von der E 120 übernommen, andererseits war gerade das InterRegio-Netz im Aufbau, für das ebenfalls Lokomotiven mit Höchstgeschwindigkeit 200 km/h gebraucht wurden. Vor Schnellzügen waren neben der 110 eher die 111, und die damals neue 112 Ost anzutreffen, in den östlichen Bundesländern reichte häufig auch die 143, weil höhere Geschwindigkeiten als 120 km/h auf den meisten Strecken anfangs nicht möglich waren.

Herzliche Grüße
Elmar
Hallo Matthias,

danke für dein Rückblick auf einen sehr interessanten Zeitabschnitt. Da war der innerdeutsche Bahnbetrieb bunter als davor und danach. Für uns Modellbahner ist so was natürlich der Traum.

Die angesproche "Baureihe" 218.4 gab es allerdings nie. Die DB wählte hier nur die jüngsten 218er für den temporären Umbau auf 160 km/h aus welcher u.a. ein anderes Getriebe und spezielle Gelenkwellen betraf. Die Bezeichnung als 210 war dann so was wie eine Hommage an die Kemptener 210er in den siebziger Jahren.
Jahre später wurde eine serienmäßige 218 in Hannover Hbf beim Wechsel der Fahrtrichtung hinter einem IC "vergessen". Nach erfolgter Bremsprobe ging es dann mit einer 103 vorne dran mit Tempo 200 nach Hamburg. Das müsste bis heute noch der (unfreiwillige) Geschwindigkeitsrekord der 218 sein 😉

Grüße
Markus
Hallo Tilo,

Die frühe Epoche V ist eine interessante Zeit, die allerdings für Modellbahner schlecht zu gestalten ist.
Ich ergänze mal Mitropas Ausführungen als Zeitzeuge, weniger als nachweispflichtiger Historiker.

Wo kamen wir her? (Das ist kein aktueller Bericht von der DBAG)
https://www.ardmediathek.de/video/panorama/voel...kYi05NjE1ZWJkZDE5ZGE


Unmengen zweiachsiger Kesselwagen für Bitumen, Schweröl, Teer aber auch Schmieröle usw. wurden ab 1991 in langen Reihen auf den Bahnhöfen abgestellt. Gleiches passierte  mit den Begleitwagen der Bauart Nordhausen, alles was noch aus Holz war, wurde abgestellt.
Gbs-Wagen für alle Zwecke, Postwagen, standen sortenrein am Rand. Täglich kamen die Rückführer aus Osteuropa E40, Eas und EAOS als reine Leerzüge und wurden abgestellt.
Vierachser der tschechischen Kesselwagen - Bauart,  ähnlich und wie auch die Uerdingen selbst, wurden aus den Ganzzügen herausgelöst, denn die Kesselwagengesellschaft KVG (heute GATX) hatte nur jene Wagen im Auge die mit Y25 Drehgestellen liefen. Der Rest wurde abgestellt und verstopfte zunehmend zunächst ruhende Werksgleise oder frisch eingestellte Nebenbahnen.
2achsige Flachwagen…ganze Wagenschlangen konnte man sehen. Die Es also die  „Allerweltswagen“, die partout kein N-Hersteller neu machen will, wurden nur übernommen, wenn sie keine Rekowagen aus Friedrichstadt waren, sondern einen aktuellen Herstellernachweis hatten oder aus ehemaligen DB-Beständen zurückgeführt wurden.

Der Rangierverkehr kam vollständig zum Erliegen. Schlangen an V60 bildeten sich.

Nach Osteuropa/Ungarn fuhren Anfangs noch die Trabi 1.1 und Wartburg 1.3 Züge. Bald war Schluss, aus Osteuropa kam praktisch kaum mehr ein PKP, MAV oder CSD-Güterwagen herüber. Die wenigen Güterzüge mit 250/155 waren vollkommen übermotorisiert, weil praktisch von heute auf morgen auf LKW umgestellt  wurde und zwar unabhängig davon, wie der Straßenzustand war und ob es solche gab.

Im Personenverkehr wurden sofort die letzten Bag und E5 Wagen, letztere soweit sie nicht im S-Bahnverkehr liefen, ausgesondert. Bghw-wurden relativ schnell gegen Halberstädter getauscht, klassische Pack- oder Kombiwagen wurden schlicht… eingespart und abgestellt.
Damit entfiel zB. die Mitnahme von Rädern, wegen des fehlenden Platzes in den Seitengangwagen. Eine Fahrt über Land mit dem Kinderwagen war also praktisch unmöglich, denn wohin damit!?

Bis 1992 wurde mit dem plötzlich verfügbaren Geld noch Nebenstrecken und DR – eigene Werkbahnen saniert, dann aber alsbald eingestellt und unter DBAG zurückgebaut. Besonders schnell geplante Brückenreparaturen für Nebenstrecken wurden ab 1992 ausgesetzt,  

Die Attraktivität des Nahverkehrs sank gegen Null. Es kam wiederholt zu räuberischen Unglücksfällen, die Zugbegleiter verbarrikadierten sich in einem Erste Klasse-Abteil und hielten ihre Scheibe – manche zum Trotze auch noch das grüne Tuch lieber zum Fenster hinaus. Kontrollierft hat keiner mehr.

Eine DR 202/112 mit zwei Halberstädtern war das höchste, .....manchmal auch nur einer ....und sie liefen im Sandwich. Richtig putzig waren auch Sandwichzüge mit 2x 119 (219) und bisweilen schlichen sich sogar einige Silberlinge dazwischen, die aber eigentlich in ihren angestammten DB-Gebieten tapfer weiter liefen und dort im Vorortverkehr klebten wie Bonbonpapier.

Es war die letzte Zeit des Nachtverkehrs zwischen Köln und Dresden. Von/nach Stuttgart, München, Frankfurt wurde ab sofort geflogen! Ost-Berlin war in Abwicklung, der direkte Zugverkehr innerhalb des „Beitrittsgebietes“ dahin praktisch zum Erliegen gekommen. In der heute sogenannten Frankenmagistrale liefen die IC mit der 252/156 und ersatzweise der 250/155er und nach Berlin wurde nach Ablösung der 155er je nach Verfügbarkeit mit der 112.1 auch 160 km/h gefahren, .....die aber in den Dresdener Hängen hing, wie ein Kartoffelsack, sodass schon bald unter DBAG-Fahne die 120er und der Ableger ICE 1 zu Besuch kam.

Fernverkehre liefen mit der 180 grenzüberschreitend, waren aber zunehmend kaum mehr ausgelastet. Den Städteexpress gab es nicht mehr, die blauen IC-Verkehre teilweise noch mit DR-Beschriftung wurden aufgenommen.

Beispielsweise die Dresdener S-Bahnnetze wurden erheblich eingeschrumpft. Die alten Doppelstockgarnituren wurden nicht nur mit dem bekannten Coca-Cola – Design oder anderer Werbung beklebt, sondern sie erhielten beizeiten eine „Minze – Leberwurst“ vorgespannt. Das könnte man mit dem Kühn – Steuerwagen und Mtx/Piko, sowie einer 243er nach Wahl ebenso nachgestalten. Das runde DR-Logo wurde hier wieder verwendet.

Die Zwiebelzüge liefen von Deuna aus eher in Richtung Westen oder Berlin, zunehmend mit alten DB-Wagen, weil die KVS die DR-Wagen nur abfuhr. Zement aus dem Tschechischen kam mit der Knödelpresse und den von Mtx angekündigten gelben Tennisbällen, die zB dem Baustoffzentrum in Dresden - Übigau zugeführt wurden, .....bis die 1991 noch in kürzester Zeit sanierte Werkbahn stillgelegt wurde.

Was lief bis 1994 im Osten noch zuverlässig im Güterverkehr im Grenzverkehr zur Tschechischen Republik:

Kohleganzzüge. Kesselwagenzüge mit relativ modernen KVG und furchtbar alten VTG-Wagen für Kraftstoffe. Schwerölzüge. Containerganzzüge zumeist mit Taschenwagen. Zementzüge, Getreidezüge, Schotterzüge mit Seitenentladern aber kaum mehr gemischte Züge und wenn, dann sogar bisweilen mit den Kühlwagen und der großen Banane drauf.

Westautos kamen gebraucht per Tieflader aus Holland und waren zumeist orange. Praktisch jeder Hinterhof mit kleiner Autowerkstatt und jede größere Wiese war ab der Währungsumstellung zum Autohandel mutiert und bekam regelmäßig Gebrauchtes oder Ungewolltes und manchmal schon Neuware, bezahlt vom Strohmann aus dem Westen.

Die Tschechen kamen mit Knödelpresse, Hector und Brillenschlange und brachten noch böhmische Kohle. Die Wummen der Baureihe 220 wanderten aufs Abstellgleis,  wurden als Schleppe von der 290 abgelöst und die 118/228 verschwand ebenso.

Genau genommen liefen praktisch nur noch 202-4, 219, 232, 143, 155, 156 und 180.

Tief im Osten, also dem Gebiet der Rbd Dresden sah man planmäßig zunächst keine DB-Loks.
Die 242/142 stand in langen Schlangen in Friedrichstadt abgestellt.
Rangiert wurde, wenn überhaupt, zunehmend mit dem Dieseldreirad, also der DB V60.
1990-92 wurden praktisch fast alle Schmalspurloks, außer den Meyer-Loks,  im Reichsbahn - Ausbesserungswerk (RAW) Meiningen neu gebaut und somit regelmäßig per Zug überführt.

Die 132/232 und 143/243 wanderten zunehmend in des Westen, wo sie zunächst nicht verstanden und von der Presse diskreditiert wurden.
Auch in die Schweiz wanderten vorübergehend 142 (BRAWA) und 243er.

Diese Zeit also nachgestalten zu wollen ist schwer und man erntet dafür keinen Beifall, wenn es nicht um eine ganz persönliche Erinnerung geht.

Gruß Sven
Hallo an Alle,

danke fuer die detaillierten Statements (vor allem an Matthias).

Ja die verlinkten Bilder decken sich ungefaehr mit dem, was ich gestern vor meinem geistigen Auge hatte.

Das bringt mich jetzt erstmal weiter.

Viele Gruesse
N-Tilo

Hallo Sven,

Dir auch noch mal ein Dankeschoen....und natuerlich spielt die Erinnerung eine Rolle.

Viele Gruesse aus Leipzig
Hi N - Tilo !

Hier in laufenden Bildern, musst aber Zeit haben läuft über 2 Stunden, die Qualität ist nicht gerade HD, aber trotzdem einfach nur schön anzusehen.

https://www.youtube.com/watch?v=XmGqMzQFeqw

Gruß Thomas


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