Ein kurzer Überblick, worauf sie beim Einbau von Digitaldecodern
achten müssen.
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Hier wird die allgemeine Prozedur für den Einbau von Decodern beschrieben
und auf mögliche Fehlerquellen hingewiesen - es erhebt jedoch keinen
Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist aber immer empfehlenswert, die
Decoderbeschreibung zuerst zu lesen, da es immer wieder Decoder mit Besonderheiten
(z.B. diverse Selectrix-Funktionsdecoder) gibt.
Die Fahrtrichtung einer Digitallokomotive ist lokbezogen und nicht schienenbezogen,
was so viel heißt, das "Vorne" bei einer Lok immer vorne
ist, egal wie herum sie auf den Schienen steht. Bei "unsymmetrischen"
Lokomotiven (z.B. Dampflokomotiven) ist das noch recht einfach zu sehen,
bei "symmetrischen" Loks (z.B. die meisten E-Loks) ist es schon
etwas schwieriger, vor allem, wenn das Triebfahrzeug etwas weiter weg
ist und man die kleinen Beschriftungen nicht mehr lesen kann.
Als die ersten geregelten Decoder auf den Markt kamen, galt im allgemeinem
die Regel "Den Kondensator parallel zum Motor unbedingt entfernen".
Mittlerweile geben einige Hersteller an, das diese nicht entfernt werden
sollen. Das Problem vom Kondensator parallel zum Motor ist, dass er die
für die Regelung benötigten Spannungsimpulse des Motors während
der Pausen (Selbstinduktion) kurzschließt und es dadurch je nach
Motor und verwendeten Decoder zu Problemen mit der Regelung kommen kann
(ruckeln, langsamlauf, etc.). Andererseits ist der Kondensator auch nützlich,
wenn es darum geht, für den Decoder gefährliche Spannungsspitzen
zu dämpfen. Eine immer gültige Empfehlung über den Verbleib
des Kondensators kann nicht gegeben werden - hier kann nur ein Test bei
jedem Einbau aufschluss geben. Empfehlenswert ist es daher, den Kondensator
bis zum ersten Test nicht zu entfernen - läuft die Look zufriedenstellend,
so kann er bleiben, ansonsten sollte der Kondensator entfernt werden.
Früher wurden meist "flache, kreisförmige" Kondensatoren
verwendet, bei neueren Modellen trifft man immer häufiger SMD-Kondensatoren
an (zumeist in einem Braunton gehalten).
Vorgeschaltete Induktivitäten müssen nicht im Regelfall entfernt
werden - wenn man sie jedoch entfernt, muss anstatt der Induktivität
unbedingt eine leitende Verbindung eingesetzt werden (oder die Induktivität
einfach überbrücken). Die Induktivität kann entweder separat
als kleine Spule mit Kern, als SMD-Bauteil oder als Bauteil im "klassischem
Widerstandsgehäuse" ausgeführt sein.
Sollten in der Zuleitung zum Decoder (also parallel zu den Gleisen) Kondensatoren
geschalten sein, so müssen diese unbedingt entfernt werden, da sie
im Digitalsystem einen Kurzschluss darstellen! An und für sich sollte
so etwas nicht vorkommen, leider gibt es aber sogar Neuentwicklungen,
die eine solche Kondensatoranordnung aufweisen!
Lokomotiven mit Schnittstelle sind in der Regel sehr einfach zu digitalisieren:
Blindstecker von der Schnittstelle abziehen und einen geeigneten Decoder
an die Schnittstelle stecken. Zu Problemen kann es trotzdem kommen, da
Schnittstelle und Decoderstecker nicht in allen Fällen 100prozentig
zusammenarbeiten - Informationen dazu gibt es unter Schnittstellen.
Funkentstörelemente - sofern sie nicht ohnehin am Blindstecker sind
- sollten entweder entfernt (Kondensator) oder überbrückt (Induktivitäten)
werden (siehe oben); Induktivitäten können auch belassen werden.
Bei Lokomotiven ohne Schnittstelle kommt man ohne Lötkolben nicht
aus. Die Litzen des Decoders werden dabei zumeist an die Platine gelötet,
man kann allerdings die Drähte durchaus direkt beim Motor, Licht
etc. anlöten. Besitzt der Decoder keine eigene Isolierung (Schrumpfschlauchhülle),
so muss dafür gesorgt werden, dass der Decoder gegen andere spannungsführende
Teile ausreichend isoliert wird (Isolierband, Doppelklebeband). Selbst
sollte man einen Decoder nicht in Schrumpfschlauch verpacken, da er dadurch
unter Umständen überhitzen kann.
Vor dem Decodereinbau muss eine genaue Analyse des Modells hinsichtlich
folgender Punkte erfolgen:
- Welche Seite der Lok ist "Vorne", wo ist "Hinten"?
- Wo sind Funkentstörelemente eingebaut?
- Wo finde (oder: Wie schaffe) ich genügend Platz für den Decoder?
- Wie funktioniert die Stromabnahme und -verteilung (über Masse,
Anschlussdrähte etc.)?
- Ist der Motor elektrisch mit dem Lokgehäuse verbunden?
- Sind die Lichter gegen das Lokgehäuse / Masse geschaltet?
Zuerst sollte "Vorne / Hinten" festgelegt werden und eventuell
mit einem Textmarker auch auf der Platine / Lokchassis "notiert"
werden. Dadurch ergibt sich auch eine linke und rechte Seite. Eine genaue
Definition gibt es in der NEM 650 - Informationen dazu unter Schnittstelle.
Nachdem der Einbauplatz für den Decoder gefunden / geschaffen wurde,
können die Funkentstörelemente entfernt und die notwendigen
Leiterbahnunterbrechungen angebracht werden. Anschließend kann zur
Verkabelung übergegangen werden. Die elektrischen Verbindungen lassen
sich wie folgt unterteilen:
Die Verbindung sollte möglichst direkt erfolgen, nach Möglichkeit
ohne dafür das Lokchassis als Leiter zu verwenden. Bei manchen Modellen
ist es aber unumgänglich, dass die Masse der Schiene mit der Fahrzeugmasse
(Chassis) verbunden ist. Ist dies der Fall, so muss bei den anschließenden
Verbindungen besondere Sorgfalt herrschen um keine Kurzschlüsse hervorzurufen.
Das schwarze Kabel ist das Massekabel und sollte an die linke Schienenseite
angeschlossen werden. Zumeist ist die Schienenspannung auch auf der Lokplatine
abgreifbar und die Anschlussdrähte können dort angelötet
werden. Ein Vertauschen der Anschlussdrähte (links / rechts) hat
keine Auswirkungen auf die Fahrtrichtung der Lokomotive, da das Digitalsignal
ohnehin gleichgerichtet wird. Eine Ausnahme sind Märklin-Motorola-Decoder
(H0), bei denen unbedingt auf die korrekte Zuordnung geachtet werden muss.
Die Verbindung zwischen Decoder und den beiden Motoranschlüssen muss
potentialfrei erfolgen, d.h. die Motoranschlüsse dürfen keine
elektrische Verbindung zu anderen Teilen haben! Vor allem bei älteren
Modellen kann dies schwierig sein, da manche Motoren eine innenliegende
Verbindung zum Motorgehäuse (und damit unweigerlich auch mit der
Fahrzeugmasse) haben. Bei manchen Motoren mit einer solchen Verbindung
hilft das Zerlegen und Isolieren dieser Verbindung, bei anderen nur der
Wechsel des Motorschildes, das als Ersatzteil erhältlich sein sollte.
Es ist zu empfehlen, immer mit einem Messgerät zu prüfen, ob es keine Verbindung zwischen
einem der beiden Motoranschlüsse und dem Motorgehäuse gibt.
Das graue Kabel gehört an die linke Anschlussseite des Motors, das
orange an die rechte. Sollte man die Anschlüsse verkehrt verdrahten,
so bewegt sich die Lokomotive in die jeweils umgekehrte Richtung. Eine
Korrektur ist bei DCC-Decodern über CV 29 Bit 0 möglich, bei
Selectrix-Decodern zumeist über die Adresse 0.
Ist der Motor über Federbleche an die Platine angeschlossen, so müssen
die Leiterbahnen, die zu den Federblechen führen, unterbrochen werden.
Die Anschlüsse können danach direkt an die Federbleche oder
Leiterbahnenden gelötet werden.
Die Verbindungsdrähte können auch direkt an die Motoranschlüsse
gelötet werden, allerdings mit dem Nachteil, dass bei einem Motorwechsel
oder beim Motorausbau (z.B. für Reinigung, Wartung) die Anschlüsse
immer ab- und wieder angelötet werden müssen.
Das Licht wird je nach Verdrahtung gegen Masse (wie bei der NEM 651 Schnittstelle
der Fall) oder gegen einen gemeinsamen Pluspol (Kabelfarbe blau, bei Schnittstellen
nach NEM 652 der Fall) geschalten - der Pluspol darf unter keinen Umständen
eine Verbindung zur Masse haben. Bei einer Beschaltung gegen Masse (welche
Schienenseite herangezogen wird ist nicht von Bedeutung, standardmäßig
ist es die linke Schienenseite, das schwarzes Kabel) steht nur die halbe
Leistung zur Verfügung. Bei Selectrix-Decoder wird das Licht generell
gegen Masse geschalten.
Die beiden Lampen werden jeweils direkt angeschlossen, wobei das weiße
Kabel für das vordere Licht (und dem eventuell vorhandenem hinteren
Rücklicht) und das gelbe Kabel für das hintere Licht (und dem
eventuell vorhandenem vorderen Rücklicht) ist.
Sonderfunktionen (Kabelfarben nicht definiert, die Betriebsanleitung des
Decoders sollte Auskunft geben) werden gleich wie das Licht angeschlossen,
allerdings bedingen manche angeschlossenen Geräte (Digi-Kupplung,
Rauchgenerator...) aufgrund der hohen Leistung den unbedingten Anschluss
gegen den Pluspol (blaues Kabel) - Informationen darüber sollten
den Geräten beiliegen.
Bei neuen Decodern können die Ausgänge für Licht und Funktionen
gedimmt werden. Bei DCC-Decodern, die Function
Mapping unterstützen, können die Ausgänge zugeordnet
und definiert werden. Bei neueren Selectrix-Decodern sollten alle Anschlüsse
(auch Motoranschlüsse) softwaremäßig getauscht werden
können.
Manche Selectrix-Funktionsdecoder bedingen eine völlig andere Beschaltung
- es gibt keine gemeinsame Masse, sondern ein Verbraucher wird gegen die
linke Schiene und der andere gegen die rechte Schiene beschalten!