Nassschiebebilder / Schiebebilder (Neudeutsch: Decals)
Ein Beitrag über Nassschiebebilder von Fidelis Wolf.
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Allgemein
Als Quelle für diesen Artikel diente das Buch ALBA-Modellbahn-Praxis
Spezial "Lackieren, Altern und Beschriften". Wie man Modelle
durch Farben verbessert, von Christian Wilke.
Dieses ist nur EIN Modellbahn-Buch aus der vielfältigen ALBA-Modellbahn-Praxis-Reihe
AMP. Sinnergänzende und erweiternde Kommentare wurden von mir,
gestützt durch meine eigene 35 jährige Nassschiebebilder-Erfahrung,
hinzugefügt.
Decals kann jeder aufbringen. Man braucht dazu keinerlei Super-Spezialkenntnisse
und auch keinen Zauberspruch! Dermaßen optisch aufgewertete Modelle
gewinnen an Ansehen und Wert - schafft man doch ein Modell, welches es
in dieser Form kein zweites mal zu bestaunen gibt!
Nassschiebebilder
Decal - was ist das?
Decals sind Abziehbilder, auch "Nass-Schiebebilder" genannt.
Decal ist die Abkürzung von "Decalcomania" und heißt
so viel wie "Prozess zum Übertragen von Bildern oder Schrift".
Das Decal besteht aus einer Spezialfolie, welche auf einem Trägerpapier
aufliegt. Zwischen beiden Lagen besteht eine wasserlösliche Klebeschicht.
Die Übertragung des Spezialfilms, welcher als Zahl(en), Buchstabe(n),
Wappen, Linien, etc. bei diversen Herstellern erstanden oder auch angefertigt
werden kann, geschieht mittels Papierträger, lauwarmen Wasser und
einer Portion Geduld mit Ruhe!
Decals wozu?
Decals dienen bei unserer Sichtweise dazu, ein Modell durch Anbringung
der Nassschiebebilder Epochenmäßig-, Bahnverwaltungsmäßig-,
berichtigend, etc. auf den persönlich gewünschten Stand zu bringen.
Vorteile
Nassschiebebilder gibt es in großer Auswahl. Sie haben den besonderen
Vorteil, dass man in nur einem Arbeitsgang mehrfarbige Beschriftungen,
wie z.B. Werbeaufschriften / Wappen an Güterwagen oder Fahrzeugen
des öffentlichen Nahverkehrs, Privat- und Werkbahnen oder an Modellautos,
anbringen kann. Ein weiterer Vorteil der Abziehbilder ist, dass sie während
des Aufbringens ständig justiert werden können.
Nachteile
Das Schiebebild hat manchmal den Nachteil einer leicht glänzenden
Oberfläche. Manche Nassschiebebilder haben sogar eine glanzlackierte
Oberfläche, die sich deutlich vom seidenmatten Modelluntergrund abhebt.
Abhilfe
Man kann die Decals vor dem Einweichen knapp am Farbrand entlang mit einer
Schere ausschneiden - dadurch entfällt der drucktechnische erforderliche
Lackrand. Eine ruhige Hand ist dabei aber vorausgesetzt!
Wer sich als Modellbahner/bauer an diesem Glanz stört, sollte entweder
das Nassschiebebild oder besser noch das ganze Modell nach dem Beschriften
mit einem matten oder seidenmatten Klarlack lackieren (Airbrush). Dann
ist auch an diesen Beschriftungen nichts mehr auszusetzen. Weiterhin hat
die Abdeckung den Vorteil, dass die Beschriftung gegen mechanische Beschädigungen
weitgehend geschützt wird. Manche Nassschiebebilderqualitäten
neigen nach Jahren dazu, ausgetrocknet und spröde vom Modell zu "bröckeln".
Wie werden die Schiebebilder aufgebracht?
Werkzeug
So kinderleicht, wie manch einer sich das Anbringen der Abziehbilder vorgestellt
hat, ist es nicht. Wer es nicht richtig macht, wird sich anschließend
über den Schaden ärgern. Was braucht man als Arbeitsgerät?
Eine kleine, scharfe, spitze Schere, eine feine Pinzette, einen mittelgroßen
Aquarellpinsel, dazu eine Untertasse mit lauwarmen Wasser und ein fusselfreies
Tuch. Fakultativ helfen Ohrenstäbchen (z.B. Q-Tips o.ä.), Zahnstocher
und Papiertaschentücher ebenfalls weiter.
Untergrund
Bevor wir irgendwelche Decals aufbringen können, muss der gewählte
Untergrund GLATT, TROCKEN und STAUBFREI sein.
GLATT im Sinne von eben - am besten ist
der Untergrund mit einer Hochglanzlackschicht versiegelt. Dieser Lack
füllt leichte Unebenheiten flächig gleichmäßig (eben
glatt) aus. Zusätzlicher Nebeneffekt: der meist unerwünschte,
ebenfalls glänzende Trägerfilm des Decals "verschwindet"
auf dem Glanzlack.
TROCKEN im Sinne von durchgetrockneter
Farbe / Lack! Sollte der Untergrund nicht völlig durchgetrocknet
sein, kann es sich leicht ergeben, dass das angeweichte Decal sich nicht
richtig oder garnicht "schieben" lässt.
STAUBFREI im Sinne von Vermeidung von Fremdeinschlüssen
unter und über dem aufgetragenen Decal.
Decal aufbringen
Die Schrift oder Zeichen sind auf einen sehr dünnen Lackfilm aufgedruckt,
der seinerseits auf einer Papierunterlage klebt. Durch das Wässern
im lauwarmen Wasser löst sich der Lackfilm vom Papier und kann auf
das Modell übertragen werden. Man kann sich leicht vorstellen, dass
der Klebstoff nicht durch zu langes Liegen im Wasser verdünnt oder
aufgelöst sein darf.
Deshalb: Decals immer nur einzeln und für ca. 15-30 Sekunden wässern
und nach kurzem Durchweichen an der Luft aufbringen. Die Wartezeit hängt
stark von der Größe des Decals und vom Hersteller / Qualität
des Nassschiebebildes ab. Sobald sich der Lackfilm leicht auf dem Papier
verschieben lässt, hält man das Ganze mit der Pinzette ans Modell
und schiebt (per Pinzette, Pinsel, Finger) den Lackfilm vorsichtig an
die richtige Stelle auf dem Modell. Mit einem weichen Tuch wird das überflüssige
Wasser vorsichtig abgetupft und das Decal (hierbei nicht seitlich verschieben)
leicht angedrückt. Jeder kleinste seitliche Druck führt sofort
sichtbarer unerwünschten Verschiebungen. Bei größeren
Nassschiebebildern und besonders dünnen Lackfolien kann dadurch auch
das Bild in sich verzerrt werden, was oftmals überhaupt nicht mehr
vollständig zu korrigieren ist.
Durch leichtes Anfeuchten mit dem Pinsel (Wattestäbchen) kann allerdings
manch schiefsitzendes Schiebebild noch in die richtige Lage verschoben
werden.
Wenn es sich nicht mehr leicht verschieben lässt, darf man es an
einer Ecke vorsichtig mit der Pinzette anheben und mit dem Pinsel die
Klebefläche am Modell wieder leicht anfeuchten. Wenn man das Bild
auf diese Weise mehrmals verschiebt, geht die Haftfähigkeit verloren
- man kann es dann nur noch mit Klarlack ankleben. Bis das Decal völlig
angetrocknet ist, sollte man es nicht mehr berühren. Zu leicht kann
sich ein Teil des Bildes oder das ganze Bild wieder verschieben oder gar
einreißen.
Weichmacher für Nassschiebebilder
Der Fachhandel bietet eine ganze Reihe von so genannten Weichmachern an.
Diese Flüssigkeiten machen das Decal weich, lassen es auf dem Untergrund
haften, treiben evtl. vorhandene feine Luftbläschen heraus und schmiegen
das Decal über Nieten oder andere Oberflächendetails.
Aber auch hier gilt: Übung macht den Meister !
Alternativ zu den Industriellen Weichmachern können auch mit Essig
oder Spiritus entsprechende Versuche angestellt werden.
Pannenhilfe bei Schiebebildern
Schiebebild sitzt in der falschen Position (nach dem Trocknen)
Mit dem Pinsel einwässern, bis sich das Schiebebild wieder verschieben
lässt. Verdünnte Essiglösung oder z.B. "Solvaset"
wirkt besser als Wasser. Schiebebilder anschließend verschieben
und wieder trocknen lassen.
Schiebebild löst sich beim trocknen teilweise oder ganz
Kleber wurde durch zu langes Wässern zu stark verdünnt. Schiebebild
leicht anheben und mit einem feinen Pinsel Spiritus oder stark verdünnten
Klarlack unter die abgelöste Stelle geben und das Schiebebild wieder
glatt streichen.
Luftblasenbildung nach dem Andrücken
Schiebebild wurde nicht von der Mitte nach außen angedrückt.
Das Schiebebild an einer Ecke leicht anheben und die Modelloberfläche
mit dem Pinsel wieder anfeuchten. Dann das Schiebebild von der Mitte nach
außen wieder neu andrücken.
Schiebebild splittert beim Trocknen oder Wässern
Leider lässt sich hier nichts mehr retten. Wahrscheinlich ein überaltertes
Schiebebild. Gerissene oder gesplitterte Decals durch neue ersetzen.
Trägerfilm ist nach dem Trocknen sichtbar
Schiebebild liegt nicht luftdicht an und spiegelt daher. Neu "festkleben"
mit Klarlack, der auf das Modell und die Schiebebildrückseite gestrichen
wird.
Aufbringen eines Decals in Bildern
Artikel mit freundlicher Genehmigung vom Alba
Verlag.
Danke an Fidelis Wolf für die Zusendung.
Das sagen User zu diesem Thema (4 Beiträge):
Es gibt jedoch eine Reihe von kleinen Herstellern und Händlern von Decalpapiere welche entweder individuelle Decals im Kundenauftrag preiswert herstellen. z.B. www.drucker-onkel.de oder hochwertige Decalpapiere für alle handelsüblichen Laserdrucker auch der neusten Generation (Polymertoner) vertreiben, z.Bsp. XeroDecor T45 bei der Fa. Conrad Elektronik
Decalfilm gibts bei Conrad Elektronic, in Weiß und Klar. Mit Beschreibung zur Herstellung der Decals.
Bei Fragen e-Mail
die Materialien für die Schiebebilder kaufen?
Also die Folie und die Farbe?
Kann mir da jemand helfen?
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