Einbau einer Glasmachers-Schnecke in eine Roco BR 80
Vorabinfo zum Test:
Die benötigten Teile für den Umbau wurden von Stefan Glasmachers
zur Verfügung gestellt. Es war mein erster Umbau / Veränderung
der Getriebeeinheit bei einem Lokmodell. Aufgrund der detaillierten Einbaubeschreibung
durch Herrn Glasmachers war der Einbau aber kein Problem. Alle für
den Einbau benötigten Teile sind im Lieferumfang enthalten (Bild
1) - zusätzlich ist nur noch ein Schraubstock und ein kleiner Nagel
(oder ähnliches) nötig.
Beschreibung des Einbaus:
Zuerst wird die Lok laut Gebrauchsanleitung auseinander genommen - wer
eine Digitalkamera hat, kann sich eventuell noch ein Bild von der genauen
Anordnung der Getriebeteile machen und sich so den Zusammenbau am Ende
etwas erleichtern. Alternativ kann man sich auch eine Skizze machen, die
Teile in exakter Reihenfolge zwischenlagern oder es sich einfach merken.
Meist kann im Notfall auch die Betriebsanleitung (Ersatzteillisten) beim
Zusammenbau helfen.
Im Bild 1 ist die doppelgängige Schnecke (richtigerweise müsste
es eigentlich "halbgängig" heißen - die meisten bezeichnen
sie jedoch als "doppelgängig") und das kleine mitgelieferte
Messingteil zu sehen, das für den Zusammenbau gebraucht wird. Im
Bild 2 sieht man den Unterschied zwischen der originalen Schnecke und
der doppelgängigen Schnecke. Hierbei wird auch klar, wie die neue
Schnecke wirkt: Die Geschwindigkeit der Lok wird bei gleicher Motordrehzahl
durch die doppelte Anzahl der Schnecken-Zwischenräume halbiert. Da
der Motor jedoch ein geringeres Drehmoment aufbringen muss, dreht er bei
gleicher Fahrspannung etwas höher, wodurch die Höchstgeschwindigkeit
nicht genau im Verhältnis 1:2 sinkt.
Nach dem Ausbau werden alle Teile von der Welle abgezogen - die Kappen
mit der Hand, die Schnecke selbst mittels einem kleinen Nagel, der in
einem Schraubstock eingespannt ist (Bild 3), millimeterweise weiter nach
außen gegeben wird und so die Schnecke Stück für Stück
von der Welle geschoben wird (Bild 4).
Nach erfolgter Trennung (Bild 5) wird die neue Schnecke mit der Hand bis
zum Anschlag auf die Welle geschoben (Bild 6). Danach wird die Welle samt
dem mitgelieferten Messingdrehteil (sieht aus wie eine kleine Schwungmasse)
in den Schraubstock gespannt und mit Gefühl etwas zusammengedreht
(Bild 7). Achtung: Der Schraubstock darf nur so weit zugedreht werden,
dass die Welle nicht über das Messingteil ragt - ansonsten wird die
Welle verbogen und ist nicht mehr brauchbar. Wenn die Schnecke richtig
auf der Welle sitzt (Bild 8), werden die Anbauteile/Halterungen wieder
mit der Hand aufgesteckt (Bild 9).
Nun kann die fertige Welle wieder eingesetzt werden. Die Schnecke etwas
mit Getriebefett schmieren, die Getriebeabdeckung aufstecken und schon
kann es zur Probefahrt gehen.
Fazit:
Der Umbau geht leicht und zügig. Der erzielte Effekt ist eine Lok
mit stark verbesserten Fahreigenschaften - vor allem im Langsamfahrbereich
- und verringerter Höchstgeschwindigkeit. Da sich die Umbaukosten
bei einem einfachen Schneckentausch im Rahmen halten und der erzielte
Effekt gut ist, kann ein solcher Umbau auf jeden Fall empfohlen werden
- auch wenn man auf dem Gebiet des Getriebeumbaues noch keine Erfahrungen
hat.
Link, Bezugsquelle, Preis:
Hersteller: Stefan Glasmachers
Link: www.glasmachers.com
Sonstiges:
Stefan Glasmachers verschickt die Umbauanleitungen an Interessenten auch vorab per Email. Traut man sich den Einbau nicht selbst zu, kann man somit im Bekanntenkreis oder bei Fachwerkstätten anfragen, ob jemand den Einbau übernimmt.
Das sagen User zu diesem Thema (die letzten 5 Beiträge, 10 Beiträge insgesamt):
ich habe mittlerweile 7 Loks der Firma Fleischmann mit der doppelgängigen/halbgängigen Schnecke von Herrn Glasmacher ausgestattet.
Bei Lokomotivmodellen ab den neunziger Jahren ist der Einbau absolut problemlos.
Eine 103, und 151 aus dieser Zeit liefen gleich nach dem Einbau perfekt langsam. Die Fahreigenschaften sind zu vergleichen mit Kato Lokomotiven ab den 00er Jahren. Besser geht es einfach nicht! Auch nicht durch einen Motortausch.
Da ich zusätzlich zum Umbau auch noch Digital fahre, konnte ich feststellen, dass die Kombination aus höherer Drehzahl und elektronischer Motorregelung wirklich einen Quantensprung bezüglich Fahrdynamik und langsam-Fahreigenschaften darstellt. Die Zugkraft dieser Loks ist jetzt wirklich um ein Vielfaches höher. Ein schöner Nebeneffekt des Umbaus, und Digitaler Steuerung ist, dass die Kennlinie aus anliegender Motorspannung und Drehzahl schon bei geringen Geschwindigkeiten sich einer Geraden annähert (entsprechend der Standardprogrammierung des Decoders), sodass die Lok in fast allen Fahrstufen auch eine entsprechend realistische Geschwindigkeit fährt.
Bei älteren Lokomotiven von Fleischmann aus den 70er und 80er Jahren ist der Umbau etwas aufwändiger, aber hier hilft die sehr detaillierte Beschreibung für den Einbau. Zusätzlich muss man aber beim Umbau älterer Lokomotiven berücksichtigen, dass die Motoren bei gleicher Spannung ein geringeres Drehmoment haben, also insgesamt schneller Drehen. Auch sind oft die mech. Lateraltoleranzen der Motorwelle grösser. Deswegen bei älteren Modellen unbedingt den Motor zerlegen und die mitgelieferten Lagerringe einsetzen, bis das Lagerspiel minimal ist. Eine weitere Herausforderung bei älteren Modellen ist, dass der Motor oft zu tief im Druckgussrahmen sitzt und daher Zwängungen zwischen Schnecke und Stirnrad entstehen, die den Motor blockieren. Vorsicht! Wenn der Motor nicht dreht, sofort Spannung ausschalten, da er sonst durchbrennt. Dieses Problem trat bei manchen Modellen sogar schon mit der alten Schnecke auf, und zeigte sich in einem sehr ungleichmässigen Lauf.
Leider sitzt bei vielen sehr alten Modellen nicht nur der Motor zu tief, sondern auch schräg, sodass die Schnecke auf einer Seite zu tief, und auf der anderen Seite zu hoch über dem Schneckenrad sitzt. Ich habe Stunden verbracht, diese Motorfehlstellung, welche mit der alten Schnecke unproblematisch ist, auszugleichen für die feinere Glasmacher Schnecke. Alles mit mässigem Erfolg. Wenn der Motor auch nur einen zehntel Millimeter zu tief sitzt, blockiert er, denn es gibt auf der Motoraussparung keinen vernünftigen Anschlag wo er exakt justiert werden kann. Auch Unterlegen von Papier oder Tesastreifen hat oft nicht geholfen. Dann habe ich entdeckt, dass die Schneckenräder etwas zu breite Zähne haben, sodass Diese schon bei geringer Eintauchtiefe der Schnecke blockieren. Ich habe dann die Plastikzähne mit einer feinen Dreiecksfeile, vorsichtig, gleichmässig von Hand zugespitzt, sodass die Zähne am äussersten Rand "schärfer" wurden. Danach war keine Korrektur der Lage des Motors mehr notwendig, die Zwängung weg, und die Zahnräder drangen dadurch tiefer in die Schnecke ein, sodass Diese auch bei starker Belastung nicht mehr aus der Schnecke springen konnten. Bei längeren Motorwellen wird eine zusätzliche Halterung für die Welle geliefert. Das in Kombination mit den Zugespitzten Zähnen der Schneckenräder sorgt für absolut ruhigen und zuverlässigen Lauf.
Wie gesagt, es ist ein Problem das nur bei sehr alten Modellen der Fa. Fleischmann entsteht. Die gelieferten Teile von Herrn Glasmacher sind absolut hochwertig und sehr präzise verarbeitet. Das Anspitzen der alten Plastikzahnräder dauert 5 Min. je Stück. Ich glaube auch, dass Herr Glasmacher mittlerweile angespitzte Zahnräder in sein Lieferprogramm aufgenommen hat. Auch beschreibt er in seiner Anleitung wie man die alten Motoren durch minimale Veränderung zuverlässiger macht. Sehr hilfreich!
Alle umgebauten Loks, sind nun Lauftechnisch absolute Spitzenmodelle, ohne substantielle Eingriffe wie beispielsweise Motortausch. Ich bin sehr froh dass es diese speziellen Schnecken für den Umbau gibt, denn eine Digitalisierung macht nur Spass, wenn die Lok schon vorher seidenweich läuft.
Grüsse,
Willi Lauer
als ungeübter Mobaanfänger und Gärtner kann ich nur bestätigen, daß der Einbau der Glasmachersschnecke in Eigenregie problemlos ist. Die alte 01 von MTX mit Dreipolmotor ist damit vernünftig zu fahren. Bei einem geringeren Arbeits- und Kostenaufwand, den ein Umbau auf einen anderen Motor erfordern würde (Änderungen am Chassis). Der Support von Herrn Glasmachers ist sehr gut. Preis- Leistung super.
Danke für die Anregung dazu hier bei 1:160.
Mit freundlichen Grüssen, Mathias
Ich habe von Fleischmann bisher 38 91 94 umgebaut, sie laufen alle viel besser als vorher.
Gruß von Karl - Michael
ich nehme an, dass Sie noch nie eine halbgängige Schnecke in der Hand gehabt haben, denn die gibt es ja nicht. Um Ihren Beitrag abzurunden, fehlt noch ein Statement wie "Das haben wir immer schon so gemacht und nicht anders."
Entgegen "allem Ansehen" (Ihrem Ansehen) handelt es sich nicht um eine eingängige Modul-0,3-Schnecke, die Sie auf den Bildern sehen, sondern um eine halbgängige Modul-0,4-Schnecke. Dass diese einwandfrei mit einem Modul-0,4-Schneckenrad kämmt, hat mit "Glück" nichts zu tun, sondern mit dem Entwicklungsaufwand, der dahintersteckt. Wie die Schneckenräder nach längerem Betrieb (über 700 Stunden) aussehen, können Sie sich im N-Bahn-Magazin 5/2007 (Artikel ab S. 54) anschauen. Soviel zur Praxis, die dem Lehrbuchwissen von 1960 möglicherweise widerspricht.
Wie Herr Huls richtig feststellt, ergibt sich die Bezeichnung "halbgängige Schnecke" zum einen aus der Logik des Übersetzungsverhältnisses - und warum sollte diese Logik nicht aufgehen? Zum anderen ist der Gang der Schnecke zwar nicht in seiner "Anzahl", aber in seinen Dimensionen (Breite, Tiefe) ungefähr halbiert, so dass die Bezeichnung auch insofern Sinn hat.
Nichtsdestotrotz: Konstruktive Kritik an der Bezeichnung und auch sonst ist jederzeit willkommen! Wer einen besseren Vorschlag hat, möge doch bitte eine E-Mail an modellbahnantriebe@web.de senden!
Viele Grüße
Stefan Glasmachers
Es ist meiner Ansicht nach eine etwas unglücklige Namensgebung die hier spielt.
Herr Kühne hat Recht insofern dass es keine halbgängigen Schnecken gibt, im
Maschinenbau z.B..
Besser wäre es von "Schnecken mit halber Steigung beim jeweiligen Modul" zu sprechen, nur ist das mehr eine Umschreibung als ein Wort.
Im praktischen Sinne ist "halbgängige Schnecke" ein halbherziger Kompromiss,
eine zweigängige Schnecke ergibt die halbe Übersetzungszahl in einer Getriebe-
stufe, eine dreigängige das drittel, eine viergängige das viertel, usw..
In entgegengesetzter Richtung redenierend geht das aber nicht auf.
Viele Grüsse aus den Niederlanden.
Thé.
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