Selbstbau eines Tunnelportales / Steinmauern

Selbstbau eines Mauerwerk-Tunnelportals für eine zweigleisige Strecke im Kurvenbogen. Mit der hier beschriebenen Technik können auch alle anderen Arten von Steinmauern hergestellt werden.

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Planung

Auf einem Blatt Papier wird mit Hilfe von Zirkel und Lineal eine gefällige Form für das Portal gezeichnet. Als höchster Durchfahrtspunkt wurde 60 mm gewählt, wobei die Schienen um etwa 4 mm erhöht auf einer Korkbettung verlaufen. Damit ist das Portal auch für eine eventuell später folgende Oberleitung hoch genug. Der Schienenabstand entspricht mit 33,6 mm dem Standardschienenabstand von Roco/Minitrix, der verlegte Innenradius ist R3 (Radius 261,8 mm) von Roco. Passend zur geplanten Landschaftsform werden auch seitliche Stützmauern vorgesehen.

Nachdem eine gefällige Portalform gefunden ist, wird ein Papiermodell mitsamt den Stützmauern gebaut. Das Modell dient zur Stellprobe, um zu kontrollieren, ob das Portal groß genug ist, um auch die Fahrzeuge mit dem größten Kurvenüberhang problemlos einsetzen zu können.
Download: Maßstäbliche Skizze der Portalform als PDF

Theoretisch kann man die Tunnelportalform und -maße auch nach der NEM bestimmen. Zuständig dafür sind die Normen NEM 102, 103, 105 und 112 - abrufbar unter www.morop.org.



Bau des Portales

Nach erfolgreich absolvierter Stellprobe wird die Portalform auf einen starken Karton übertragen (hier ein etwa 2 mm starker Karton) und mit einem scharfen Bastelmesser ausgeschnitten. Die seitlichen Stützmauern sind eigene Teile, da sich Karton in dieser Materialstärke schlecht knicken lässt. Die Stützmauern werden stumpf mit Alleskleber oder Leim angeklebt und mit zusätzlichen Kartonstreifen fixiert. Den Mauerabschluss bildet ein etwa 1 mm starker Kartonstreifen mit 5 mm Breite. Auf der Portalinnenseite wird ein etwa 2 cm breiter Kartonstreifen angeklebt, um noch ein wenig Mauerwerk im inneren des Tunnels nachbilden zu können. Da das Portal, wie anfangs erwähnt, im Kurvenbogen aufgestellt wird und diese Stelle nach dem Einbau schwer einzusehen sein wird, ist dieser kurze Mauereinsatz ausreichend. Nach dem Einbau in die Anlage wird die Tunnelinnenwand noch mit einem farblich angepassten Karton ohne Mauerstruktur verlängert.



Auf das fertige Kartongerüst wird mit einer kleinen Spachtel jeweils eine kleine Fläche mit einer dünnen Schicht fertig abgerührter Spachtelmasse (erhältlich im Baumarkt) bestrichen. Nachdem die Spachtelmasse leicht angetrocknet ist, wird mit einem kleinen Schraubendreher (oder etwas ähnlichem) die Steinstruktur herausgeritzt. Dazu bedarf es, neben einer Portion Geduld, auch ein Stück Stoff, an dem man die beim Herausritzen am Schraubendreher hängenbleibende Spachtelmasse abstreifen kann. Beim Ritzen sollte man darauf achten, keine kreisrunden Steine zu ritzen und die Steine nicht zu eintönig zu gestalten – ein wenig Abwechslung in Form und Größe der Steine tut der Optik gut, sofern man Bruchsteine nachbilden will.
Es dürfen keine zu großen Spachtelmasse-Flächen aufgetragen werden, da das Ritzen einige Zeit in Anspruch nimmt und dies nur bei der noch feuchten Spachtelmasse möglich ist. Das Mauergesims wird mit einer dünnen Schicht Spachtelmasse überzogen.



Nachdem die Struktur fertig geritzt und die Spachtelmasse durchgehärtet ist, wird das Tunnelportal mit einem feinen Schmirgelpapier gefühlvoll verschliffen. Dadurch werden unschöne Spitzen, die beim Herausritzen entstehen, entfernt. Auf den ersten Blick sieht es dann zwar aus, als ob keine Struktur mehr vorhanden wäre - sie kommt aber wieder zum Vorschein, sobald man das Portal abbläst oder mit einem Pinsel reinigt. Die Gesimse werden zu den Kanten hin leicht rund geschliffen, sodass eine leicht gewölbte Oberfläche entsteht.

Als nächster Arbeitsschritt wird das Portal flächig mit leicht verwässerter dunkler Acrylfarbe gestrichen – am einfachsten einen Farbklecks auf eine Platte geben, den Pinsel in Wasser tauchen und den wassergetränkten Pinsel mit der Farbe auf der Platte verrühren. Durch die Verwässerung des Lackes wird vermieden, dass die Mauerritzen von der Farbe zugeklebt werden. Der dunkle Grundton muss nicht über die gesamte Fläche gleich sein – er kann in der Farbe durchaus variieren.
Nach dem Trocknen werden mit hellerer Farbe die einzelnen Steine hervorgehoben. Dazu wird ein Stück Schwamm ein wenig in helle Farbe getunkt. Die meiste Farbe des Schwammes wird danach auf ein bereitgelegtes Kartonstück aufgetragen („ausgequetscht“) – lediglich der letzte Rest wird für das Färben des Tunnelportals verwendet. Mit dem Schwamm sanft über das Portal streichen - dadurch werden nur die erhabenen Stellen des Mauerwerks gefärbt und die Steinzwischenräume bleiben dunkel. Die helle Farbe braucht nicht deckend sein, sondern soll lediglich den dunklen Grundton auf den Mauersteinoberflächen brechen. Durch ungleichmäßiges auftragen und zumischen verschiedener Farbtöne (braun, grün, gelb etc.) wird ein ansprechendes Aussehen erreicht. Man kann nach den hellen Farben auch wieder partiell dunkle Farben auftragen, um z.B. Rauchspuren über den Gleisen nachzubilden. Einzelne Steine können abschließend noch mit Pinsel und Lack betont werden.

Das Gesims wird mit grauer Farbe gestrichen, wobei auf die nasse Farbe feiner Quarzsand gestreut wird, um eine raue Oberfläche zu bekommen. Nach dem Trocknen können auch hier mit dem Schwamm einige Farbunregelmäßigkeiten hinzugefügt weren. Gleichzeitig mit dem Färben des Portals wird auch ein Kartonstreifen mit dem gleichen Farbton bemalt und danach mit den gleichen hellen Farbtönen färblich gebrochen. Dieser Kartonstreifen stellt beim Einbau in die Anlage die Weiterführung der Tunnelröhre dar, damit nicht der (offenkundige) Eindruck entsteht, dass nach dem Portal einfach nur noch ein großes Loch sei.

Natürlich kann man die Farbgebung des Portals auch genau umkehrt machen: Die Steine dunkel und die Zwischenräume hell – je nach Geschmack.



Mit dem fertigen Portal nochmals eine Stellprobe mit langen Schnellzugwagen durchführen und die Einbauposition genau markieren. Das Portal danach anleimen und rundherum die Landschaft modellieren und gestalten.



Weitere Anwendungsgebiete

Durch Variation der Steinstruktur können mit der beschriebenen Methode alle Formen von gemauerten Bauten gemacht werden, wie zum Beispiel Stützwände, Brücken, Viadukte bis hin zu Steinhäusern. Nachstehend einige Bilder von Kunstbauten, die in der gleichen Verfahrensweise hergestellt wurden.



Das sagen User zu diesem Thema (4 Beiträge):


Am: 19.09.2015 16:11

Tunnelportale und Stützmauern ect. lassen sich sehr gut aus einer dünnen Rigibsplatte erstellen. Nach dem entfernen der oberen Papierschicht wird das Gips befeuchtet und man kann das gewünschte Relieff ritzen. Nach dem trocknen einfach bemalen oder Lackieren.
Viele Grüße
Michael

Von: Daniel
Am: 17.09.2012 13:47

Was auch sehr gute effekte abgibt, ist die Keramistone Granit imitat modellierpaste. Bin gerade am Portal basteln und sieht sehr echt aus! Steine in die Oberfläche Modellieren, eventuell die Fugen ein wenig mit dunkler Farbe behandeln, und fertig ist das Teil

Von: mmmzzz
Am: 19.07.2011 16:45

Ich habe mir das Einritzen der Mauersteine geschenkt, indem ich einen Abguß eines fertigen Tunnelportals bzw. fertiger Mauer verwendet habe. MfG mmmzzz

Von: minow24
Am: 22.03.2011 11:46

Das Tunnelportal entspricht nicht exakt den Vorschriften der Deutschen Bahn, in diesem Falle die RiL 853.
Der Radius des Tunnelgewölbes beträgt hierbei 6,85m bei einem Mittelpunkt bei 1,34m über SO nach alter RiL, bzw. 1,38m über SO nach neuer RiL.
Dementsprechend müßte der Radius in Spur N 43 mm betragen, der Mittelpunkt bei 9mm liegen.
Ich habe eine dementsprechende Skizze gezeichnet, welche ich gerne auf Anfrage zur Verfügung stelle.
Viele Grüße,
minow24.

 


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