Vorstellung / Test von Rautenhaus SLX 870 Multiprotokolldecoder DCC / SX / Analog
Vorabinfo zum Test:
Der hier vorgestellte Multiprotokolldecoder SLX 870 wurde vom Modellbahn-Digital-Versand-Radtke
(MDVR) zur Verfügung gestellt. Getestet wurde der Decoder mit dem
Fleischmann TwinCenter und einem alten Roco-Analog-Trafo.
Technische Daten, Funktions-Eckdaten:
- SX, DCC und Analogbetrieb, automatische Betriebsarterkennung
- DCC:
14/28/128 Fahrstufen
kurze und lange Adressen
Vertauschen der Anschlüsse
Motorregelung einstellbar - SX:
31 Fahrstufen (intern 127 Fahrstufen)
111 Adressen
Erweiterte Kennwerte (Vertauschen von Anschlüssen, Motorregelung etc) - 3 Funktionsausgänge im SX-Betrieb, 4 im DCC-Betrieb
- Hochfrequente Motoransteuerung für Glockenankermotore
- Lastgeregelt
- Motorausgang kurzschlussfest, Schaltausgänge überlastsicher
- Gesamtstrom max. 1000 mA (Motor max. 1000 mA, Licht max. je 300 mA, Zusatzfunktion max. 50 mA)
- Abmessungen: 13,8 x 9 x 1,8 mm
Bild:
Beschreibung:
Der neue Multiprotokolldecoder SLX 870 (es gibt auch einen Vorgänger-Decoder
mit der Bezeichnung SLX 870, der um einiges größer war) besticht
vorerst einmal durch seine sehr kleine Bauweise: nur 13,8 x 9 x 1,8 mm!
Damit lässt sich der Decoder problemlos in den meisten N-Modellen
ohne weitere Fräsarbeiten einbauen. Die Regelung funktioniert sehr
gut und die Lok fährt, auch bei Modellen mit schlechten Antrieb/Motor/Getriebe,
sehr langsam und ruhig. Die Regelung selbst kann in 16 Stufen variiert
werden. Der Decoder funktioniert in allen Protokollumgebungen tadellos
- das Protokoll wird automatisch erkannt, wobei DCC das Protokoll mit
der höchsten Priorität ist.
DCC-Betrieb / Programmierung
Da der Decoder vom Aufbau und der Funktionslogik ein um das DCC-Protokoll
erweiterter SX-Decoder ist, ergeben sich - für DCC-Decoder - ungewöhnlich
wenig Konfigurationsvariablen (CV´s). Der erste Eindruck täuscht
jedoch: Der Decoder kommt mit den wenigen CV´s aus und lässt
sich gut an die Motor/Getriebecharakteristik anpassen.
Die Programmierung der CV´s funktioniert sowohl Bit- als auch Byteweise.
Die Programmierung der Lokadresse funktioniert auch per Register (Register
1), Hauptgleisprogrammierung (on the main, on the fly) wird nicht unterstützt.
Ein Reset per CV-Programmierung auf Werkseinstellung ist nicht möglich.
SX-Betrieb / Programmierung
Der SX-Betrieb funktioniert, wie man es von den anderen Selectrix-Decodern
gewohnt ist: Feinfühliges Fahren, gute Regelung. Der Decoder untersützt
selbstverständlich die erweiterten SX-Decoderwerte. Für die
Programmierung der erweiterten Werte ist z.B. das Rautenhaus-Fahrpult
SLX844 sehr komfortabel, mit dem alle Werte in einem Vorgang ausgelesen
und programmiert werdem können. Selbstverständlich können
die Werte auch mit anderen Zentralen programmiert werden - die Betriebsanleitung
hilft hier weiter.
Analog-Betrieb
Der Analogbetrieb funktioniert sehr gut - bereits bei sehr geringer Spannung
(da haben andere Decoder öfters Probleme) setzt sich die Lokomotive
in Bewegung. Sofern das Licht gegen Masse geschalten ist (in N eigentlich
Standard) funktioniert es nur in eine Richtung - in die zweite Richtung
bleibt es dunkel. Abhilfe würde hier das Schalten des Lichts gegen
Decoderplus bringen - leider ist nicht dokumentiert, wo man dies am Decoder
abgreifen kann. Decoderplus kann auch leicht mittels zweier Dioden hergestellt
werden (halbe Brückenschaltung, die Dioden-Anoden jeweils an die
beiden Schienenseiten, die Kathoden [-, die Seite mit dem "Stricherl"]
ergeben das "Decoderplus").
Der Betrieb mit Halbwellen-Anfahrt ist möglich (getestet mit Arnold-ASS-Fahrgerät).
Impulsbreitengesteuerte Trafos wurden nicht getestet - mit solchen Fahrgeräte
gibt es aber gerne Probleme, da die Impulse gerne als Digitalsignale gehalten
werden, die sie nicht entziffern können.
Betrieb in einer Multiprotokollumgebung
Wer den Decoder in einer Multiprotokollumgebung betreibt, sollte darauf
achten, dass die eingestellten DCC- und SX-Adressen gleich sind (sofern
möglich), bzw. die Adresse des nichtverwendeten Protokolls nicht
verwendet wird. Sofern man den Decoder mit DCC anspricht, ist es nicht
weiter tragisch, da DCC die höchste Priorität hat. Will man
den Decoder jedoch im SX-Format ansprechen und belässt, als Beispiel,
die DCC-Decoder auf der Adresse 3 und die Zentrale gibt Befehle für
die DCC-Adresse 3 aus, so reagiert der Decoder nicht mehr auf die SX-Befehle,
sondern auf die DCC-Befehle.
(Diese trifft auf alle Multiprotokolldecoder zu, die ihr Protokoll automatisch
erkennen.)
Ausführungen, Lieferform
Der SLX 870 ist mit feinen Litzen oder als Version mit Stiften für
das einfache Einstecken in NEM 651-Schnittstellen erhältlich. Auf
der unbestückten Seite ist ein Stück Doppelklebeband aufgebracht
um den Decoder festkleben zu können. Wer das Klebeband nicht braucht
kann es abziehen - Vorsicht: Wird das Klebeband abgezogen, ist der Decoder
auf der Unterseite nicht mehr isoliert. Verpackt ist der Decoder, wie
bei Rautenhaus üblich, in einer stabilen Kunststoffbox. Eine ausführliche
Beschreibung liegt bei.
Fazit:
Mit dem neuen SLX 870 gibt es einen erstklassigen Multiprotokolldecoder,
der wirklich universell in allen N-üblichen Protokollen einsetzbar
ist und überall ohne Probleme funktioniert.
Link, Bezugsquellen, Preis:
Hersteller: www.rautenhaus.de
Bezug: www.mdvr.de
Preis (MDVR): SLX 870: ab EUR 38,50
Das sagen User zu diesem Thema (3 Beiträge):
Lenz Compact, Version 3.2, Versorgung 16 VAC
Lok:
Minitrix V216 mit Schnittstelle und konventionellem, 3poligem Motor
Service Mode - Physical Register Addressing:
R1-R5 schreiben OK, lesen OK
R7-R8 lesen OK
Service Mode - Direct Mode:
NMRA Test auf CV-Capability OK
Existierende CV auslesen OK
Nicht existierende CV auslesen gibt immer den Wert "0" 1)
Existierende CV schreiben OK
Nicht existierende CV schreiben ergibt Acknowledgment 1)
Rückgabewerte/Defaulteinstellungen:
CV1 = 3
CV3 = 3
CV4 = 3
CV5 = 5
CV7 = Version 91 (-> Update Anleitung)
CV29 = 6 (Power Conversion gesetzt - undokumentiert) 2)
CV49 = 1
CV50 = 2
CV51 = 4 (Gleisanschlüsse getauscht, Lok fährt aber analog richtig)
Fahrbetrieb Digital mit DCC-28 und DCC-128:
Fahren OK
Licht OK (F0)
Decoder gibt bei jedem Einschalten (nach jedem Spannungsverlust) das SX-Parameter-Telegramm aus, die ist atypisch in einer DCC Umgebung.
Bei Wechsel des Richtungsbits im Fahrbefehl erfolgt eine kontrollierte "Schnellbremsung", d.h. AFB/CV4 wird ausser Kraft gesetzt 3)
Fahrbetrieb Analog mit Trafo Arnold ASS (Halbwellenanfahrt!):
Fahren OK 4)
Licht OK
Thermische Situation:
Standby: Wärmeentwicklung sehr gering
Betrieb: Wärmeentwicklung gering bis sehr stark (lastabhängig) 5)
Anmerkungen:
1) Idealer Weise sollte auf Auslese-Anfragen betreffend nicht implementierte CVs keine Antwort gegeben werden bzw. sollten Programmierversuche abgelehnt werden, aber das fällt unter "Kosmetik" - es macht jeder Hersteller anders.
2) Bit 2 schaltet die Analogerkennung ein und aus.
Idealer Weise sollte bei einem DCC Multiprotokolldecoder per CV29.2 alles ausser DCC ausgeschaltet und die CV12 implemeniert werden, um die einzelnen Protokolle mit den Codes gemäß RP 9.2.2. Appendix B schalten zu können.
3) Die Möglichkeit per Fahrtrichtungswechsel zu "bremsen" als autonome Funktion des Decoders ist offensichtlich ein spezielles Feature der D&H Decoder.
Die "Schleuderwende" lassen allerdings nicht alle Zentralen zu.
4) Bei Mindestspannung (Motor dreht an) und Halbwelle tritt in einer Fahrtrichtung ein Zustand ein, bei dem die eigene Gegen-EMK die Analogerkennung verwirrt, so dass die Lok am Gleis hin und her pendelt, sozusagen auf der Stelle tritt - das könnte ein Problem beim Rangieren sein. Dreht man den Trafo weiter auf, fährt die Lok korrekt weiter.
Der SLX870 spricht hervorrangend bereits auf kleinste Spannungen an. Allerdings hat er eine "Vorzugsrichtung", d.h. wenn man den Trafo ganz sachte aufdreht fährt die Lok zuerst immer in eine Richtung, also u.U. einen kurzen Ruck in die Gegenrichtung und dann geht es richtig weiter.
5) Als Last wurde eine 2motorige Roco V188 Spur N im serienmässigen Originalzustand verwendet.
Der SLX870 ging innerhalb weniger Minuten über 70 °C und die Motoren der Lok wurden auch schnell heiß (was aber bei Roco i.d.R. normal ist). Der musste abgebrochen werden. Zum Vergleich wurde mit einem Zimo MX62 getestet, bei diesem Decoder bleibt die Temperatur bei ca. 65 °C konstant, der Spitzwert nach dem Anfahren der kalten Lok betrug 67 °C.
Gunter, www.mtkb.de
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