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THEMA: Fahrwerkkonstruktion nach O. Herfen

THEMA: Fahrwerkkonstruktion nach O. Herfen
Startbeitrag
Struwelpeter - 11.04.18 11:52
"Grosse" Dampflokomotiven haben mit den zumeist kleinen Radien unserer Modellbahnanlagen  mehr oder weniger grosse Probleme. Insbesondere führt der Überhang zumindest zu einem unschönen Bild, wenn nicht gar zu erheblichen Störungen der Funktion.
Der bekannte (und leider bereits verstorbene) Modellbahnfreund Olaf Herfen hat sich daher zu diesem Thema grundsätzliche Gedanken gemacht und in der Zeitschrift "Der Modelleisenbahner" (Heft 8 aus 1972, S. 225 f.) einen Lösungsvorschlag anhand von zwei verschiedenen Pazifik-Lokomotiven (2'C1', Fleischmann, Piko) damals aktueller Produktion aufgezeigt. Evtl. hat er sich diese Lösung auch patentieren lassen, ein Patentschutz sollte aber abgelaufen sein.
Im Prinzip besteht der Vorschlag darin, dass das Fahrzeug von einer Tagenten-Stellung mehr in eine Sehnen- oder Sekantenstellung gebracht wird.
Mich würden folgende Fragen interessieren:
1. Hat sich jemand aus unserer Community schon einmal mit diesem Vorschlag befasst?
2. Hat ihn jemand schon einmal in Nenngrösse N realisiert?
3. Kennt jemand ein auf diesem Vorschlag basierendes Industrieprodukt (Gross- oder Kleinserie)?
Ausgangspunkt meiner Frage ist, dass ich das Stellungsbild der zwei Tenderlokomotiven der Baureihe 65.10 im (sehr engen) Gleisbogen verglichen habe. Und dabei schneidet die "uralte" Piko-Lok deutlich besser ab wie das wesentlich jüngere Brawa-Exemplar (in diesem Punkt, und wohl nur in diesem). Und das, obwohl Brawa den Treibraddurchmesser um einen Millimeter reduziert hat! Leider sehe ich keine Möglichkeit, den o.g. Vorschlag auf diese Lok anzuwenden.

Viele Grüsse

Struwelpeter

Hallo,

der Name Herfen ist in meiner 30 jährigen Tätigkeit noch nicht untergekommen.
Der Name dürfte auch nur in dem ehemaligen Staatsgebiet der DDR den Insidern bekannt sein.

Unsere Konstruktion der BR 59 war ein starrer Rahmen (siehe Bilder) wobei die 3. Treibachse mit Kunststoff festgelegt wurde. Die 1.-2. und 4. - 6. Achse waren Seiten verschieblich und sind dann mindestens durch einen 300mm Radius hindurch gefahren.

Bei der N-Bahn sollten sowieso möglichst große Radien verwendet werden.

VG
Kurt Hegermann

Die von KH-MODELLBAHNBAU zu diesem Beitrag angefügten Bilder können nur von registrierten Usern gesehen werden - Login

Moin,

kann den Artikel zur Verfügung stellen.
Bitte PN an mich.

Gruß
Jürgen
Hallo Kurt

Zitat - Antwort-Nr.: 1 | Name: KH-MODELLBAHNBAU

Der Name dürfte auch nur in dem ehemaligen Staatsgebiet der DDR den Insidern bekannt sein.



Herr Herfen war eigentlich sehr international bekannt, auch durch seine international Prämierten Modelle die Er gebaut hat und durch seine Tätigkeiten nach der Wiedervereinigung bei den Eisenbahnverbänden.

https://www.morop.eu/index.php/de/ehrengalerie/ahnentafel.html

Selbst hatte ich das GLÜCK Hr. Herfen in den 80igern als Jugendlicher kennen zu lernen, war in gewisser weise ein Vorbild zu dem ich aufschaute und Er ist mir wegen seiner Freundlichkeit, Erklärbereitschaft und Humors in Erinnerung geblieben, waren schöne Modellbahnausstellungstage damals in Dresden..... wie alt bin ich schon geworden.


Gruß Jens
Hallo zusammen,
Olaf Herfen hat hier Pionierarbeit geleistet. Wenn ich richtig informiert bin folgte Piko mit der BR 01.5 seiner Konstruktion und Gützold mit der BR 65, beides H0, möglicherweise gibt es weitere. Auch sonst entstand die (alte) PIKO BR 118 wohl nach seinem Handmuster.

Ansonsten kann ich mich Jens nur anschließen. Olaf war ein ganz besonderer Mensch und Modellbauer. Vor allem auch ein Mann der Tat, der Modelle baute statt nur darüber zu reden.

Viele Grüße, Michael
Hallo Peter,
ich kannte den Namen bis dato auch noch nicht. Mich würde aber mal interessieren, wie das mit der Tangenten- bzw. Sehnenstellung gemeint ist. Verstehe ich das richtig, dass statt der mittleren eher die äußeren Achsen fest sein sollen und sich die mittleren verschieben?

Viele Grüße
Carsten
Hallo,

wenn ich mich mal (aus dem Kopf) an die 01.5 erinnere dann ist das Fahrwerk dort wie folgt konstruiert:

Das Fahrgestell ist unter dem Rahmen beweglich mit zwei Fixpunkten: Die Befestigung des Vorlaufdrehgestells und genau mittig unter dem Nachläufer. Die Verbindung zwischen Nachläufer und Rahmen fungiert als Gelenk, die Treibräder sind starr gelagert. In einer Kurve wbewegen sich jetzt die Treibachsen nach außen, also unter dem Kessel seitlich weg. Das führt dazu dass der Kessel eher in der Mitte überhängt als an den Enden (wie es in N üblich ist) und das Gesamtbild somit wesentlich gefälliger wirkt. Dadurch dass sich der Rahmen komplett bewegt mit einem Gelenk in der Mitte treten auch keine Probleme mit seitenverschiebbaren Achsen oder Schrägstellungen auf denn die Lok wird vom Nachläufer wieder mittig gestellt.

Bei der Piko 65 ist das so ähnlich, auch da bewegen sich die Treibachsen in zwei kleinen Rahmen und sind ansonsten fest.

Grüße,
Rico
Bei der Arnold E18 ist es so gemacht. Ebenso bei einigen langen Märklin Dampfern in HO.

Jürgen H.
Hallo,

und danke für die Erläuterung.

Bringt das dann aber nicht den Nachteil mit sich, dass sich bei einer Dampflok die Kuppelräder um einen größeren Betrag relativ zum Rest der Lok seitlich verschieben können müssen als bei einer Konstruktion mit z.B. 2 festgelegten Kuppelachsen?
Und bedeutet das weiters, dass sich damit auch Treibstangen mitsamt der Steuerung weiter seitwärts bewegen, mit dem Resultat eines ev. unmaßstäblich großen Zylinderabstands (ohnehin ein Problempunkt bei vielen Dampflokmodellen)?

LG Didi
Hallo,

ich kenne den Artikel von Herrn Herfen nicht, gehe aber mal davon aus, dass es sich prinzipiell um einen beweglichen Rahmen handelt - so wie es Rico für die Piko 01.5 beschrieben hat.

In H0 sind nicht starre Dampflokrahmen ein sehr alter Hut. Ich erinnere mich an die Märklin 44 (Erscheinungsjahr 1964) mit Knickrahmen. D.h. zwischen 2. und 3. Kuppelachse befindet sich ein Gelenk, so dass die Lok eigentlich als Drehgestelllok daher kam: In Kurven bilden Vorlaufachse (die zusätzlich noch beweglich ist) und die ersten 2 Kuppelachsen das eine "Drehgestell", die Kuppelachsen 3 bis 5 das andere. Märklin hat das seinerzeit gemacht, damit die Modelle ohne zu zwängen durch die damals üblichen engen Radien kommen.  Ebenfalls mit Knickrahmen wurden 50 und 85 ausgeführt.

Die fünf Kuppelachsen waren übrigens alle über Zahnrad angetrieben. Von außen waren die Knickrahmenloks bei genauerem Hinschauen daran zu erkennen, dass die Kuppelstangen zweitgeteilt und mit Langlöchern versehen waren, damit die Kurvenfahrt auch klappt.

Nicht nur kleinste Radien werden von solchen Modellen gut gemeistert. Dadurch, dass die Laufachsen weniger ausschwenken müssen, sind die Modelle insgesamt entgleisungssicherer und optische Umsetzung der Modelle an den Fahrzeugenden ist weniger Kompromissen unterworfen.

Wie von Rico bereits geschrieben, ist man bei Piko einen anderen Weg gegangen: Der Knickpunkt des Rahmens liegt nicht im Bereich der Kuppelachsen, sondern am Lagerpunkt des Nachläufers. So wurden m.W. 01.5, 03.20 und 41 konstruiert. Dunkel meine ich mich zu erinnern, dass auch schon die 66 in der Form daherkam.

Interessanterweise hat Roco diese Konstruktionsart bei der 23 und 042 aufgenommen.

Der Vorteil dieser Konstruktion ist, dass der Vorläufer im Vergleich zu den Kuppelachsen in Kurven weniger ausschwenken muss. Das hat Roco wie auch Piko dazu verholfen, die Loks mit Kolbenstangenschutzrohren und unbeschnittenen Zylindern realisieren und trotzdem durch enge Radien kommen zu können.

In N fanden diese Konstruktionsprinzipien - aus meiner Sicht: leider - nur wenig Widerhall. Neben der Piko 65.10 mit Knickrahmen fällt nur die Arnold E19.1 (spätere Auflage) in die Kategorie "beweglicher Modellrahmen bei starrem Vorbildrahmen". Arnold hat bei der E19.1 die Laufachsen mit den äußern Treibachsen zu zweiachsigen Drehgestellen zusammengefasst, die mittleren Treibachsen zu einem dritten, beweglichen Gestell dazwischen. Im Sinne einer einfach Konstruktion sind die mittleren Treibachsen ohne Antrieb, die äußeren Treibachsen und die Laufachsen angetrieben. Vorteil: Kein Problem mit den Führerstandsaufstiegsleitern.

In meiner Jugend haben mich die Fahrgestellkonstruktion von Märklin / Piko / Roco zu einem Umbauprojekt animiert, dass mangels technischer Fähigkeiten / Werkzeuge nie funktionsfähig fertig wurde. Ausgangspunkt war Fleischmanns Stromlinien 01.10, bei der mich die Ausschnitte der Stromschale über den Laufachsen optisch sehr stör(t)en. Mein Plan war, mithilfe der Konstruktion a la Piko 01.5 zu erreichen, dass in Kurven nur noch ein geringes Ausschwenken der Laufachsen notwendig ist, so dass die Stromschale dann keine Ausschnitte mehr benötigen würde. Alternative zur dieser Konstruktion der 01.5 schwebte mir eine Ausführung wie bei der Arnold E19.1 (die es damals allerdings noch gar nicht gab) vor: Der Rahmen mit den Treibachsen sollte seitlich verschiebbar werden und so der notwendige Ausschlag der Laufachsen reduziert.

Wie gesagt, es ist nie zu einer lauffähigen Version gekommen, mir fehlten die Fähigkeiten und die Werkzeuge, um die Idee umzusetzen. Als ich diesbezüglich weiter war, war es meine Anlage auch: Die Mindestradien waren nun so groß, dass die Ausschnitte auch mit konventioneller Fahrgestllkonstruktion verschwinden konnten (wobei ich die Laufachsen schmaler gefeilt habe).

Insgesamt finde ich es schade, dass wir es in N nur mit konventionell konstruierten Modellen zu tun haben. Die Vorteile von Knick- oder beweglichen Rahmen liegen für mich auf der Hand. Insbesondere bei Modellen mit Tenderantrieb steht der Realisierung eigentlich nichts im Wege - außer die komplexere Konstruktion und der damit einhergehende höhere Aufwand in Entwicklung und Fertigung. Gemessen an der Richtigung, in die sich die mechanischen Eigenschaften der N-Modelle  derzeit entwickeln, habe ich keine Hoffnung, dass uns unsere Hersteller mit Modellen mit Knick- oder beweglichen Rahmen in absehbarer Zeit beglücken werden. Schade.

Viele Grüße,

Udo.
Hallo,

Zitat


Bringt das dann aber nicht den Nachteil mit sich, dass sich bei einer Dampflok die Kuppelräder um einen größeren Betrag relativ zum Rest der Lok seitlich verschieben können müssen als bei einer Konstruktion mit z.B. 2 festgelegten Kuppelachsen?
Und bedeutet das weiters, dass sich damit auch Treibstangen mitsamt der Steuerung weiter seitwärts bewegen, mit dem Resultat eines ev. unmaßstäblich großen Zylinderabstands (ohnehin ein Problempunkt bei vielen Dampflokmodellen)?



Im Prinzip ja, aber deine Folgerung dazu ist falsch, das Gegenteil ist der Fall. Die erste Kuppelachse bewegt sich fast gar nicht, sie ist fest im Rahmen. Die Treibachse wiederum bewegt sich etwa so weit bei herkömmlichen Rahmen. Da die erste Kuppelachse aber immer der Bewegung der zweiten folgt können die Zylinder sogar noch näher an die Achse heran. Erst die dritte Kuppelachse bewegt sich evtl. weiter, das aber stört nicht denn dort sind keine Zylinder mehr.

Grüße,
Rico
Hallo,

zur besseren Veranschaulichung hier mal zwei Bilder aus dem WWW:

Märklin BR 44 mit Knickrahmen:
http://up.picr.de/1638393.jpg

Roco 23 mit drehbarem Rahmen:
https://www.picclickimg.com/00/s/MTA2NlgxNjAw/z...ok-BR-23-105-_57.jpg

Zitat - Antwort-Nr.: 7 | Name: Jürgen

Bei der Arnold E18 ist es so gemacht.


Nein, die E18 und erste Version der 119 von Arnold haben einen starren Rahmen mit beweglichen Laufachsen (wie die E17 auch). Erst die Neuauflage der E19 hat den geteilten Rahmen mit den angetriebenen Laufachsen.

Zitat - Antwort-Nr.: 8 | Name: Didi

Bringt das dann aber nicht den Nachteil mit sich, dass sich bei einer Dampflok die Kuppelräder um einen größeren Betrag relativ zum Rest der Lok seitlich verschieben können müssen als bei einer Konstruktion mit z.B. 2 festgelegten Kuppelachsen?


Man muss sich das so vorstellen, dass die Kuppelachsen fest im Rahmen gelagert sind, der sich unter der Lok wegdreht. Siehe oben verlinkte Bilder.

Zitat - Antwort-Nr.: 8 | Name: Didi

Und bedeutet das weiters, dass sich damit auch Treibstangen mitsamt der Steuerung weiter seitwärts bewegen, mit dem Resultat eines ev. unmaßstäblich großen Zylinderabstands (ohnehin ein Problempunkt bei vielen Dampflokmodellen)?


Nein, der Zylinderblock sollte tunlichst Teil des beweglichen Rahmens sein. Die Treibräder können beim beweglichen Rahmen eine viel kleinere seitliche Beweglichkeit haben und - was immer zu empfehlen ist - falls die Zylinder teil des beweglichen Fahrgestells sind, gibt es damit eine kleinere seitliche Relativbewegung zwischen Zylinderblock und Treibachsen. Damit kann der Zylinderblock schmaler gehalten werden.

Viele Grüße,

Udo.
#5
Hallo Carsten,

schick mit eine PN
ich schicke dir den Artikel, ist mit Zeichnungen.

PS: die 1 zu 1,5 Überzieher für deinen Faulhaber gibt es bei: http://kkpmo.com/

Gruß
Jürgen
Zitat - Antwort-Nr.: | Name:

Nein, der Zylinderblock sollte tunlichst Teil des beweglichen Rahmens sein.


Danke Udo,
damit ist es geklärt.

LG Didi
Zitat - Antwort-Nr.: 11 | Name: Udo

Nein, die E18 und erste Version der 119 von Arnold haben einen starren Rahmen mit beweglichen Laufachsen  


Hallo !

Auch die Antriebsachsen sind in 2 Drehgestellen beweglich.,deshalb wohl auch das zu breite Gehäuse.

Gruß : Werner S.

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Hallo,

ich habe mal schnell die Piko 65.10 fotografiert.
Bei Bild 1 und 2 ist die Anlenkung des Drehgstells mit den Kuppelachsen C und D zu beachten.
Auf Bild 3 kann man unterhalb der Motorwellenfeder das Langloch des Drehgestells der Kuppelachsen C und D erkennen.

Einfache aber geniale Konstruktion aus den 60ern des letzten Jahrhunderts!
Wie auch die Verbindung Tender- Lokomotive der Piko BR55!

Gruß

Erik

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@msfrog

Das dürfte wohl so gemeint sein...

Gruß
Stefan T.

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Hallo,

@Erik: Und wenn man jetzt diese geniale alte Technik mit den heutigen Möglichkeiten kombinieren könnte... Aber eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr...

Grüße,
Rico
Hallo,

@Werner, #14: Du hast recht, Danke für die Korrektur!

Hab das Modell schon längst nicht mehr und mich falsch erinnert.

Viele Grüße,

Udo.


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