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THEMA: KSH verliebt in seine Produkte?

THEMA: KSH verliebt in seine Produkte?
Startbeitrag
Gabor - 07.05.18 18:48
Hallo zusammen,

ich habe neulich eine traurige Erfahrung mit einem KSH in Ungarn gemacht. Er ist KEINER den ihr kennt, er als Person (Vorname: Ferenc) ist etwas U-Boot-mäßig unterwegs, wohl aus Steuergründen. Er hat also keine Webseite, er schreibt nur an einen geshlossenen Kreis im Facebook.

Nach zwei super Käufe mit sehr nettem Kontakt, bestellte ich bei ihm einen Lokkasten, dessen Vorbild bislang so einige Farbvarianten erlitten hatte und ich in der Bestellung explizit auf die gewünschte Farbgebung hinwies, mit Links auf Fotos und detailierte Beschreibung. Die E-Mail wurde nicht beantwortet.

Es wurde aber geliefert, nämlich eine etwas verschiedene Farbgebung (15 Jahre fürhere Version) die  nicht meinem Wunsch entsprach und als ich in der Mail darauf hinwies und darum bat, eine Lösung zu finden, die sowohl für ihn, als auch für mich ein Kompromiss sein könnte, reagierte er etwa so:
"Bei einer serie von 30 Lokomotiven und bei einem so niedrigen Preis wolle er sich keine Fotos anschauen und Farben sonderlackieren, ich soll die Lok so bald wie möglich zurücksenden, er gibt mir das Geld zurück, er habe andere Besteller, die auf so eine Lok warten."

Da ich die Lok für gut empfand und selbst eine zusätzliche Bezahlung für eine Neulackierung in Kauf genommen hätte, war das für mich keine Alternative, ich erklärte also, dass ich seine Mühe schätze und sein Argument nachvollziehen kann aber dass ich die Lok nicht zurücksende.

Danach wurde es absurd. In seiner Mail stand, die von mir gewünschte Version, sei bei ihm kein Produkt, er hätte das eigentlich nur für den Klub intern herstellen wollen, aber wegen unserer langen Bekanntschaft machte er eine Ausnahme und ich soll mich glücklich schätzen, dass ich überhaupt etwas bekommen habe, und wegen solchen Leuten wie mir würde er vielleicht bald keine Lust mehr haben für die Öffentlichkeit zu bauen.

Ich habe ihm noch einmal meine größte Hochachtung ausgesprochen, und dass ich das sehr schätzen würde, und dass ich mich über die Lokomotive auch so sehr freue... Ich habe ab der Mail keine Antwort erhalten.

Und einige Tage später erscheint im ungarischen Forum ein Foto von der Maschine, etwa wie ich sie mir gewünscht hätte, von einem seiner Kumpels mit einer schön langer Beschreibung, wie schön das Produkt doch sei. Man kann an den Fotos erkennen, dass das Objekt einmal überlackiert wurde.

Es ist halt schade. Ich habe einen sehr netten Kontakt verloren, und eigentlich auch die Möglichkeit, weitere Modelle bei ihm zu bestellen, wobei er noch sehr aktiv sein wollte bezüglich Butter und Brotmodelle...

Ich befürchte, er als KSH hat eine andere Motivation, als Käufer zufrieden zu stellen. Er möchte die Entwicklungskosten für eigene Modelle einfach von anderen Leuten bezahlen lassen, und darum muss er unglücklicherweise weitere Exemplare bauen und sogar mit den ungangenehmen Käufern umgehen, die teilweise sogar vergessen ihn wie einen Götzen zu verehren und ihn mit einem Mobaladen verwechseln. Und es hätte an so vielen Stellen eine gute Wende haben können:
- Klare Informationen darüber, was geliefert wird, nicht nur ungefähr.
- Eine Antwort auf die Wünsche, die klarstellt, dass das nicht geplant sei und ich darauf nicht warten soll.
- Eine seriöse und keine gekränkte Antwort auf die Reklamation.
- Überhaupt das Aufnehmen des Telefons und das Besprechen der Meinungsverschiedenheiten.

Haupt ihr auch solche Erfahrungen gemacht, wo wegen zu viel Emotion eine gute Sache mit einem KSH scheiterte?

Und last but not least: Ich verehre weiterhin alle KSH, die Fachlich eine gute Arbeit leisten (auch ihn) und noch mehr verehre ich jene, die es auch noch schaffen, nett zu ihren Kunden zu sein und in klaren aber höflichen Worten zu reden, selbst wenn diese inhaltlich eine negative Antwort repräsentieren. Glücklicherweise haben wir auch in Ungarn solche positiven Beispiele, einen kennt ihr hier ganz bestimmt :)

Viele Grüße,

Gábor

Hallo Gábor,

mit ungarischen KSH (diverse) habe ich bisher nur beste Erfahrungen gemacht.
Mit einem aus einem anderen Land habe ich eine andere Erfahrung. Nachdem ich Jahre auf die angekündigte Lok gewartet habe, durfte ich feststellen, dass die mit der Kupplungsseite nicht mal Radius 36cm schafft, obwohl von kleineren Radien die Rede war. Der Kupplungskasten war vollkommen unnötig groß. Auf meine Mail mit dem Sachverhalt und dem Hinweis auf eine bessere Möglichkeit, herrschte dann Funkstille (vorher wurden Mails prompt beantwortet). Bei weiteren Auflagen wurden aber wohl was geändert.
Seitdem habe ich von dem von ihm nichts mehr gekauft, da ich seinen Angaben zum Min. Radius nicht mehr traue.
Ein anderer KSH hat mir das dann bereinigt.  
Ein anderer (wieder anderes Land) war plötzlich nicht mehr erreichbar, trotz Anzahlung und jahrelanger Wartezeit. Kontaktdaten bekam ich erst durch jemanden, der hier auch registriert ist.

Mit berechtigter, konstruktiver und freundlicher Kritik kann scheinbar nicht jeder umgehen, das scheint mir aber auch bei Großserienherstellern so zu sein. Jedenfalls meine Erfahrung.

Viele Grüße
Georg
Zitat - Antwort-Nr.: | Name:

Mit berechtigter, konstruktiver und freundlicher Kritik kann scheinbar nicht jeder umgehen, das scheint mir aber auch bei Großserienherstellern so zu sein. Jedenfalls meine Erfahrung.


hmmm...

Großserienhersteller, die nicht unbedingt auf allgemeine Fehlerquellen antworten, kenne ich genug. Lediglich bei sehr spezifischen ( Garantie- ) Fällen antworten sie auch schon mal....

Mit KSH habe ich keine Erfahrungen.

Gruß
kkStB
Hallo Georg,

es freut mich zu hören, dass du mit den ungarischen KSHn gute Erfahrungen gemacht hast, abgesehen von diesem Inzident trifft das auch für mich zu.

Ein Konstruktionsfehler ist natürlich schlechter als eine falsche Farbe, ist halt umständlicher zu lösen. Und Krisenkommunikation ist auch ein Beruf, was man erlernen kann/muss. Besonders in der Phase, wo man noch nicht weiß, was man machen muss um den Fehler generell in Griff zu kriegen, ist es wichtig was und wie man sagt. Auf der anderen Seite lockt natürlich das Kümmern um "zeitnah Einnahmen bringenden Affären", und Viele schieben unangenehme Mails einfach vor sich hin. Ohne böse zu meinen. Und einmal werden die vergessen. Aus Kundensicht natürlich nicht nachvollziehbar.
Es ist gut aber, dass in solchen Fällen andere KSH aushelfen können, wenn auch für gewisses Entgeld.

Viele Grüße,

Gábor


KSH leiden gerne (je laenger taetig, je oefter) am Maertyrer-Komplex. Das habe ich auch in anderen Bereichen schon oft erlebt. Dabei ist es leider fuer den Kunden oft kaum zu sehen, ob es sich um eine normale Unternehmung, oder um einen Enthusiasten handelt, der unter dem Strich auch noch drauf legt, um mal beide Enden des Bereichs zu nennen. An der entsprechenden Kommunikation hapert es eben leider oft.

Gruss,
  Peter
Um auf das Thema zurückzukommen... Es geht um Vertragsfreiheit. Ich lese im OP:

Zitat - Antwort-Nr.: | Name:

bestellte ich bei ihm einen Lokkasten, dessen Vorbild bislang so einige Farbvarianten erlitten hatte und ich in der Bestellung explizit auf die gewünschte Farbgebung hinwies, mit Links auf Fotos und detailierte Beschreibung. Die E-Mail wurde nicht beantwortet.


...also keine formelle Auftzragsbestätigung erhalten

Zitat

"Bei einer serie von 30 Lokomotiven und bei einem so niedrigen Preis wolle er sich keine Fotos anschauen und Farben sonderlackieren, ich soll die Lok so bald wie möglich zurücksenden, er gibt mir das Geld zurück, er habe andere Besteller, die auf so eine Lok warten."
... die von mir gewünschte Version, sei bei ihm kein Produkt


...nicht nach deinem Wunsch, aber die legitime Entscheidung des Verkäufers.

Zitat

, er hätte das eigentlich nur für den Klub intern herstellen wollen, aber wegen unserer langen Bekanntschaft machte er eine Ausnahme und ich soll mich glücklich schätzen, dass ich überhaupt etwas bekommen habe, und wegen solchen Leuten wie mir würde er vielleicht bald keine Lust mehr haben für die Öffentlichkeit zu bauen.


Verstehe ich zu 100%. Hast du schon mal selbst ein Modell gebaut? Weisst du eigentlich, wieviel Arbeit da drin steckt? Man hat dann vielleicht einfach keinen Bock, um sich noch die Kritik von irgendwelchen "Unzufriedenen" anzuhören - auch wenn sei korrekt formuliert daher kommt. Auch KSH sind nur Menschen. Rückabwicklung anzubieten war vom KSH fair genug.

Zitat - Antwort-Nr.: | Name:

Ich befürchte, er als KSH hat eine andere Motivation, als Käufer zufrieden zu stellen. Er möchte die Entwicklungskosten für eigene Modelle einfach von anderen Leuten bezahlen lassen, und darum muss er unglücklicherweise weitere Exemplare bauen


Das ist absurd. Als "gesegneter Bastler" wird man oft angefragt "kannst du mir auch noch dieses oder jenes..:" und dann macht man halt eine Kleinserie, spielt ja keine Rolle ob man 1 oder 10 macht, und -schwupp!- gilt man als KSH. Finanziell rechnet sich das nie, wenn man die eingesetzte Zeit mitrechnet. Man kann schon froh sein, wenn man die Materialkosten rausbekommt und ev. ein kleines Taschengeld.

Klar, als Käufer hätte man gern sein Wunschmodell - aber wenn der "gesegnete Bastler" nicht will, dann ist das halt so. Es spielt gar keine Rolle ob der KSH nur einen schlechten Tag hatte oder ob er generell nicht will.

Meine 2c

Felix

Hallo Felix,

du schreibst sehr interessante Gedanken.
Zitat - Antwort-Nr.: 13 | Name: fgee

keine Auftragsbestätigung erhalten

.
Das war eigentlich Runde zwei, er hat bereits nach der gewünschten Loknummer gefragt, die ich ihm in dieser Mail geschrieben habe. Er hat die Nummer auch entsprechend angefertigt. Übrigens finde ich es sehr vernünftig von ihm, dass er sich damit rumquählt, unterschiedliche Loknummern zu verkaufen, das kommt aus seiner Fremo-Angehörigkeit.

Zitat - Antwort-Nr.: 13 | Name: fgee

... die legitime Entscheidung des Verkäufers.


Jain. Wenn er all dies, was er geschrieben hat, nach der Bestellung vor der Lieferung geschrieben hätte, dann wäre es zu keiner Reklamation gekommen, weil ja all dies verständlich ist. Unglücklicherweise hat er sich über die Tatsache der Reklamation aufgeregt. Ich habe ihm also - fälschlicher weise - zu viel der Kooperation zugemutet, und stieß schließlich sogar auf Racheakte, wovon ich einen oben beschrieben habe.

Zitat - Antwort-Nr.: 13 | Name: fgee

Weisst du eigentlich, wieviel Arbeit da drin steckt?...


Ja, ich kann dir zu 99% Recht geben. In dem konkreten Fall muss ich das aber relativisieren. Jedes Produkt hat sowohl in Kosten als auch Zeitaufwand einen fixen Teil pro Serie und einen proportionellen Teil mit der Stückzahl. 3D-Entwicklung, CNC-Fräsarbeit ist praktisch einmal viel Aufwand + mehrmals auf den Knopf drücken. Tamponierungswerkzeuge sind Einmalkosten mit proportionellem Zeitaufwand, Kleinteile aufrüsten ist super Aufwand. Bei den Früheren Dieselfahrzeugskasten hat er wohl keine Probleme mit einer Größenordnung von 30-40 Examplaren gehabt (eigentlich relativ viel für ein KSH), bei E-Loks muss das wohl eher anstrengend gewesen sein, so kann seine genervte Reaktion auch gut nachvollzogen werden. Aber eigentlich macht er es sehr clever, er hat aus einer Lokomotive die wesentlichsten Teile ausgesucht (Außenhaube), das relativ automatisiert und kostengünstig für eine "Serienproduktion" umgesetzt und der Rest mit dem proportionalen Aufwand (Innenleben, Lichter usw) soll sich jeder für sich selbst lösen (Serienmodell kaufen, zupfeilen, Kupplungen anbringen,usw.)
usw.). Deshalb bestehe ich darauf, dass ich bis zu 1% nicht mit deiner Aussage im Einklang bin.

Zitat - Antwort-Nr.: 13 | Name: fgee

-schwupp!- gilt man als KSH


Diese Aussage finde ich am interessantesten.
Einerseits: Ich glaube auch, dass die meisten KSH so entstanden sind, dass sie eine Lösung für etwas gesucht hatten die es am Markt nicht zu bekommen war. Und wer effizient und Wertschaffend war, hat natürlich mehr abgesetzt. Und eigentlich: die KSHs werden immer mehr, denn immer weniger lässt sich mit einer Großserie abdecken. Die bisher komplexen Technologien sind einem immer breiterem Publikum zugänglich. Ich glaube, bald können KSH in der Stückzahl einzelner Serien den Großen nahkommen.
Andererseits: Unser Markt (speziell Ungarn) ist aber sehr klein und die Auflage dieses KSHs dazu eigentlich relativ groß. Wenn einer so sehr zwischen "für sich selbst basteln" und "KSH" schwänkt, und dazu noch aus praktischen Gründen eher im U-Boot-Bereich bleiben möchte, das hat natürlich Folgen. Bei jenen von Euch, die in der DDR Aufgewachsen seid, könnten ggf. Erinnerungen wach werden, als Sachen unter dem Ladentisch verkauft wurden, und wenn du einmal gemeckert hast, dann gab es halt nichts mehr unter dem Ladentisch für dich. Ich habe dieses Gefühl und finde es traurig.

Glücklicherweise gibt es noch Alternativen, wenn auch nicht für dieselben Vorbilder, und diese Alternativen müssen auch finanziert werden :).

Zitat - Antwort-Nr.: 13 | Name: fgee

aber wenn der "gesegnete Bastler" nicht will


Genau. Er darf wollen, was er möchte, er darf meinen Wunsch herstellen (hat er) und mir vorbehalten (hat er), er darf der Herr über seine Produkte sein und er darf sogar daran Freude haben. Er hat auch viele direkte Kontakte, die in gewissem Sinne in Abhängigkeit von ihm sind, und das kann unter Umständen auch auf mich Auswirkungen haben. Ob kurzfristig oder langfristig, ich werde es rechtzeitig erfahren.

Viele Grüße,

Gábor


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