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THEMA: [Gelöst] Wendezeiten im Endbahnhof

THEMA: [Gelöst] Wendezeiten im Endbahnhof
Startbeitrag
Lio - 05.11.18 08:04
Hallo,

"mein" Bahnhof Lichterfelde Ost war fast bis zum Ende der Epoche II Endbahnhof. S-Bahnzüge fuhren auf der KBS 599c (http://www.deutsches-kursbuch.de/6_24.htm) zwischen Lio und Potsdamer Ringbahnhof (Por) im 10-Minuten-Takt, außer Sonntags bis mittag (20-Minuten-Takt). Meine Frage bezieht sich auf den 10-Minuten-Takt.

Zu den Minuten 00, 10, 20, 30, 40, 50 kamen Züge an. Zu den Minuten 04, 14, 24, 34, 44, 54 fuhren Züge ab. Der Bahnhof verfügt über zwei Bahnsteiggleise (1, 2) und ein Abstellgleis (ich nenne es 12).

Ich habe zwei Vollzüge und möchte auch zwei einsetzen (abwechslungsreicher) statt nur einen, obwohl bei 4min Wendezeit möglicherweise nur einer ausreichen würde. Genau das ist die Frage, z.B. an die Lokführer und Stellwerker unter euch, auch wenn es eine vergangene Epoche ist.

Genügen 4 Minuten nach Ankunft, um den alten Führerstand ordnungsgemäß zu verlassen (ausschalten, aufräumen, abschließen), etwa 140m zu laufen, den neuen Führerstand in Betrieb zu nehmen (keinen Rechner hochfahren wie heute und abzufahren, dazwischen - damals sicher durch Bahnsteigpersonal - den Zug auf Leerung zu prüfen sowie die Ausfahrt zu stellen (elektromechanisches Stellwerk)?

Ich denke, es könnte reichen, aber eine Verspätung des Zuges würde sofort die Abfahrt des Folgezuges verzögern, daher meine ich, der xx:04-Zug steht schon abfahrbereit da, bevor der xx:00-Zug ankommt - somit würde ich auch zwei Züge brauchen und hätte meine Rechtfertigung für beide. Das war Frage 1

Der auf Gleis 1 angekommene Zug hat jetzt 16 Minuten Zeit zu seiner Abfahrt. Er könnte einerseits aus dem gleichen Gleis 1 ausfahren. Somit würde abwechselnd aus beiden Gleisen ausgefahren. Die 16 Minuten würden ausreichen, den Zug auf Gleis 2 umzusetzen. Entweder unter Benutzung von Gleis 12 (auf dem dann kein Zug abgestellt sein dürfte - es wäre ein reines Wendegleis) oder unter Benutzung des Streckengleises.
Vorteil: Abfahrende Züge wie ankommende Züge benutzen immer das jeweils gleiche Gleis, für regelmäßige Reisende ein Orientierungsvorteil, weil ja in diesem Szenario immer zwei Züge im Bahnhof sind.
Nachteil: Wozu umsetzen, es kann signalmäßig aus beiden Gleisen aus- und in beide eingefahren werden. Bei Störung des Regelbetriebes durch Verspätungen käme eigentlich eine unnötige Umsetzfahrt erschwerend hinzu.

Frage 2: Würde man betrieblich einfach wechselweise die Bahnsteige benutzen oder erschwert eine Gleichbenutzung vorsehen?

Gleisplan: Die Umsetzweiche links wird nicht mehr benutzt und stammt aus Dampflokzeiten. Ganz rechts vereinigen sich bei mir die Gleise zum verdeckten Schattenbahnhof, um den Zug zu wenden. Die Weiche in der Mitte unten schließt an den restlichen Bahnhof Lio an.

Edit: [Gelöst] ergänzt und sicherheitshalber Klarstellung, die Wendezeit in Epoche II gemeint zu haben.

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Hallo Lio
Welche Epoche fährst Du jetzt?
Lg Peter
Morgen Frank,

bin kein Lokführer, melde mich aber trotzdem.
Ich würde vermuten, dass die Züge über das Wendegleis fuhren. Vier Minuten sind wahnsinnig knapp und bedingen einen total reibungslosen Betrieb.
Was die einfachere Orientierung angeht, bin ich mir nicht sicher, ob man das damals so eng sah und ein festes Gleis für ausfahrende Züge anstrebte? Wie war das mit den Zugzielanzeigern geregelt, Tafeln, Leuchtschilder …?

Wie war die S-Bahn in Lio damals angebunden, ein- oder zweigleisig?

Schöne Grüße, Carsten
Hallo Carsten
Ich habe das so verstanden das die Gleisanlagen aus Epoche 2 sind, nicht aber die Fahrzeuge! Es gab zwar zu Dampferzeiten schon Wendezüge, aber nicht in Epoche 2 ( oder doch?). 4 Minuten werden heute auf der Wiener Vorortelinie im Wendebahnhof Wien Hütteldorf eingeplant was allerdings eine sehr knappe Geschichte ist und oft zu Verspätungen führt. Gefahren wird auf bzw wurde auf der Vorortelinie mit 4024 der ÖBB.
Lg Peter

Edith: Hab nachgeschaut, ja gab es schon in Epoche 2! Mein Fehler!

Hallo Frank,

zumindest heutzutage ist die Mindestwendezeit in Deutschland 5 Minuten. Es gibt vereinzelte Ausnahmen auf 4 Minuten, dann ist aber eine Bedingung, dass gleichzeitig der Triebfahrzeugführer gewechselt wird und der zweite schon am anderen Ende bereit steht. Somit entfällt der Fußweg.

Aufgrund des Verspätungsrisiko für den Folgezug stellt man aber mittlerweile auch wieder mehr Linien auf überschlagende Wenden um, bei der auf die übernächste Fahrt gewechselt wird. Im Allgemeinen hat man so eine kurze Wende auch nur an einem Ende der Line, zumindest ein Linienende sollte so eine überschlagende Wende oder auskömmliche Wendezeit haben.

Wie das in der Epoche II war kann ich aber nur spekulieren.
Auf der einen Seite waren die Fahrzeuge viel einfacher, es gab kein aufwändiges Einwählen in PZB-Rechner und Zugfunk und hochfahren der Systeme. Personal war vermutlich auch nicht so knapp und in einem unabhängigen und damals sehr fortschrittlichem S-Bahn-Netz könnte man sich vorstellen, dass 4 Minuten sogar besser geklappt hat als heute. Vermutlich war es möglich ne Bahn in 1-2 Minuten zu wenden.

Auf der anderen Seite kam es damals auf einen Zug mehr oder weniger nicht so sehr an und hatte vielleicht eine andere Erwartungshaltung an die Pünktlichkeit. Man war ja stolz auf die S-Bahn.

Daher kann ich nicht 100% sagen, wie es damals war. Vorteil einer langen Wende wäre, dass man leichter auch mal einen Viertelzug beisetzten oder abhängen kann, wobei man natürlich auch bei einer Kurzwende von 4 Minuten mal außerplanmäßig einen neuen Park einscheren kann, der dort schon wartet.

Vielleicht gab es auch damals schon Mischformen, dass man an einem Ende überschlagen und am anderen Ende kurz gewendet hat

Ich hoffe die Hintergründe waren für Dich interessant auch wenn ich Dir keine klare Empfehlung geben kann.

Viele Grüße

Dirk
Moin,

also die S-Bahn Hamburg wendet in knapp 2 Minuten. Allerdings mit 2 Lokführern. Das nur mal als weitere Option

Planmäßig mit einem Lokführer planen sie 4 Minuten ein.
Ich würde aber davon ausgehen, dass früher noch nicht so eng geplant wurde und 14 Minuten eingeplant waren.

Gruß Moritz
Hallo Frank!

4 min Wendezeit erscheint mir für die Epoche II etwas zu gering. Ich vermute dann eher die 16 min. Es kann auch gut möglich sein, dass die S-Bahn das Gleis gewechselt hat. Dieses Verfahren gibt es ja noch auf mehreren Linien bei der Berliner U-Bahn zum Beispiel bei der U 9 sowohl im Bahnhof Rathaus Steglitz als auch im Bahnhof Osloer Straße. Bei der S-Bahn fallen mir da nur die Bahnhöfe Nordbahnhof und Gesundbrunnen ein. Züge die in diesen Bahnhöfen enden bzw beginnen, fahren in die Abstellanlage, um dort auf das andere Gleis / den anderen Bahnsteig umzusetzen. Auch im Bahnhof  Zehlendorf wurde das bis zum Wegfall der Verstärkerzüge der Linie S 1 so gehandhabt.

HG, Wieland.
Hallo Frank!

Es gab in den 90er Jahren sogar im Fernverkehr Wendezeiten von nur 4 Minuten, allerdings nicht am Fahrtende, sondern nur, wenn ein ICE, IC oder IR unterwegs die Fahrtrichtung wechseln mußte. Ich habe das z. B. in Frankfurt und Magdeburg beobachtet. Das war aber nur möglich, weil gleichzeitig ein Lokführerwechsel stattfand, denn innerhalb vier Minuten schafft es kein Lokführer, den Zug für das Wenden vorzubereiten und auch noch am ganzen Zug entlangzugehen.
In der Zwischenzeit hat man die Wendezeiten auf 6 Minuten verlängert.
Ich würde an Deiner Stelle die Gleise abwechselnd benutzen und auf Rangierfahrten verzichten. Ich habe ein solches Verfahren zwar noch nicht bei einer S-Bahn, aber dafür an einer Endstelle der Stadtbahn Hannover beobachtet.

Herzliche Grüße
Elmar
Hallo,

ich bin beeindruckt, in welch kurzer Zeit so hilfreiche Antworten eingetroffen sind - vielen Dank euch allen! "Überschlagendes Wenden" - wieder etwas gelernt!

Dirk hat noch den Aspekt "um Viertelzug stärken/schwächen" hinzugefügt. Der ist jetzt der letzte Tropfen, um die zwei Züge zu rechtfertigen.

Jetzt werde ich also jeweils 4 Minuten das schöne Bild zweier Züge am Bahnsteig haben (wenn die Anlage nur schon soweit wäre...). Wenn ich ab und zu Verspätungen simuliere, wird der verspätete einfahrende Zug dann auch dem pünktlich abgefahrenen auf der Strecke begegnen. Die Fahrgäste dieses Zuges werden dann dem Betriebsregime danken, nicht auf 4min Wendezeit optimiert zu haben.

Sicherheitshalber Ergänzung zu den aufgeworfenen Fragen:
Epoche II, zweigleisige Anbindung der Strecke, wendefähige Züge (drei oder vier Viertelzüge, die äußeren mit Trieb- oder Steuerwagen). Zugzielanzeigen unbekannt, ich tippe auf damals moderne wechselnd leuchtende Felder.

Und einen Seitenhieb auf heute kann ich mir nicht verkneifen: Die Berliner S-Bahn konnte auf der Stadtbahn in den 30er Jahren eine Zugfolgezeit von 90s realisieren, u.a. durch permissives Fahren und Nachrücksignale.

Viele Grüße
Frank

Moinsen,

die Linie fahre ich zwar nicht, aber regelmäßig als Fahrgast: die RB 31 Oberhausen Hbf - Duisburg-Ruhrort hat in Oberhausen eine Wendezeit von 3 Minuten, die Züge kommen zu den Minuten .28 und .58 an und fahren um .01 und .31 wieder ab. Und es ist immer derselbe Tf der fährt, die tauschen nur zum Schichtwechsel.

Gruß
Marco
Hallo,

planmäßige 3 Minuten Wendezeit mit einem Lokführer gab es bis Ende der 1970er Jahre in Essen Steele (heute: Essen Steele-Ost).
Vor der Eröffnung einer entsprechenden Verbindungskurve mussten die Züge zwischen Wuppertal und Essen Hbf (Silberling-Drillinge mit BR 212) dort Kopf machen.

Gruß
Karl
Hi !

Habe gerade mal eine Fachauskunft eines mir befreundeten Tf´s der Berliner S - Bahn bekommen.

Kehrzeit bei einem Vollzug 8 Wagen ist das Minimum 5 Minuten.

Gruß Thomas
Hallo,

jetzt habe ich sogar eine offizielle Quelle, von 1940, als der Zuglauf nicht mehr Lio - Por, sondern Lio - Velten war.

Es wurde eine Verspätungshäufung durch Streckenverlängerung über Potsdamer Rinbahnhof "hinaus" (in Wirklichkeit durch den Nord-Süd-Tunnel vorbei) nach Velten angenommen.
Dadurch wurde eine Verlängerung der Wendezeit auf 14min gefordert.

Dadurch kann man aber auch herauslesen, dass vorher - in der von mir nachgebildeten Zeit bis 1939 - eine Wendezeit von 4min 15s ausreichte.

Nun sprach man von wechselseitiger Bahnsteigbenutzung, daraus kann man auch wiederum herauslesen, dass vorher nur eine Bahnsteigkante benutzt wurde, da der Zug ja schlecht in 4min das Gleis wechseln konnte.

Viele Grüße
Frank

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Hallo Frank,

in deiner Quelle heißt es, dass sich aus den 14,25 Minuten Wendezeit die Notwendigkeit ergibt, die Gleise wechselseitig zu nutzen. Offenbar fuhr man nicht in das Wendegleis, sondern blieb stehen. Gemütlich

Schöne Grüße, Carsten


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