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THEMA: Lokführer, Beruf und Berufung

THEMA: Lokführer, Beruf und Berufung
Startbeitrag
Sven-LG - 04.12.20 14:57
Hallo liebe 1zu160 Gemeinde,

Die Modellbahn ist meine Leidenschaft. Doch auch das Original zieht mich sehr in seinen Bann.
Seit mein Vater als Lokführer in den Ruhestand gegangen ist hat sich jedoch viel verändert.
Deshalb richte ich mich heute direkt an die unter euch, die Eisenbahn nicht nur als Hobby sondern auch als Beruf nachgehen. Da gibt es bestimmt einige!?
Ich überlege immer wieder ob ich diesen Schritt gehen sollte um mich beruflich zu verändern.
Aber ich habe zugegeben tausende Fragen, wie der Arbeitsalltag eines Triebfahrzeugführers heute wirklich aussieht.
Vielleicht könnt ihr hier ein paar realitätsnahe Eindrücke einstellen oder mich sogar persönlich anschreiben.
Denn dieser Schritt ist sicherlich ein großer und daher gut zu bedenken.
Für Eure Hilfe bei dieser evtl Entscheidung bin ich jedenfalls sehr dankbar....
Viele Grüße und eine schöne Vorweihnachtszeit aus Lüneburg
Sven

Hallo Sven
Ich würde auch nach 30 Jahren wieder Lokführer werden, Du solltest aber gut überlegen wo Du hin willst, Regio, Fern, oder Güterverkehr. In Österreich gibt es zwar nicht so eine Auftrennung wie bei der DB, vergiss aber trotzdem nicht das Du mit deinen 43 Jahren ganz hinten im Plan anfängst und mit den Jungen die Arbeit machst die Dir vielleicht körperlich nicht mehr so zusagt. Von daher würde ich an deiner Stelle zum Fernverkehr tendieren weil da die Unterschiede vielleicht doch nicht so krass ausfallen wie bei Regio oder Güterverkehr. Genaueres können Dir aber sicher die Kollegen der DB hier anführen, wie gesagt, ich kenn das Plangefüge der DB nur vom Hörensagen, auch wenn vieles gleich wie bei der ÖBB ist. Ansonsten würde ich Dir raten, machs, die Bahnen sind auch heute noch wenn auch nicht mehr pragmatisiert wird gute Arbeitgeber und besser wirds ja nirgends!
Lg Peter
Hallo Sven

Bei uns hier gibt es sogar eine Schule die händeringend Schüler und Quereinsteiger sucht. Mit jobgaratie. Bei solchen Institutionen kann man sich doch schlau machen.

Brummi
Hallo Sven,

vielleicht ist das was Du suchst, der kennt sich 1:1 und im Modell aus.
https://www.youtube.com/user/roststab/videos

Gruß
Hans-Werner
Hallo Sven,

In der FAZ vom 14. November gab es unter dem Titel "ganz unten, ganz vorn‘  einen ganzseitigen Bericht über einen IT Ingenieur der mit 58 auf Lokführer umgesattelt hat (auch online verfügbar). Absolut faszinierend — und vielleicht hilfreich für Deine Entscheidungsfindung.

Herzliche Grüsse,

Dietrich
Moin,

ich denke mit der Frage bist Du bei DSO https://www.drehscheibe-online.de/foren/list.php?3 besser aufgehoben.
Da sind jede Tfzf, Fdl und sonstige Berufsbahner unterwegs die schon öfter mit Rat und Tat geholfen haben und zwar nicht nur von der DB, sondern auch von anderen EVUs.

Gruß Kai
Hallo Sven,

es gibt hier auch ein Kollege aus dem Forum der von der kleinen Modellbahn vor ein paar Jahren zur großen Bahn gewechselt ist und jetzt täglich mit Containerzügen zwischen Ulm und Kassel unterwegs ist. Der war beim Wechsel auf den Führerstand auch Quereinsteiger und bereits im "Schwabenalter"*. Er ist auch hier im Forum angemeldet, vielleicht meldet er sich ja noch selbst zu Wort.

*ab 40 😉

Grüße
Markus
Der Beruf ist doch nur das eine, daß andere aber die Firma, in der man arbeitet.

Wenn ich sehe, wie häufig bei uns im Verbund die jeweiligen Firmen auf den Strecken wechseln, so häufig wechseln auch die Personale die Firmen. Denn wenn ein Unternehmen heute eine Strecke für ein paar Jahre gewinnt, heißt es eben genau das, für ein paar Jahre! Und wenn man sieht daß sich gerade aktuell Abellio vom deutschen unrentablen Markt zurück zieht, dann weißt Du auch, was in Kürze mit den Personalen dort passiert.

Beim Güterverkehr sieht es ja genauso aus. Private fahren ja nur ganz bestimmte Züge und stehen dann stundenlang in irgendwelchen Abstellgruppen bis es die Rückleistung zu bespannen gibt. Eine Firma, die mehr Züge fahren kann, weil sie billiger anbietet, kann mehr disponieren und bessere Umläufe gestalten. Aber um billiger zu sein, gibt es in dem Markt wohl nur eine Lösung: Weniger ans Personal, weniger ins Material und weniger in Sicherheit investieren.

Zudem bleibt im Autoland die Zukunft der Bahn mehr als fraglich! Die Schweizer haben gerade erst Verträge mit den Ländern um Deutschland herum abgeschlossen, weil durch Deutschland einfach kein Verkehr möglich ist. Die Verträge zwischen den Alpenländern und Deutschland werden von Deutschland ALLE nicht eingehalten. Die Milliarden, die Italien, Österreich und die Schweiz in all die Tunnelprojekte gesteckt hat, rentieren sich kaum, weil der Transit einfach nicht ans Laufen kommt, weil Deutschland sich schlich weigert den Verkehr auf die Schiene zu bringen. Ja vielmehr noch, Deutschland verweigert sogar den vertraglich zugesicherten Bau der Zufahrten zu den Basistunnel-Transitstrecken, seit Jahren! Kurzum: Die Schweiz fährt jetzt via Polen nach Skandinavien und via Frankreich nach Benelux.

Somit ist Lokführer in Deutschland nicht zwingend ein sicherer Job, weil es einfach durch die Kannibalisierung des Marktes hierzulande eine Dauerspirale nach unten gibt. Auch wenn immer wieder einige Unternehmen händeringend Personale suchen, ist das immer nur eine Momentaufnahme, bis wieder ein Depp den Job billiger macht ( respektive die Ausschreibung wieder neu unterboten wird ). Schau Dir hier in NRW die Nordwestbahn an. Da fährt quasi nichts nach Plan und die Personale gehen auf dem Zahnfleisch.

Man kann die Privatisierung in Deutschland als vollends gescheitert ansehen. Ob man sich da als Personal in das System des gegenseitigen Unterbietens einreihen möchte? Bei der DBAG mag einiges noch anders laufen. Aber die vielen winzigen Regionalgesellschaften stehen letztlich auch mit dem Rücken zur Wand, stehen sie nicht nur den Privaten sondern auch ihren Konzern-Schwestern als Konkurrenz gegenüber.

Aber ja, Lokführer werden gebraucht und im Moment mehr als auf dem Markt vorhanden sind. Wenn man also gerne ab und an die Firma wechselt um ggf. den gleichen Zug am nächsten Tag unter anderer Firma zu fahren, ja, dann kann das gut sein. Wer als Güterkutscher fährt, sollte sich darüber klar sein, daß es auf Grund der Disposition lange "Totzeiten" im Nirgendwo gibt. Und welches Unternehmen diese "Ruhezeiten" bezahlt und welches nicht, solltest Du unbedingt vorher klären! Auch sollte klar sein, daß die meisten Firmen für solche Ruhezeiten keine Unterkünfte an den Bahnhöfen haben, wie das die DB früher hatte! Man sollte also vorher rausfinden, ob man im Hotel oder auf der Lok "übernachten" oder "übertagen" muß.

Meine Erfahrung aus der Branche sind da sehr gegensätzlich! Es gibt das ganze Spektrum! Vom absolut geregeltem Schichtsystem mit planbarem Urlaub und soliden Umläufen, wo Start- immer auch Zielbahnhof ist. Und genau das Gegenteil: Kutschen einer eigentlich 8h Leistung quer durch die Republik, die idR. dann 12h oder mehr Stunden dauert, die Pausen dazwischen aber als Ruhezeit gerechnet werden. Fahren darf man ja, man hat ja angeblich Ruhe gehabt, aber glaub mir, nach 12 Stunde auf dem Bock ist die Konzentration nicht mehr die Beste. Und dann alles mit krummen Zeiten. Morgens um 2:15 eine Lok im Schneematsch aufrüsten, seinen Zug suchen, Bremsprobe allein mit dem 600m Zug, alles im Matsch und im Dunkeln. Dann irgendwann gehts los, Stunden später und viele Zwangspausen mehr erreicht man dann irgendeinen Abstellbahnhof im Nichts. Kein Taxi, kein Hotel, kein Garnichts.

Man sollte also sehr genau wissen, was man will und was man dafür haben möchte. Auch in dieser Branche kommen immer mehr Personale aus dem nahen und ganz fernen Ausland und drücken die Preise. Das hat nicht nur was mit Tarif zu tun, falls man nach Tarif bezahlt wird, sondern auch damit, was einem als Zeit in den Tarif gerechnet wird. Die Grauzonen sind da gewaltig!

Also Augen auf! Wenn Du einen einigermaßen sicheren Job hast, würde ich heute keinem zum Wechsel raten.

Für mich steht und fällt die Entscheidung mit der Wahl des Arbeitgebers. Der Beruf an sich hat alle Facetten, von jeden Tag die selben 400km abreißen bis zum täglichen Abenteuertripp auf####mit####am Haken nach Nirgendwo.

Was die einzelnen EVUs so für ihre Personale tun, solltest Du bei den dort Beschäftigten erfragen. Der Chef wird immer mit Kaviar werben...

Gruß
Klaus
Hallo Sven,

ich habe im Oktober selbst bei DB Regio den Quereinstieg angefangen, muß sagen bis jetzt bereue ich es noch, jedoch muß man es wirklich wollen, man muß sich schon am Abend und am Wochenende hinsetzen und lernen. Was je älter man wird einem doch schon etwas schwerer fällt.

Grüße Daniel
Hi Sven,

vieles wurde in den vorherigen Beiträgen schon gesagt.

Der Werbeslogan
Zitat - Antwort-Nr.: | Name:

kein Job wie jeder andere

trifft wohl den Nagel auf den Kopf.

Ich würde es so sagen: Du musst wirklich ein Überzeugungstäter in Sachen Eisenbahn sein, sonst wirst Du in dem Job nicht glücklich.

Es kommt immer auf den Betrieb an, für den Du später fahren möchtest. Der eine will vornehmlich tagsüber stressige Fensterzüge fahren und einigermaßen geregelte Arbeitszeiten haben, der andere möchte nachts völlig stressfrei Cargo fahren, jede Menge Zuschläge mitnehmen, dafür aber in Kauf nehmen, dass das Wort "Feierabend" eine völlig andere Bedeutung gewinnt bzw. gewinnen kann, und der dritte kann sich nichts schöneres vorstellen als zu rangieren.

Körperlich muss man völlig fit sein, darfst weder farbenblind (auch in der geringsten Abstufung) noch in irgendeiner Form chronisch krank sein (z.B. Diabetes). Ferner muss man in "Flensburg" eine völlig weisse Weste haben. 1 einziges Pünktchen, und man kann es gleich von vorne herein vergessen, überhaupt an eine Ausbildung zum Triebfahrzeugführer zu denken.
Man muss einen absolut eisernen Willen mitbringen, die knallharte Ausbildung durchzustehen, die alles andere als ein Spaziergang ist. In meinem Lehrgang haben es letztendlich 4 von 17 geschafft (2× Cargo, 1x Regio-Bahn, 1x Lokrangierführer), 2 weitere
sind Rangierbegleiter geworden, der Rest hat irgendwann das Handtuch aus verschiedenen Gründen geworfen oder ist "aussortiert" worden, wenn ich mich richtig erinnere.

Grundsätzlich gilt dann später im Beruf zunächst einmal die Bahn, die Bahn, die Bahn, und dann kommt irgendwann alles andere. Also sprich vor Ausbildungsbeginn mit deinen Liebsten ausführlich. Zeitaufwändige Hobbys kann man getrost beerdigen, das wird mit Sicherheit "nix gscheits" mehr werden.
Beerdigen muss man von Anfang an auch die Vorstellung von einem "romantischen" Modelleisenbahn-Betrieb in 1:1... in diesem Geschäft sind andere Dinge gefragt, und Du wirst Deine Moba mit ganz anderen Augen sehen....

Aber Du tauchst in eine fest auf einander eingeschworene Gemeinschaft, eine Art Gäng, ein, in der sich jeder auf den anderen unbedingt verlassen muss und kann und in der jeder den anderen automatisch mit "du" anspricht, sei es nun Fahrdienstleiter, Triebfahrzeugführer oder Rangierbegleiter.
Wie schon eingangs geschrieben: Man muss Überzeugungstäter sein, und die family muss "mitspielen", sonst wird man in dem Beruf nicht auf Dauer glücklich.

Glücklich sind diejenigen, die "vor der Haustür" oder "um den Kirchturm" fahren können bzw. dürfen und gleichzeitig alle anderen Parameter zu 100% passen. Eigentlich gibt's immer nur ein "entweder - oder".... und man muss selbst entscheiden, was am besten zu einem passt bzw. mit welchen "Aber's" man am besten "leben kann". Das sind absolute Ausnahmen, bei denen alles rund ist. Nicht von ungefähr ist der gewerkschaftliche Organisierungs-Grad unter Betriebsbahnern sehr hoch.

Ohne die vielen Leute von Nord- und Ostsee würde im Süden nur ein kleiner Bruchteil der Züge fahren können; und das trifft auf alle "Fraktionen" und "Geschäftsbereiche" zu.

Wenn Du mehr erfahren möchtest, dann kannst Du mir gerne eine PN mit Deinen Fragen zusenden 😊

Viele Grüße
Andreas



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