THEMA: Umbaubericht Piko-Schürzeneilzugwagen

Hallo zusammen,

nachdem ich kürzlich schenkungsbedingt zu einem Zweierset der Piko-Schürzeneilzugwagen gekommen bin, hatte ich nun auch die Gelegenheit, diese im Original zu begutachten und zu befinden, daß die Modelle zwar Potential besitzen, in der Ausführung aber tatsächlich ziemlich mißlungen sind und die Proportionen des Vorbild verzerrt wiedergeben - so entstand der Entschluß, diese nachzuarbeiten. Gesagt, getan…

Zum Entfernen des Daches sind zuerst die Faltenbälge zu entfernen, da diese innen in Halteösen an der Dachinnenseite eingreifen. Nimmt man das Dach ohne diesen Schritt ab, brechen sie. Anschließend lassen sich die Fenstereinsätze recht einfach entfernen, indem man mit einer Messerklinge zwischen die Einsätze und den Wagenkasten fährt. Der Kleber selbst scheint dauerelastischer Natur zu sein und gibt die Einsätze recht widerstandslos frei.

Fenstereinsätze: Die vorbildwidrigen Rahmen werden mit 800er Schleifpapier solange bearbeitet, bis die Scheiben flächig blind sind als Zeichen, daß die Rahmen restlos abgeschliffen wurden. Anschließend werden sie mittels Polierpaste wieder transparent poliert; der Zeitaufwand beträgt pro Einsatz insgesamt gut 5 Minuten. Als Hilfsmittel habe ich dazu die Glasscheibe eines Bilderrahmens verwendet, auf der ich geschliffen und poliert habe. Zum Einkleben der überarbeiteten Fenstereinsätze hat sich der Lasercutkleber von Faller gut bewährt.

Inneneinrichtung: Die Innenwände wurden mit hellbrauner Farbe nachbehandelt, anschließend habe ich nach Amputation der Beine die Abteile mit ein paar billigen China-Reisenden bevölkert.
Faltenbälge: Diese sind ca. 1 mm zu hoch und tragen m.E. erheblich zum unstimmigen Erscheinungsbild der Wagen bei. Ich habe die Bälge mittels eines scharfen Bastelmessers auf halber Höhe durchtrennt und mit einem weiteren Parallelschnitt 1 mm an Höhe entfernt. Anschließend lassen sich die beiden Hälften mit Sekundenkleber wieder zusammenfügen. Die Haltelasche für das Dach entfällt hierbei, da nun nicht mehr passend (ggf. muß das Dach später mit Klebstoff an den Wagenenden fixiert werden, damit dort kein Spalt entsteht - bei mir aber nicht notwendig). Auch hier kam die Glasplatte zu Hilfe, um diesen Vorgang gerade ausführen zu können. Als Trennmittel habe ich ein Stück Wachspapier zwischen Glasplatte und Faltenbalg gelegt. Alternativ ließen sich möglicherweise die Faltenbälge von Werner Eichhorn verwenden, der diese als Umrüstteil für die Minitrix-28er Schnellzugwagen anbietet.

Wagendach: Hier hat Piko vorbildwidrig eine Art Einheitsdach für den 1./2.- und den 2.-Klasse-Wagen verwendet. Beim B-Wagen fehlen an den Wagenenden über dem jeweils letzten Fenster jeweils ein Lüfter, ebenso beim AB-Wagen über dessen 2. Klasse-Hälfte; über den Abteilen der 1. Klasse ist die Anzahl zwar richtig, jedoch die Anordnung fehlerhaft.
Freundlicherweise bekam ich von einem Forumskollegen (danke, Klaus!) eine Wagenskizze, aus der die korrekte Lüfteranordnung hervorgeht: Die Abstände der Lüfter über den 2.-Klasse-Wagenteilen (jeweils leicht in Richtung Wagenende versetzt) sind korrekt, so daß lediglich am Wagenende in gleichem Abstand ein weiterer Lüfter zu ergänzen ist.  Die Lüfter über den 1.-Klasse-Abteilen befanden sich der Zeichnung zufolge hingegen mittig über den Fenstern.
Da das Wagendach keine weiteren Konturen/Gravuren zeigt, ist das restlose Abschleifen der Lvier angravierten Lüfter über dem 1.-Klasse-Bereich einfach. Anschließend werden für die neuen bzw. zu ergänzenden Kuckuckslüfter (erhältlich bei KUSWA) an den entsprechenden Positionen Löcher mit 1 mm Durchmesser (Handbohrer verwenden, keine Kleinbohrmaschine!) gebohrt. Zur Montage der Lüfter habe ich diese rücklings auf einen schmalen Streifen Klebefilm und diesen mitsamt dem Lüfter auf das Dach geklebt - so läßt sich letzterer einfacher plazieren und dessen Lage korrigieren. Wenn diese stimmt (Flucht beachten), läßt man von der Dachinnenseite her einen kleiner Tropfen Sekundenkleber in die Bohrung laufen.

Das Dach wurde anschließend mit einer Airbrush-Pistole umbragrau (RAL 7022, Weinert Nr. 2636) lackiert und ebenfalls mittels Airbrush und schwarzer Farbe dezent verschmutzt. Vor dem Wiederaufsetzen habe ich noch eine Innenbeleuchtung eingebaut und dabei die Stromabnahme mit der Aderendhülsenmethode umgesetzt. Letztere  müssen in diesem Fall recht kurz sein, damit sie nicht an den Generatornachbildungen der Drehgestelle schleifen, was zu einem erhöhten Rollwiderstand führte. Die Zuleitung (Kupferlackdraht) wird über eine 0,8mm-Bohrung zwischen den Rastnasen der Drehzapfen nach innen geführt.

Die Wagen machen jetzt einen guten Eindruck - angesichts der Ankündigung von Minitrix, dieses Modell ebenfalls herauszubringen, würde ich diese Neuheit bei einem beabsichtigten Kauf dieses Wagentyps in jedem Fall abwarten, da angesichts des erheblichen Aufwandes für die Nacharbeit und ihres Preises die Piko-Wagen meiner Meinung nach in ihrer jetzigen Ausführung nicht empfehlenswert sind. Bei einer Abverkaufsaktion könnte man darüber nachdenken.

Viele Grüße

Jürgen

Edit: Auf den Bildern der umgebauten Wagen vermeint man noch immer die nun farblosen Fensterrahmen zu erkennen. Tatsächlich ist die Fensteroberfläche jedoch glatt, sichtbar ist die Wandstärke des Fenstereinsatzes, der an den Kanten nach hinten verspringt, da die Fenster eingesetzt und nicht hinterklebt sind. Dies ist eigentlich nur auf dem Foto zu erkennen und fällt im Anlageneinsatz nicht auf -  auch an Wagenmodellen anderer Hersteller ist dieser Effekt zu beobachten.


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