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THEMA: Berlin-Hauptbahnhof

THEMA: Berlin-Hauptbahnhof
Startbeitrag
Ralf aus Berlin - 29.05.06 10:37
Nun ist es vollbracht. Berlin hat einen Hauptbahnhof. Und was für einen.
Schön ist er ja, nur oben rum etwas zu kurz geraten. Dumm vor allen für die Fahrgäste erster Klasse. Die dürfen draußen im Regen stehen, wenn sie auf ihrem verspäteten ICE warten. Und unten ist die Decke etwas flach geworden. Was soll´s, schließlich soll man sich die Geschäfte anschauen und nicht die Architektur. Die Eröffnung ist mit großem Pomp gefeiert worden. Viel interressanter war jedoch die Fahrzeugaustellung auf den drei neuen Bahnhöfen Südkreuz (ex Papestr.) Hauptbahnhof (ex Lehrter Bahnhof) und Gesundbrunnen (wieso nicht Nordkreuz?). Alle Gleise waren mit historischen und aktuellen Fahrzeugen belegt. Die Fotoforen werden sicher demnächst voll sein mit tollen Fotos.
Wie gefällt euch der Bahnhof? Und die Preisfrage: Was glaubt ihr, geschieht mit dem Architekturmodell? Dem aus dem Fleischmannkatalog. War der Öffentlichkeit nie zugänglich und wirds wohl auch nie werden (wg.langen Dach und gewölbter Decke).  Und wer ist eigentlich dieser Herr Mehdorn, der sich immer in den Vordergrund drängte?

Gruß Ralf

Da ja "oben" auf absehbare Zeit gar keine Fernzüge mehr verkehren sollen, ist das Dach dann doch lang genug. Derzeit verkehren ja noch die Frankfurt- und Hannover-Linien im Fernverkehr oben, ab Dezember nur noch die Hannover-Linien, und ab Ende 2007 soll der gesamte Fernverkehr im Keller fahren.
Ein Herr Mehdorn ist mir in Zusammenhang mit dem seriösen Thema Eisenbahn nicht bekannt...
Moin Ralf,
was soll man davon halten?
Was soll er bringen, der Hauptbahnhof.......?
Architektonisch ist er wohl bombastisch und den Ideen und Gedanken eines Menschen aus Braunau angesiedelt. Der war ja so irre !!!!!!
Zweckmäßig?
Nun, das wird sich zeigen. Aber wenn der  ÖPNV schon jetzt erkennbar leidet, kann es mit der Zweckmäßigkeit schwierig werden.
Und wenn das Umfeld sich in den nächsten 5 Jahren nicht ändert, wird es wohl ein Bahnhof in der Pampa bleiben. Obwohl der
vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten ......

Den als Modell haben ?
Tut wohl nicht unbedingt Not.....

Sorry,
Günter

Da fällt mir ein, als Modell ist er demnächst im Loxx zu besichtigen. Lt. Aussage der Macher vom Loxx hat man sich doch zu einer Nachbildung entschlossen. Aber wohl fühestens im Herbst zu bestaunen.
Das nenne ich Berlin-Werbung: http://www.loxx-berlin.de/
Übrigens nur 10 Minuten Fußweg vom Bahnhof Zoo (Achtung! Nur noch Regionalverkehr!)
Hallo Ralf,

ja, die Veranstaltungen am Samstag waren wirklich alle sehr schön, man kam aus dem Staunen ja gar nicht mehr heraus.

Gesundbrunnen heißt immer noch Gesundbrunnen, weil nicht nur der Bahnhof, sondern das auch das umliegende Gebiet diesen Namen trägt. Mit Papestraße können die meisten Leute außerhalb von Berlin weniger anfangen als mit Südkreuz, was wenigstens Auskunft über die geographische Lage gibt. Ist aber alles Geschmacks- und Deutungssache und man kann darüber wohl endlos streiten... Aber wenn man mal richtig klugscheissen will: Der Hbf. ist nicht der ehem. Lehrter Bahnhof (der war weiter nördlich und ein Kopfbahnhof) sondern der Lehrter Stadtbahnhof (wie der Name sagt auf der Stadtbahn).

Der Herr Mehdorn hat bei dem Projekt nur bei der Hallenlänge und der Deckengestaltung seine eigene Note hinterlassen, der Hbf an sich ist ja lange, lange Zeit vor Mehdorn geplant und abgesegnet wurden. Angeblich hätte Mehdorn den Bahnhof selber eine Nummer kleiner gebaut, aber wer weiß. In ein paar Jahren/Jahrzehnten wird man wahrscheinlich froh sein, im Tunnel noch Reserven übrig zu haben - der Bahnhof ist ja nicht nur für die nächsten 10 Jahre gedacht.
Das Anbindungsproblem wird sich bis 2009 (Invalidenstr./Tram), bzw. allerspätestens 2020 (U5 - derzeit schaut es aus, als ob sie doch ein gutes Stück früher kommt) entschärfen. Wobei das Thema in den letzten Monaten sehr aufgebauscht wurde.

Von den Berlinern wird der Bahnhof nach den vielen Jahren des Wartens gut angenommen, dass er manchmal polarisiert, zeigt, dass GMP ein tolles Bauwerk entworfen haben.

Ich frage mich, wie man dazu kommt, den Bahnhof auch nur in irgendeiner Form mit den Gedanken oder Ideen des Nationalsozialismus zu verbinden. Abgesehen davon, dass das bezüglich der Architektur absoluter Blödsinn ist, wo ist dieser Bahnhof bombastisch? Auch die Aussage, der Bahnhof läge in der Pampa wirkt für mich eher wie die typischen Aussagen von BILD und Konsorten...

http://www.berlin.de/stadtplan/map.asp?sid=8bab...atz&start=Finden

Manchmal ist es besser, sich selbst eine Meinung zu bilden...
@4:

Der Bahnhof Zoo hat immer noch Fernverkehr, nämlich den Vogtland-Express ab Hof in Oberfranken.

Wolfgang K.
Hallo,

nun noch mal ernsthaft: Viele seit langem etablierte Bauwerke erfuhren anfangs Ablehnung; ich kann Stefan (Antwort Nr. 5) deshalb nur zustimmen. Bin vor ca. 4 Wochen, wenn auch nur kurz,  per IC durch den damals fast fertigen Bahnhof durchgefahren und habe keinen schlechten Eindruck in Erinnerung – ich kenne da schlimmere Bau"werke".  Dem zu erwartenden Verkehr dürfte er angemessen sein, und was die Lage betrifft, so teilt er eine Eigenschaft mit den meisten anderen Hauptbahnhöfen: Dort anzukommen bedeutet noch lange nicht, am Ziel zu sein. Eine S-Bahn-Anschlußfahrt ist fast überall notwendig; ob diese nun vom Stadtzentrum oder "von 500 m daneben" beginnt, ist von untergeordneter Bedeutung. Für Ortsunkundige hat er gegenüber den früheren Lösungen ("Muß ich HIER schon aussteigen?") noch einen Vorteil: Er ist eindeutig als Hauptbahnhof zu erkennen! Man sollte also vorurteilsfrei und unbefangen an die Sache herangehen; insofern hat der Bahnhof den Vorteil, in Berlin zu stehen. Das schlimmste, das ihm somit passieren kann (und wird), dürfte also ein deftiger Spitzname à la Berliner Schnauze sein...

Grüße Jürgen
Hallo Wolfgang

Stimmt, bei all dem Medienrummel um den Bahnhof und der DBAG vergisst man schnell die anderen Verkehrsanbieter.  
@Stephan
Archtekturstil=politsche Gesinnung? Spricht eigentlich nur für den Architekten, wenn er mit seinen Werken solche Diskusionen anstößt. Mir ist das Wurscht.
Ich finde z.B.auch den Flughafen Tempelhof http://myalbum.miyoo.de/thombir/photo-album/set/SetID_2085  toll und trage trotzdem lieber Turnschuh als Springerstiefel.
@Jürgen
Die ersten Spitznamen sind schon im Umlauf:
"Glasbanane" "Palast der Republik" "Schneewittchensarg"
Der "offizielle" Spitzname wird sicher bald bekanntgegeben.
Milionengrab
Auch ein netter Name.......
Schön ist er schon aber...
Erst richtet man den alten Stadtbahnbahnhof wieder her um ihn dann abzureissen.
Muss denn (sorry bin nicht ortskundig) das teil
a im Bogen und damit komplizirt = teuer gebaut sein?
b braucht es die teure Tunnelsache von wegen alles unter Wasser?
Hätte es da nicht andere Lösungen geben können?

Na was solls, so haben die Herren die unsere Kohle verjubeln wenigstens nicht weit zu ihren Schlaf- äh Arbeitsplätzen

WE
@ Stephan #5

mir ist der Brückenschlag zum Nationalsozialismus nicht ganz klar. Mir ging es nur um die Verdeutlichungmachung der Gigantonomie, die ich nur Beispielhaft an diesem Herrn aus B. gemessen habe. Geht man weiter zurück in der deutschen Geschichte, findet man weitere Projekte des Irrsinns.

@ Jürgen #7
Du schriebest:
>
Dem zu erwartenden Verkehr dürfte er angemessen sein, .....
<

Jürgen, leider hinkt mittlerweile der zu erwartende Verkehr nun schon fast 10 Jahre zurück. Früh angeheuerte honorige Architekten und Planer haben Abstand von der vorgesehenen Schaffung einer Infrastruktur genommen. Grund hierfür war auch die dominierende Planungskaste der DB.

Weiters tatest du kund:

>
.....Hauptbahnhöfen: Dort anzukommen bedeutet noch lange nicht, am Ziel zu sein. Eine S-Bahn-Anschlußfahrt .....
<

Klar, du hast Recht, der Weg ist das Ziel!!!
Aber warum soll man nun 500m (angenommene Strecke) laufen, wenn es vorher einfacher war?
Egal, es ist nicht unsere Aufgabe, dieses Konzept den Besuchern von Berlin klarzumachen. Es gibt aber sicherlich Millionen von Touristen, die es besser kennen.

>
...... Er ist eindeutig als Hauptbahnhof zu erkennen! .....
<

Aber nur dem Schild nach oder doch wegen der Gigantonomie ?
Wegen der Infrastruktur jedenfalls nicht!

Aber ein in der Nähe liegendes Regierungsviertel bedarf wohl eines solchen, hauptsächlich vom Steuerzahler subventionierten Bauwerks.
Somit passt doch alles wieder zusammen ........

Also doch Gigantonomie ............

Grüße,
Günter

Edit P.S.: es gibt noch reichlich Autobahnbrücken in unseren Landen, die bis Heute nur so rumstehen.......

Beitrag editiert am 29. 05. 2006 15:09.
@Wutz
Nötig war´s schon. Die Ost-West Achse über die Stadtbahn war an der Grenze der Belastbarkeit angekommen. Die Umfahrung Berlins ist zum Glück politisch nicht mehr notwendig. Und so eine Nord-Süd Verbindung steht schon seit Jahrzehnten auf der Wunschliste der Bahn.. Die politische Situation und das fehlende Geld hatten es bis dato aber verhindert.
Die Stadtbahn schlängelt sich auf der ganzen Länge in Kurven durch die Stadt.
Und die Spree fließt dummerweise auch in Ost-West Richtung und musste demzufolge unterquert werden. Viel anders hätte man es nicht bauen können.
In der Nachwendezeit sind in Berlin viele Projekte sehr großspurig geplant worden. Der Hauptbahnhof macht da keine Ausnahme. "Blühende Landschaften" wurden uns versprochen  Na zumindest auf den stillgelegten Rangierbahnhöfen sind die Versprechen eingehalten worden.
Ich finds auf jeden Fall schade ums Geld und schade um den Lehrter Stadtbahnhof - und schade um den Bahnhof Zoo, der trotz sehr guter U-bahnanbindung und sehr zentraler Lage jetzt zur normalen S-bahnstation und Regionalbahnhof verkommen wird....
Nein, Architekturstil hat für mich nichts mit politischer Gesinnung zu tun, Tempelhof gehört für mich zu den schönsten Flughäfen der Welt, trotz seiner Initiatoren. Darum ging es mir auch gar nicht, mir ist es nur vollkommen schleierhaft, wie man den neuen Bahnhof irgendwie mit der Gigantomanie der damaligen Zeit, bzw. der damalig herrschenden Menschen, in Verbindung bringen kann. Zumal das beim Hbf. zahlreich verwendete Glas und Metall nicht gerade die typischen Baumaterialen eines größenwahnsinnigen Speers oder Sagebiels sind.

Inwiefern zeigt denn der Bahnhof die hier angesprochene Gigantomanie?
Seine Ausmaße werden von den Zügen, die darauf fahren bestimmt, kürzer bauen ginge ja schlech. Der Höhenunterschied der Ebenen ist durch die geographische Lage (Spree, Märkischer Sandboden uvm.) und die Existenz des Stadtbahnviadukts vorgegeben. Der Bahnhof orientiert sich genau an diesen Vorgaben, nichts ist größer, als sein muss (Kostendruck!). Vergesst nicht, die beiden hohen Bügelbauten stehen zwar über der Bahnhofshalle, werden aber extern genutzt, bringen also (...irgendwann...) der Bahn sogar mal Mieteinnahmen (wenn die DB AG nicht doch noch selbst einzieht...).

Zum Standort: Wo hätte Bahnhof sonst stehen sollen? Zoo war die letzten 15 Jahren ständige vor dem Kollaps, wer da mal Freitag nachmittag am Fernbahnsteig stand, weiß was ich meine. Ein Ausbau war nicht mehr möglich, der Bahnhof war für solche Verkehrsströme auch niemals gedacht. Gesundbrunnen und Lichtenberg waren als Standorte zu dezentral und nur schlecht in jeweils alle Richtungen anbindbar.
Die Stadtbahn war am Ende ihrer Kräfte, ein Ausbau vom Platz allein schon nicht mehr möglich, es sei denn man hätte Teile der Museumsinsel und der Dorotheenstadt weggesprengt...
Welche Alternative hätte es noch gegeben? Pilzkonzept mit Friedrichstraße? Wäre von den Kosten und der Stadtentwicklung Irrsinn gewesen. Straßenanbindung mit geringen Kapazitäten, extrem dichte Bebauung, noch schwierigerer Baugrund als am Lehrter, keine Verschwenkung der Stadtbahn möglich, und, und und...
Dann blieb noch das von einer Bürgerinitiative eingebrachte Ringbahnmodell, was einen Ausbau des Innenring vorsah, aber den Bahnverkehr in Berlin nur noch mehr dezentralisiert hätte (...also Bahnverkehr auf Vorkriegsniveau...).

Berlin ist polyzentrisch aufgebaut, da gibt es nicht DIE Stelle für einen Hauptbahnhof. Und so schlecht ist die Lage nicht, zumindest meckern die Auswärtigen offensichtlich deutlich lauter als die Einheimischen. Das dieser Bahnhof auf "Brachland" entstehen konnte, war ein großer Vorteil, schon von der Baufreiheit und Anbindung (ganz zu schweigen von den Grundstückspreisen). Das die Infrastruktur noch nicht perfekt ist, war abzusehen und ist auch nur eine Frage der Zeit, die Pläne für die umliegenden Gebäude sind schon sehr weit fortgeschritten. Aber auch ohne die umliegenden Gebäude ist das Wort Pampa für die Lage eine vollkommene Übertreibung. Zu Fuß braucht man kaum mehr als 10 Minuten bis nach Mitte, Moabit ist sprichwörtlich um die Ecke und die anderen Stadtteile sind mittels RE, S-Bahn, U55 (ab 2007) oder Taxe (Tiergartentunnel) auch keine Weltreise...
Ich als zugereister Berliner vermag nur soviel dazu zu sagen: Es ist sehr ärgerlich, wenn ich als Charlottenburger entweder schon in Spandau aussteigen soll, um zum Zoo (dann weiter mit U2) zu gelangen oder eben, wie ich es gestern gemacht habe, vom Hbf zum Zoo fahre, zumal mein Sprinter aus Frankfurt/Main durch den Bahnhof Zoo fuhr. Ein Zug der sowieso am Ostbf. endet kann auch am Zoo halten. Dass dann natürlich jeder dort aussteigt - gut das ist ne andere Sache...
P.S. aufgrund einer Verspätung des Sprinters war die freundliche Empfehlung: Anstatt mit dem verpassten RE doch mit der S-Bahn die Relation Spandau-Zoo zu fahren...
Grüße uli
Hmmm....

ich glaube hier verstehen einige die Sache falsch. Ich sehe das Problem Berlin Zoo nicht aus dem Blickwinkel, ob Zoo ANSTATT dem Hbf. alles hätte packen können, sondern mehr so, dass man quasi gezwungen ist, am Hbf. auszusteigen. Es gibt sehr wohl einen verkehrlichen Sinn, bei einer polyzentrischen Struktur mehrere Bahnhöfe zu bedienen.

In diesem Fall aber, werden die Kunden gezwungen dort auszusteigen, wo es die DB will. Da sie ja über DB Station & Service auch genug Mieteinnahmen von den Händlern verlangt, muss sie auch für entsprechende Kunden sorgen. Steigt die Hälfte schon am Zoo aus, wären irgendwann die Mieten nicht mehr vertretbar. Da die DB bei Zoo die wegfallenden Stationspreise für die Fernzüge so oder so (über 5 Ecken) selber gezahlt hat, macht das auch für sie mehr Sinn, echte Neueinnahmen über die Mieten zu generieren.

Das Nachsehen haben wir Kunden. Ein weiterer Nebeneffekt für die DB: sie kann ihre Statistik verbessern, da ja alle ein wenig weiter als vorher fahren müssen.

Insofern stellt sich nicht die Frage ob Zoo oder Lehrter Bahnhof besser sind, sondern wie komisch eigentlich unser Bahnsystem geworden ist, wenn nicht mehr die verkehrlichen Ziele überwiegen.

Firefox

Beitrag editiert am 29. 05. 2006 21:06.
Wahre Worte,
Firefox,
wahre Worte. Es mag ja sein, das wir das Konzept kurzfristig nicht begreifen.
Also warten wir es ab, wir sind ja noch jung und haben Zeit.......

Gruß denn,
Günter
@Firefox:

"Es gibt sehr wohl einen verkehrlichen Sinn, bei einer polyzentrischen Struktur mehrere Bahnhöfe zu bedienen."

Es werden ja mehrere Bahnhöfe bedient, Südkreuz, Gesundbrunnen, Spandau und Schönefeld BBI (ab 2011) wurden bestimmt nicht aus Spaß erbaut. Wer zwingt denn irgendwen, nun gerade am Hbf. auszusteigen?

Die Abkopplung des Bhf Zoo von den paar IC- und ICE-Zügen, die auf der Stadtbahn fahren (die allermeisten IC und ICE durchqueren Berlin über die Nord-Süd-Verbindung) ist unverständlich und für die dortigen Mieter und Anlieger mehr als nur ärgerlich. Aber man sollte die Kirche im Dorf lassen, weder wird die alte "City-West" nun sterben noch der Bahnhof Zoo abgerissen. Übrigens halten die Nachtzüge weiterhin am Bahnhof Zoo....


"Das Nachsehen haben wir Kunden. Ein weiterer Nebeneffekt für die DB: sie kann ihre Statistik verbessern, da ja alle ein wenig weiter als vorher fahren müssen."

Das ist wirklich haarsträubender Unsinn...
@Stephan:

Es geht nicht um die Anzahl der Bahnhöfe, sondern darum, WO ein Bedarf besteht, aus- und einzusteigen - das hat absolut nichts mit Quantität zu tun. Aber nun gut, dazu sollte man wissen, dass der Pilz das kostengünstigste Konzept war. Angedacht war, soweit ich weiss, ein Kreuz mit Ring. Ich meine, es ist ja ganz nett, die Kunden umzuerziehen, aber das bringt in einer solchen Stadt herzlich wenig, da sich die Zentren nicht einfach so hin- und herschieben lassen. Das Gebiet um den Zoo wird auch langfristig eine große Rolle spielen. Als Kunde steigt man da aus, wo man hinwill - eigentlich...

Es geht mir hier auch nicht um Bedeutungsverlust, sondern um das Abkoppeln eines Einzugsbereichs in der Größenordnung einer Stadt wie Kaiserslautern, da man meint, nichts verlieren zu können. Das ist zwar aus Sicht der DB richtig, aber aus der Sicht eines Fahrgastes eine Frechheit.

Aber hier habe ich ja schon angedeutet, dass dies für die DB einen größeren Verlust darstellt, die Mieter nicht mit hinreichend Kundschaft zu versorgen. Es ist kein Geheimnis, dass DB Station & Service überwiegend seine Gewinne über Flächenvermarktungen erwirtschaftet - die Nutzung als Bahnhof gerät zunehmends in den Hintergrund.

>>Das ist wirklich haarsträubender Unsinn...<<

Meinst Du? Denke mal darüber nach, was die Reisendenkilometer bedeuten. Überlege dann nochmals, was das bedeutet, wenn nun jeder Reisende mehrere Kilometer mehr zurücklegen muss, als bisher bis Zoo. Das summiert sich mit der Zeit. Sorry, aber die Zeiten der Pufferküsserei bei der DB sind endgültig vorbei. Hier muss sich alles rechnen und hier hat alles einen Grund, der nicht notwendigerweise in einer verkehrlichen Sinnhaftigkeit liegt - was nicht passt, wird passend gemacht - siehe Dach.

Mehdorn hat einen Dürr'schen Bau übernommen und hat ihn pragmatisch abgefertigt - und sich dabei mit dem Architekten angelegt.

Man kann nun viel reininterpretieren und alles schönreden, bzw. Kritikern "Zukunftsfeindlichkeit" vorwerfen - klar, mehr bleibt nun nicht mehr übrig, aber es ist so einfältig, als wenn man sich den dringenden Bedarf für einen Lamborghini einreden muss, weil man ein Auto zum Einkaufen braucht.

Wir denken zu infrastrukturlastig in Deutschland und sind dann immer gezwungen, das Angebot so hinzudrehen, damit es die Infrastruktur optimal nutzt - oft zum Leidwesen der Kunden, die dann eben Auto fahren - aber eigentlich müsste es umgekehrt sein - also das Angebot definiert den Infrastrukturbedarf. Hierin liegt der Grund, warum wir zwar Milliarden für Straßen und Schienen rausschmeißen und dennoch nicht wirklich etwas revolutionäres passiert.

Dies ist ein systemimmanentes Problem, dass man überwinden muss - denn die Summen, die hier in Berlin gebunden sind, fehlen dann in der Fläche, um hier die Substanz zu erhalten - es gibt genug Beispiele...

Auch die konsequente Abschaffung von Interregio und Intercity zugunsten der ICE ist eine direkte erzieherische Maßnahme, den Kunden so zu formen, wie es der DB passt, um den defizitären ICE endlich in die Gewinnzone zu bringen. Mehr bleibt einem Unternehmen nicht übrig, das an die Börse will. So läuft das eben.

Firefox

Beitrag editiert am 29. 05. 2006 22:58.
"Aber nun gut, dazu sollte man wissen, dass der Pilz das kostengünstigste Konzept war."

Das war Pilzkonzept war das effektivste Konzept und das einzige, was man auch real umsetzen konnte. Das Achsenkreuzmodell mit Friedrichstr. im Kern war nie wirklich realisierungsfähig...auch wenn es auf dem Papier nett ausschaut.

"Denke mal darüber nach, was die Reisendenkilometer bedeuten. Überlege dann nochmals, was das bedeutet, wenn nun jeder Reisende mehrere Kilometer mehr zurücklegen muss, als bisher bis Zoo."

Denkst du nicht, dass du den Bhf. Zoo überbewertest? Die 3,5km pro Reisenden, die ggf. nun bis Hbf. mehr anfallen kannst du getrost vernachlässigen. Es werden dafür genügend Kunden anstatt am Zoo nun bereits in Spandau, bzw. Südkreuz/Gesundbrunnen (Nord/Süd) aussteigen und mit dem ÖPNV weiterfahren...welchen Vorteil soll denn der DB Fernverkehr davon haben?



Beitrag editiert am 29. 05. 2006 23:19.
Ich sage ja grundsätzlich nichts gegen den Hbf. Aber - und dies nochmals in aller Deutlichkeit - es gibt keinen triftigen Grund Fernzüge, die durch den Bhf. Zoo fahren, dort nicht halten zu lassen - eine sprichwörtliche Unverschämtheit, gerade dann wenn Ziel eines Zuges der Ostbf. ist. Ich hatte jedenfalls gestern keine Zeit beim Umsteigen in Richtung Zoo im Hbf irgendwelche Geschäfte zu besuchen und vielleicht hatten die um kurz vor elf Uhr abends auch schon zu. Und meinen Sprinter-Gutschein (wegen 35 min Verspätung) habe ich heute im Reisezentrum am Zoo eingelöst - da sind leider nur noch wenige Schalter besetzt...
Uli
Welchen Vorteil DB Fernverkehr hat? Es lässt sich damit argumentieren, dass doch die Leute mehr im Fernverkehr unterwegs sind, als vorher - was dann auf die Investitionen zurückgeführt wird.
Im Grunde genommen wird damit das Argument der Geschwindigkeit irgendwie ad absurdum geführt, wie der Beitrag 21 zeigt. Aber das würde jetzt zu weit führen, dies hier auszudiskutieren.

Weiteren Ausführungen von Uli schließe ich mich voll an.

Firefox
Das Milliardengrab Lehrter Bf bzw. Hbf ist endlich zugeschaufelt. Bravo DB, bravo Herr Mehdorn! Seit Jahren ist die DB chronisch pleite, das Netz verkommt zusehends, aber Hauptsache jeder brauchbare Euro wird nach Berlin gepumpt, denn Deutschland besteht ja nur aus Berlin.
Andere Bauprojekte werden nur halbherzig zu Ende gebracht, z. B. der gestern eröffnete Bochumer Hbf. Ich steige dort täglich ein und aus, ich kenne den Bf in und auswendig. Hier mal meine Hitliste, was mir da nicht gefällt:
-die Pflasterung der Bahnsteige; anscheinend sehr schwer zu reinigen, denn die sehen nach kurzer Zeit schlimmer aus, als die alte, die fast 50 Jahre dort gelegen hat; man hätte lieber eine Pflasterung wie Köln-Deutz (tief) oder Köln Hbf nehmen sollen, die sind problemlos zu reinigen
-dann die Aufgänge, alles wurde neu gemacht an Bodenbelägen, nur die ollen Treppen sind geblieben
-die Aufenthaltsräume auf dem Bahnsteig, neue Fenster, Türen und Bänke rein, fertig, haben immer noch den Gammelcharme von früher
-die Zugzielanzeiger sind auch noch die alten; selbst Bahnhöfe, wo absolut nichts gemacht wurde die letzten Jahre (z. B. Essen) bekommen neue, digitale Anzeiger; in Bochum bleiben die alten, die regelmäßig defekt sind

Ansonsten, die Bahnhofshalle ist klasse geworden und die Bahnsteigüberdachung sieht in neuem Glanz auch wieder schön aus. Aber die Schönheitsfehler bleiben.

So viel zu dem Motto, Hauptsache Berlin!

Gruß
Marco
moin,moin,
ich kann das nicht nach vollziehen. zig millionen für so einen sch..... aus geben.
noch dazu so ein häßliche ding in die prärie zu stellen.
ich als pendler ( die blöden der nation), der täglich 240 km mit dem zug fahren muß, habe kein verständnis für so einen schwachsinn. überall fahren neuweriges material. und wir in bayern, haben nur schrott. täglich verspätungen, 2mal die woche lokschäden, verringerte anzahl der wagen ( von 7 wagen auf 4 wagen) doppelstock, das hirnloseste was es gibt. besonders am freitag.
dafür hat man kein geld, daß es was für die pendler getan wird, aber für so einen schmarn schon.
gruß
georg
@ Georg

In naher Zukunft wird für die Pendler noch weniger getan, Stichwort "Kürzung der Regionalisierungsmittel". Aber, jetzt bitte diesbezüglich keine neue Diskussion anfangen, lenkt vom Thema ab.

Gruß
Marco
Hallo,
das sind ja interessante Diskussionen - auch zu Themen, die ja sehr weit her geholt sind.
Ich habe den Bahnhof zuletzt (leider) 4 Tage vor der Eröffnung das letzte mal gesehen, da war ja nur der S-Bahn-Bereich zugänglich. Es ist schon ein gewaltiges Bauwerk.
Weiß denn jemand, ob bei den Geschäften wenigstens eins für uns dabei ist? Im Berliner Alexanderplatz gab es mal vor einiger Zeit ein Modelleisenbahngeschäft und der Münchener Hauptbahnhof hat ja auch eins (von anderen Bahnhöfen bzw. Städten weiß ich nichts).
Gruß Wicht
Hatte ich´s mir doch gedacht. Tolle Fotos von der Eröffnung des Hauptbahnhofes und von den ausgestellten Fahrzeugen, sowie  vom aktuellen Betrieb findet man hier:
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de/index-dateien/index1.html
Vielen Dank nochmal an Theo, der diese tolle Seite entdeckt hat.

Gruß Ralf
Hallo Wicht !

Leider nur das einerlei an Geschäften, wie man sie in jedem Kaufcenter findet, leider bis jetzt kein Moba-Laden.

MfG. Twingo


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