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THEMA: bald kein bleifreies Lötzinn mehr ?

THEMA: bald kein bleifreies Lötzinn mehr ?
Startbeitrag
N-oack - 17.12.07 07:49
Guten Morgen,

schon mehrfach war in diesem Forum Lötzinn ein Thema. Es wurde aber auch immer wieder daraufhingewiesen, dass derzeit bleihaltiges Lötzinn (noch) nicht verboten ist. Ein Bekannter, der in der Elektronikindustrie arbeitet, meinte jetzt, es werde bald kein solches Lötzinn mehr geben. Und die Probleme mit bleifreiem Lötzinn wurden hier ja schon ausreichend beschrieben.

Bei Conrad/ Reichelt und Co. finde ich bleifreies Zinn. Steht das Verbot nun unmittelbar bevor, sodass ich mich mit Lötzinn eindecken muss ? Oder ist das nur ein Problem der Industrie ?


Gruß

Günther

Jo,

das ist ein Industrieproblem (Arbeitsschutz), welches aber auch Problem des Privatmannes werden wird. Wenn in der Industrie (und dann natürlich auch im Gewerbe) nur noch bleifrei, dann lohnt sich die Fertigung "mit" Blei nicht mehr und auch für den Frokler bleibt dann nur noch mit "ohne".
Also deckt euch ein. Den Startzeitpunkt wird man in den entsprechenden Fachpublikationen  schon rechtzeitig mitbekommen, noch ist es nicht soweit.
Übrigens, wo es gerade Thema ist, die Radio- und Fernsehreparateure (soweit es die überhaupt noch gibt in unserer Wegwerfgesellschaft) sind mit dem bleifreien Lot gar nicht zufrieden, es macht zu viele schlechte Lötstellen. Wobei, dieses Gemeckere über eine gesetzlich ausgelöste Umsatzsteigerung kann ich eigentlich nicht verstehen. Ihr etwa ???

Gruß aus Bonn

Wilhelm Hesse
Hallo Wilhelm,

"Den Startzeitpunkt wird man in den entsprechenden Fachpublikationen  schon rechtzeitig mitbekommen, noch ist es nicht soweit."

Wann ungefähr ? In 2008 ?

"Also deckt euch ein."

Ich habe noch keine große Erfahrung, wieviel Zinn man so benötigt. Wie lange reicht denn sowas (es gibt bei Conrad 100g, 250g 500g) ?


Gruß

Günther

Das ist schon bekannt
die Industrie verwendet nur noch bleifreies
z.B: ESU
mit dem " Erfolg" daß Drähte brechen , Kalte Lötstellen usw.
ich habe mich bei C eingedeckt ca 5 KG  im Wermberg

gruß
Rolf Möllinger
www.moellinger.de
Bleihaltiges Lötzinn ist eine gute Kapitalanlage und wer eine Grossanlage plant,
sollte mindestens 12 kg als Vorrat haben. Da kann es nicht eng werden.
Wichtig auch ein ausreichender Vorrat von Ersatzlötspitzen für die div. Lötkolben, wobei
komplette Lötkolben schon fast günstiger sind.
Viele vergessen auch die Vorratshaltung von Kabeln aller Art, da Kupfer auch zusehends
vom Markt verschwindet und durch schlechtes Material ersetzt wird.
Gruss Ewald

Beitrag editiert am 17. 12. 2007 08:27.
Hallo,

ihr meint echt Mengen im kg-Bereich ?

"Wichtig auch ein ausreichender Vorrat von Ersatzlötspitzen für die div. Lötkolben, wobei
komplette Lötkolben schon fast günstiger sind."

Warum denn auch Vorrat Lötspitzen ?

"Viele vergessen auch die Vorratshaltung von Kabeln aller Art, da Kupfer auch zusehends
vom Markt verschwindet und durch schlechtes Material ersetzt wird."

Wird es bald gar kein Kupfer-Kabel mehr geben ?


Gruß

Günther




Guten Morgen,

Dieses Thema betrifft den privaten Bastler zunächst nicht: Niemand kann ihm verbieten, weiter konventionelles bleihaltiges Lötzinn zu verwenden, solange er seine Geräte nur für den Eigenbedarf fertigt und nicht verkauft. Viele Hobbyelektroniker haben ohnehin noch Zinnvorräte für die nächsten 20 Jahre im Keller liegen, weil die Ein-Kilo-Rolle einst so billig war. Wer nur noch wenig "Blei-Zinn" hat, sollte sich allerdings durchaus überlegen, noch einen Vorrat anzuschaffen, denn seit Mitte 2006 ist es teurer geworden, da es in der Industrie nur noch bei wenigen Ausnahmen verwendet werden darf.

Man sollte aber beide Arten von Lötzinn im Bestand haben, da sich bleihaltiges und bleifreies Lötzinn nicht miteinander vertragen und es häufiger zu den sogenannten kalten Lötstellen kommen kann. Alle nach Juli 2006 von der Industrie gefertigten Produkte sind bleifrei verzinnt bzw. gelötet. Bei bleifreiem Zinn muss die Löttemparatur ca. 30 Grad höher sein. Dies kann auch zu Problemen mit den Bauteilen führen und besonders bei der Isolation von Litzen und Drähten.

mfg Andreas
Hallo,

wo gibt es den zu günstigen Preisen Mengen ab 1 kg ?
Sorry Folks!

Da kann man nur sagen RTFM! Es ist unglaublich wie lange sich solche urben legends halten. Für Reparaturzwecke ist Blei hältiges Lötzinn nötig. Daher wirds das auch weiter geben.
Nur in Industrie und Gewerbe ist es für neue Produkte verboten. Dummer weise sind die Reinigungsaufwände zur verarbeitung der Bleifreilote und Bauteile vermutlich mehr umweltbelastend als das Blei bisher, aber das interessiert ja die unwissende Klasse (sonst hättens ja nicht Politiker werden müssen) ja nicht.

Also keine panik das zeugs wirds noch länger geben!
Hallo Arnold,

stimmt das nun mit den Kupfer-Kabel und den Lötspitzen auch nicht ?


Gruß

Günther
@9
Doch doch, ein paar kg Kupferkabel im Haus ist immer eine gute Sache, man weiss ja nie wie die Weltmarktpreise steigen. Aber sieh dich vor und schliess das Kupfer im Tresor ein, sonst wird es dir noch ab der Moba geklaut

Felix

Beitrag editiert am 17. 12. 2007 10:51.
@Felix: Das ist nicht mal so ohne, die DB schickt die "moderneren" Güterwagons shcon nicht meh rin den Ostblock, da die Kupfer Erdungskabel regelmäßig fehlen, wenn die Waggons zurückkommen.

Bei uns in der Firma wurde letzte Woche versucht Schrott zu klauen!

Gruß michael

Beitrag editiert am 17. 12. 2007 10:58.
...und auf Baustellen kommen ganze Kabeltrommeln mit Fahrleitungsdraht abhanden. Kein Witz!

Felix
Hier wurden schon verlegte Rohrleitungen rausgerissen und geklaut. Die Rohstoffpreise werden wohl noch weiter steigen. Ob das mal wieder - wie beim Öl - den Spekulanten zu verdanken ist werden wir erst mal wieder in ein paar Monaten sehen.
Alle Rohstoffe werden sehr teuer. Wenn ich sehe, dass Kunststoffgranulat zu Preisen verkauft wird, da wurden vor 3 Jahren das fertige Produkt zu gehandelt.
Hat sich da an den "Ausnahmeregelungen" für bleihaltiges Lötzinn etwas geändert?:
" ... Unter anderem dürfen Reparaturen von Menschenhand weiterhin mit bleihaltigem Lötzinn ausgeführt werden ... "

So oder ähnlich liefen diverse Informationen bislang bei mir ein. Schaue ich nun auf die Webseiten diverser Hersteller (z. B. Felder, Gienger Lötmittel, Stannol, Rothenberger u.a..) so sind auch 2008 bleihaltige Lote im Standardsortiment. Diverse Werkzeugfachhändler haben in ihren bis z. T. ins Jahr 2009 reichenden Verkaufsunterlagen auch weiter bleihaltige Lote gelistet.

MfG
Michael
Nochmal:
Lötzinn.
Richtig ist, das in Massenware nur noch bleifreies Lot verwendet werden darf.
Richtig ist auch, das die Ausschussquote beim Löten mit diesem Zinn gestiegen ist und zwar kräftig!
Richtig ist auch die Aussage vom Arnold, das die Umweltbelastung durch die Folgebearbeitung der Lötstellen und der Entsorgung der Ausschussplatinen gestiegen ist, da diese Platinen nach wie vor als Sondermüll zu behandeln sind ( es lötet ja niemand die Bauteile wieder runter).
Fakt ist auch, das die Lebensdauer der Lötstellen geringer ist, als beim konventionellen Löten (Langzeitfehler). Jedenfalls ist das, was bisher an Erfahrungen vorhanden ist, nicht sehr erbaulich und führt zu erhöhten Kosten beim Endverbraucher.
Meine betrieblichen Erfahrungen sind jedenfalls als absolut negativ zu bezeichnen und führten dazu, wieder verbleites Lot zu benutzen. Dies ist sogar legal, da wir keine "Consumerware" herstellen.
Es geht sogar soweit, das ein großer Teil unserer nicht-EU-Kunden auf die Verwendung von verbleitem Lot besteht.
Wie nun hier aber schon erwähnt wurde, ist langfristig nicht mit einem Verbot von verbleitem Lot zu rechnen, da

a.) es grundsätzlich zu Repa-Zwecken weiter produziert wird und zwar unbefristet ( man denke mal an die Dachdecker und Klempner, die ihre Rinnen und Rohre damit löten sollen....)!!
b.) die nicht EU-Fakultät die Problematik der Bleifreihysterie sehr schnell erkannt hat

Daher halte ich eine Bevorratung (Kiloweise) nicht für unbedingt erforderlich  Einen Vorrat an Lötspitzen find ich aber schon Sinnvoll, besonders dann, wenn es sich um irgendwelche NoName Lötgeräte handelt. Denn die kommen schnell und verschwinden ebenso flink wieder vom Markt. Das Schnäppchen erweist sich dann schnell zur Leiche und wer denn damit bleifrei lötet, wird schnell feststellen, das da nur Schwund an Lötstellen produziert wird.

Ein Link, wobei nur die Grundlagen betrachtet werden sollten:

http://www.weichloeten.de/themenschwerpunkte/online-quellen/14hakko-bleifrei.pdf

weiters noch ein Link, der vielleicht die Gesamt-Problematik aufzeigt:

http://www.weichloeten.de/themenschwerpunkte/online-quellen/14hakko-bleifrei.pdf

Hier betreffend kalter Lötstellen.
Tatsächlich ist eine automatisierte visualisierte Betrachtung (Video Inspection) auf Lötstellen nicht mehr anwendbar, da alle Lötstellen "kalt" aussehen.
Aber, diese Seite bezüglich des Zinns und der Geräte sollte man sich mal in Gänze reinziehen.
Womit ich abschließend noch einmal den Arnold zitieren möchte:
>
....aber das interessiert ja die unwissende Klasse (sonst hättens ja nicht Politiker werden müssen) ja nicht ......
<

solch ein kurzer Satz, aber mit unendlichen Fakten !!!


mit verbleit lötendem Gruß
Günter




Bleihaltiges Lot wird es auch auf Jahre gesehen weiterhin geben.
Ist übrigens auch wesentlich preiswerter, da das Blei gerade mal ein Viertel gegenüber Zinn kostet,  bei der Standardlegierung für Elektroniklot 60% Zinn + 40% Blei im Vergleich zu 95% Zinn und andere sehr teure Zusätze (Silber,Kupfer) im bleifreien Lot, macht sich das schon bemerkbar.
Info heute eingeholt von Stannol Wuppertal.

Gruß  Uli
Günther,

ändere doch bitte mal den falsch formulierten Threadtext.

Es muß doch wohl heißen:

bald kein BLEIHALTIGES Lötzinn mehr?

Grüße,

Olaf


Beitrag editiert am 17. 12. 2007 18:34.
Hallo zusammen,

gemäß EU-Richtlinie 2002/95/EC laufen in der Industrie bereits seit 2002 Bestrebungen Blei aus Lötzinn zu verbannen. Seit August 2006 ist dies in Deutschland auch gesetzlich geregelt.

Diese Directive ist ausschließlich für die Elektroindustrie gültig und regelt selbst innerhalb der E-Technik einige Ausnahmen.
Die Directive 2002/95/ EC ist also nicht für Dachdecker oder Blechschlosser anzuwenden.

Wie gesagt gibt es in der Elektrotechnik noch Ausnahmebereiche, in denen Bleihaltiges Lot verwendet werden darf, jedoch ist für Neuproduktionen die grundsätzliche Verwendung bleihaltiger Lote verboten. Zu diesen Bereichen gehören ausschließlich die Luft- und Raumfahrtindustrie wie auch die Automobilindustrie.

Für unseren Hobbybereich bedeutet dies langfristig gesehen, dass bald kein Pb-haltiges Lötzinn mehr zu bekommen ist. Die Steckverbinder, die für den Hobbybereich verwendet werden, sind zu 95% schon heute alle RoHS-compliant  (so heißt das in der Industrie).

Bezüglich der Lötbarkeit von Pb-freiem und Pb-haltigem Lot muss man wissen, dass es kaum einen Unterschied gibt. Der einzigste Unterschied besteht in der Löttemperatur. Während für eine normale Lötungen (z.B. D-Sub-Stecker auf Europlatine) mit Pb-haltigem Lot eine Löttemperatur und 230°C ausreichte, benötigt man für die gleiche Lötung eine Temperatur von 260°C.
Bei den Kosten halten sich beide Lote die Waage. Die höheren Kosten des Pb-freien Lots werden dadurch Kompensiert, dass in den meisten Fällen keine Seele mit Flux (Flussmittel) eingearbeitet werden muss.

Abschließend noch etwas zu den "klaten Lötstellen":
Diese haben nichts mit der Qualität des Lötzinns zu tun. Kalte Lötstellen treten ausschließlich in zwei Situationen ein:
1. Eine der zulötenden Komponenten ist nicht besonders Lötfähig (z.B. Metalle mit reiner Nickeloberfläche).
2. Durch falsches Löten. Damit es "schneller geht" machen die meisten den Fehler, dass sie den Lötdraht an die Lötspitze und gleihzeitig an einer der zu lötenden Komponenten hält. Dies ist falsch! Korrekt lötet man in dem der Lötdraht an der Gegenüberliegenden Seite der Lötspitze führt. Das heißt, der die Lötstelle befindet sich zwischen Lötspitze des Lötgeräts und dem Lötdraht. Die obengenannten Temperaturen sollten nicht überschritten werden und eine Lötdauer von 5 - 7 Sek. sollte nicht unterschritten werden. Zuschnelles Löten führt zu einer einseitigen Erwärmung der Komponenten und lässt so das Zinn nicht korrekt fließen.

Nochmals als Fazit: Nicht das Lot ist die Ursache für Kalte Lötstellen. Im übrigen sind die heute verwendeten bleifreien Lote nach untern kompatibel. D.h. Bauteile, die noch nicht der EU Richtlinie entsprechen können dennoch mit bleifreiem Lot verlötet werden. Die Umkehrung funktioniert nicht, da hier eine höhere Temperatur benötigt wird.

Ganz wichtig noch: Absolut bleifreie Komponenten und Lote gibt es nicht und wird es auch in Zukunft nicht geben !!!!!!!!!!!!!!

Die Richtlinie grenzt die lediglich die Mengen ein.
D.h. der Bleianteil an einem Produkt (z.B. einen Steckverbinder) darf 1000 ppm nicht übersteigen. Bei Bromaten und Chromaten liegen nach der Richtlinie die Grenzwerte bei 100ppm.

Gruß
Heidi

Beitrag editiert am 17. 12. 2007 19:21.


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