1zu160 - Forum



Anzeige:


THEMA: 1.Dampflokfrage - Fahrt Tender voraus

THEMA: 1.Dampflokfrage - Fahrt Tender voraus
Startbeitrag
AnTic - 03.07.09 21:04
Guten Abend zusammen,

Meine erste Frage: Rückwärtsfahrt vs. Lok wenden.
Bei Schnellzugdampflok-Modellen ist es offenbar üblich, die Kupplung vorne zunächst nur beizulegen. Ist es wirklich kaum vorgekommen, dass diese Loks (Schlepp-)Tender voraus gefahren wurden?

Nebenfrage A:
Für Güterzüge und kleine Loks / Nebenbahnen sah die Praxis anders aus?

Nebenfrage B:
Wenn ich ein Modell praktisch nur in eine Richtung fahre, gibt es da Nachteile bei der Lebesdauer?

Frägt euch
AnTic


Hallo AnTic,

Schlepptenderloks dürfen in der Regel rückwärts nur 50 km/h fahren. Es gab auch Ausnahmen wie z. B. DB BR 23, BR 50 und 52. Grund ist die eingeschränkte Sicht, Lokführer auf falscher Seite und natürlich auch das Laufverhalten.

Tenderloks waren von Grund auf für Hauptbetrieb in beiden Richtungen konzipiert. Hauptsächlich für Nebenbahnen (fehlende Wendemöglichkeit im Endbahnhof) und auf kurzen Hauptbahnen. Die meisten Tenderloks durften vorwärts wie rückwärts gleich schnell fahren.

Für den Personenzugdienst ist die BR 50 rückwärts, vor allem auf Nebenbahnen oft belegt, auf Hauptstrecken war Kessel voraus die Regel, klar, da gab es auch eher die Möglichkeit zum drehen.

Im Modell kann es sein, daß sich bei Einrichtungsbetrieb eine Kohlebürste stärker abnutzt als die andere. Im großen und ganzen kann ich aber sagen, daß Loks im Einrichtungsbetrieb keinen schnelleren Verschleiß zeigen und wenn, dann mußt Du schon sehr viel fahren.


Gruß aus Zolling

Christian Strecker

Hallo,
viele Schlepptenderdamfer konnte rückwärts nur erheblich langsamer fahren da sonst Probleme mit dem Tender auftraten
BR 01 od. 03 = Vmax vorw. 120/130 km/h, rückw. nur 50 km/h
BR 01.10 = Vmax vorw. 150 km/h, rückw. auch 50 km/h
BR 01.5 = Vmax 130/50 km/h v/r
Anders war es z. B. bei der BR 50. Die ist vor- wie rückwärts für 80 km/h zugelassen.

Viele Grüße - Udo
Hallo,

auch auf Hauptstrecken kamen Schlepptenderloks rückwärts zum Einsatz, meist wenn der Zug nur eine Teilstrecke befuhr und wieder zum Ausganspunkt zurückkehrte. Oder wenn die Folgeleistung nach der Wende Rauchkammer voraus weiter war, nahm man die kürzere Rückwärtsfahrt in Kauf. So war das wohl mit der Ulmer 03 mit Personenzug nach Schelklingen, oder im Vorharz um Halberstadt mit der 03.
Andererseits fuhren Tenderloks auf Hauptstrecken meist Rauchkammer voraus, wenn im Wendebahnhof eine Drehscheibe war. So z.B. Aalener 78er im Verkehr nach Schorndorf.
Tschüß,

Bernd
Die Treibstänge von Dampfloks werden balanziert. Die Stänge sind ein bewegende Masse der eine unruhige Lauf verursacht. Das reduzieren von Kräften dieser bewegende Masse ist eine Wissenschaft. Man kann balanzieren auf vorwärts, rückwärts oder ein Kompromis.

Schlepptenderloks werden balanziert auf vorwärts lauf.
Tenderloks werden balanziert auf ein Kompromis.
Darum laufen fast baugleiche Tenderloks immer schlechter wie Schlepptenderloks.

In Niederländisch Indien (Indonesia) hat man während den Krieg Güterzug Schlepptenderloks besser balanziert. Danach waren sie auch geeignet für Schnellzüge. Wegen den Krieg konnte kein Schnellzugloks aus Holland (besetzt) geliefert werden.
Es gibt einige Gründe für die unterschiedlichen Vmax bei Dampfloks, die wichtigsten wurden genannt:

Zu den Blütezeiten der Dampfloks waren aufgrund häufiger Halte, schlechtem Oberbau und vielen unbeschrankten Bahnübergängen auf den  meisten Nebenbahnen  Vmax 40 - 60 km/h erlaubt, daher war eine höhere Geschwindigkeit für Nebenbahnloks auch nicht nötig. Drehen konnte man die Loks in den kleinen Bahnhöfen nicht und ausserdem hatten sie vielfach auch die nötigen Rangierarbeiten mit durchzuführen (GmP).

Anders der Betrieb auf wichtigen Hauptstrecken, und dafür konnte man eben die Schlepptenderlokomotiven entsprechend auslegen.
Ausnahme waren die "Kriegsloks", die vielseitig einsetzbar sein sollten und dem Betrieb wenig Hemmnisse darstellen sollten. Das ausgerechnet diese Loks später zu den Universaldampfloks wurden ist wohl eine der Merkwürdigkeiten der Geschichte.

Im Modellbetrieb gibt es eigentlich keine Probleme, auf vielen Ausstellungsanlagen laufen die Loks "ihr ganzes Leben" in einer Richtung
Hallo

ein wichtiger Aspekt war auch beim Dampflokeinsatz die Steigungsverhältnisse der Strecke . Da ja über der Feuerbüchsdecke immer Wasser sein musste konnte es vorkommen das eine Strecke von den großen Loks nur Kamin voraus befahren werden durfte . Bei einem größeren Neigungswinkel wäre es bei großen Loks nur schwer möglich gewesen bei Bergfahrt mit tender voraus genügend Wasser über Feuerbüchsdecke zu haben.

GRuss Stephan
Moin,

mich würde dazu noch speziell der Einsatz der Wannentender-P8, also der BR38 mit Wendezugsteuerung interessieren. Ich meine einmal gelesen zu haben, dass die Wendezug-Dampfloks mit Schornstein zum Wagenzug fuhren, würde heissen, dass die P8, wenn sie den Zug zieht, mit Tender vorraus fährt.

War das so?

MfG

Jens
Servus Jens,

ja, das war so.

Die Wendezug-P8 hatte, glaube ich, auch eine Zulassung für rückwärts 80 km/h, weil das Führerhaus durch Umbau und Anpassung an den Wannentender hinten abgeschlossen war. Stell Dir mal vor: Sauwetter, Regen, Wind usw. und dann rückwärts mit Kastentender voraus - viel Spaß.

Der Grund warum Schornstein zum Zug hin: Bei geschobenen Zug saß der Lokführer im Steuerwagen und der Heizer, der eine Prüfung mindestes als Reserverlokführer (glaube ich) haben mußte, war alleine auf der Lok. Er mußte heizen und den Klingelzeichen folgend Dampf zugeben oder wegnehmen (Regler/Steuerung). Da die Lok bei geschobenen Zug somit vorwärts fuhr, stand der Heizer dann, wenn er am Regler stand auch gleich auf der richtigen Seite für die Streckenbeobachtung (Signale). Legte der Lokführer vom Steuerwagen aus die Bremsen an, wurde automatisch der Regler über einen Druckluftzylnder geschlossen.

Bei gezogenem Zug (rückwärts) waren ja dann beide auf der Lok und der Heizer (der dann für die Streckenbeobachtung auf der richtingen Seite stand) konnte dem Lokführer bei den Signalen helfen.


Gruß aus Zolling

Christian Strecker
Guten Abend zusammen,

vielen Dank für die interessanten und unterhaltsamen Beiträge. Bitte beachtet auch meine zweite Frage zum Betrieb mit Dampf.

Freut sich
AnTic
Hallo,

nochmal ich. Beim Wendezugbetrieb gab es auch Ausnahmen. So fuhren die Saabrücker 023 mit dem Tender am Zug gekuppelt, zu sehen im EK-Special Saarland.
Tschüß,

Bernd
Hallo,

auch auf Hauptstrecken gab es schnellfahrende Tenderloks, z.B. die BR 61. Diese hatte für jede Fahrtrichtung einen Führerstand und konnte in beide Richtung V/max 175 fahren.
Am Modell ist es an den versetzten Führerhaustüren zu erkennen. Allerdings wurde die Lok immer an der Zugspitze gefahren, aber nicht gedreht.
Im Schnellverkehr Berlin- Dresden fuhren die Loks mit Rauchkammer voran immer Richtung Berlin, mit dem Tender voran Richtung Dresden.

Roland
Hallo,

Zitat

Bitte beachtet auch meine zweite Frage zum Betrieb mit Dampf.



Du meinst damit:
Zitat

Für Güterzüge und kleine Loks / Nebenbahnen sah die Praxis anders aus?

?

Für Güterzüge wurde mit Schlepptenderloks der meisten Baureihen versucht, stets vorwärts zu fahren. Der Grund hierfür war, dass
a) die meisten Führerhäuser hinten offen waren, es für das Personal also ziemlich ungemütlich bei Rückwärtsfahrt sein konnte,
b) der Regler nur auf einer Seite vorhanden war, so dass bei Rückwärtsfahrt der Lokführer auf der falschen Seite stand, d.h. nicht auf der Seite, auf der die Signale an der Strecke stehen und
c) bei schnellen Güterzügen auch die zulässige Höchstgeschwindigkeit für Rückwärtsfahrt eine Rolle spielt (es ist ein Unterschied, ob eine 03 oder 41 mit einem Sg 80 oder nur 50 fahren kann)

a) trifft für die 50 und 52 nicht zu, die fuhren auch öfters rückwärts im Plandienst.

Zu den Nebenbahnen:
Die meisten Nebenbahnloks waren Tenderloks, d.h. auf die treffen a) bis c) nicht zu. In der Regel gab es streckenabhängig eine bevorzugte Richtung, in der die Züge vorwärts gezogen wurden. Meist war das die Richtung, in der es bergauf geht. Auf vielen Steilstrecken und Zahnradbahnen schoben die Loks den Zug bergan, liefen aber auch stets mit Schornstein bergauf. Der Grund hierfür lag in der notwendigen Wasserbedeckung der Feuerbüchse, die Stephan in #6 beschrieben hat.

Das gleiche galt übrigens auch für Schiebeloks an den Rampenstrecken, z.B. Geislinger Steige oder Spessartrampe: Die standen auch in der Regel alle mit Schornstein bergauf.

Grüße,

Udo.

PS: zur 61 001, @11, Rollo: Ist die im Plandienst dann nicht doch nur 120 km/h gefahren, weil die Strecke Berlin - Dresden nicht schneller war und die Vorräte der Lok für die schnellere Strecke Berlin - Hamburg nicht reichten?


Nur registrierte und eingeloggte User können Antworten schreiben.
Einloggen ->

Noch nicht registriert? Hier können Sie Ihren kostenlosen Account anlegen: Neuer N-Liste Account





Zum Seitenanfang

© by 1zu160.net;