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THEMA: keine Sifa, LZB, ETCS in USA ?

THEMA: keine Sifa, LZB, ETCS in USA ?
Startbeitrag
Nblau - 21.11.10 22:06
Hallo,

beim Besuch des Films "Unstopable" im Kino kamen mir Fragen zur Zugbeeinflussung in den USA.
Der Film beruht nach eigener Aussage  auf wahren Tatsachen. Nun ist mir aber unerklärlich,
wie so etwas, dass ein Zug unkontrollierbar längere Zeit durch die Gegend fährt, passieren kann.
In Deutschland gibt es Sifa, LZB oder auch ETCS. Haben die Amerikaner so etwas denn nicht ?

Gruß

Rainer

Rainer,
klar. Nur bei dem realen Vorfall, auf dem der Film basiert, ist so ziemlich alles unmögliche zusammengekommen.

Der Abschlussbericht zum realen Vorfall:

http://kohlin.com/CSX8888/z-final-report.htm


gruß

Stephan
In Bad Harzburg ist ja auch mal eine 218 weggerollt und hat es immerhin bis in den Raum Schladen geschafft. Den entgegenkommenden 628 konnte man eben so noch wieder zurück nach Vienenburg lotsen. Wenn die Sifa ausgeschaltet ist, bremst sie auch nicht. Dito die Zugbeeinflussung.

Ein System, das die Sifa ausschaltet, wenn die Bremse aktiv ist wie bei dem Vorfall gibt es aber m.W. in Deutschland nicht. Bei einer deutschen Lok hätte dieselbe Bedienung also zu einer Zwangsbremsung inkl. Abschalten des Antriebs geführt.

Carsten
Zitat

Ein System, das die Sifa ausschaltet, wenn die Bremse aktiv ist wie bei dem Vorfall gibt es aber m.W. in Deutschland nicht.



Wozu gibt es das denn dann in den USA ?


Gruß

Rainer
Hi

Ein unbesetzter 420 hatte es mal alleine, rollend, von Ebersberg nach Wasserburg Bhf geschafft!

Keine Sicherheitsschaltung griff, da der Zug ja abgerüstet war und antriebslos rollte......

WE
Zitat

da der Zug ja abgerüstet war



Was bedeutet das genau ?

Gruß

Rainer
>Wozu gibt es das denn dann in den USA ?

Das habe ich mich auch gefragt. Vermutung: Die deutsche Sifa ist ja etwas komplexer, sie erhält ein Geschw.-Signal, so daß sie im Stand autom. aus ist und man kann sie nicht durch Dauerdrücken überlisten sondern muß den Hebel immer wirklich irgendwie betätigen.

Nehmen wir an, die US-Sifa hat kein Geschw.-Signal, dann sollte sie ja trotzdem im Stand ausgeschaltet sein. Vielleicht hat man sie deswegen kurzerhand an die Bremse gekoppelt nach dem Motto "im Stand ist die Bremse an und wenn sich die Lok doch noch bewegt, so wird sie eben wegen der Bremse auch zum Stillstand kommen", also alles sicher.

Carsten
Hallo zusammen,
Wutz hat den Vorfall in Ebersberg ja schon erwähnt, der mir auch dazu eingefallen ist. Das war am 31.12.1988, der Lokführer des 420 in der Endstation Ebersberg der S4 verspürte ein dringendes Bedürfnis, rüstete den 420 ab, vergaß aber die Bremsen anzulegen. Die S-Bahn begann auf der abschüssigen Strecke zu rollen und schaffte es mit teilweise 60 km/h bis ins 18 km entfernte Wasserburg-Bahnhof, über einige unbeschranke Bahnübergänge an der B 304.

Ist "Unstopable" ansonsten zu empfehlen ?

Viele Grüße

Jürgen
Hallo Rainer,

»abrüsten« = ausschalten. Bevor ein Tfz fährt, muss es »aufgerüstet« werden. Bahnjargon und hat nichts mit Raketen zu tun

Schöne Grüße, Carsten
Zitat: "Der Winter 1946/47 war ein sehr strenger. Eines Abends beförderte ien Güterzug einige Güterwagen zur Ladestelle Pirna-Copitz. Die Dampflokomotive stand planmäßig zur Abfahrt bereit, aber es fehlten noch ein paar Minuten. Der klirrende Frost zwang die Lokbesatzung, ihr Dampfross zu verlassen, um sich im Dienstraum etwas aufzwärmen. Dabei hatten die durchgefrorenen Männer bremstechnisch einiges unterlassen, denn ihre Lok setzte sich plötzlich nach dem Motto "Ich finde meinen Weg auch allein" in Bewegung. Das versetzte natürlich den Lokführer und seinen braven Gesellen, den Heizer, in helle Aufregung, wissend, dass auf dem Schienenstrang mehrere Gefahrenstellen lauerten. [...] Diesem, dem Lokführer Helmut Schemel [...] gelang es, auf den Ausreißer aufzuspringen und ihn zum Stillstandzu bringen"
Aus: "Flügelrad und Elbsandstein" Pirnaer Redaktions- und Verlagsgesellschaft

Anzumerken wäre noch, dass die befahrene Strecke damals ein einziges Provisorium war, und der sowjet. Militärkommandant nich gleich von "Sabotasch" sprach...

MfG
Marco
Zum Film : "Unstoppable" kann ich nicht wirklich empfehlen, dann lieber den kultigen "Runaway Train" von 1985.
Hallo,

Carsten ( Nr.7 ),
Das hat dabei nichts mit Intelligenz zu tun. Die SiFa ist aktiv, sobald die sich Lok mit einer bestimmten Geschwindigkeit bewegt. Die SiFa akzeptiert am Eingabegerät (Taster, Pedal, etc.) nur eine Schaltänderung  ( z.B. EIN, AUS, EIN ). Sollte keiner auf die folgenden Warnungen ( optisch/akustisch) reagieren, so wird gnadenlos eine Zwangsbremsung augeführt, unabhängig davon ob der Lokführer gerade bremst. Das entspricht dem Verhalten einer Notbremsung.
Das sich dabei der Antrieb ausschaltet ist mir dagegen nicht geläufig.

Grüsse
Enrico


Hallo Zusammen

war das früher nicht mal so, dass die Sifa abschaltbar war, sobald zwei Lokführer auf der Lok waren? Wenn ich mich richtig erinnere, gabs da früher mal einen verplombten Hebel zwischen den beiden Frontfenstern. Ich glaube, dass ich das in einer 141 gesehen habe. Oder für was war dieser Hebel?

Viele Grüße
Tomi
Hallo,

auch das S-Bahn Unglück von Rüsselsheim 1990 hatte eine ähnliche Ursache.
Damals überfuhr der, soweit ich mich erinnern kann, der Tfz unter Umgehung
der SiFa(geringe Geschwindigkeit) ein rotes Signal(vermutete Fehlfunktion),
schnitt eine Weiche auf und "geriet" so auf das Gegengleis auf dem sich eine
weitere S-Bahn frontal näherte. Damals ging das noch...

Grüße,
Uwe
Tach zusammen.

Nach soviel geballtem Halbwissen jetzt mal richtiges.

(alles nur für den Bereich der ehemaligen Deutschen Bundesbahn. Bei der Reichsbahn gab es auch noch andere Bauformen)

Die Sifa in deutschen Tfz und Steuerwagen wird mit einem "Sifa-Absperrhahn" eingeschaltet und entlüftet beim Ansprechen die Hauptluftleitung (HL). Durch einen Druckwächter in der HL wird dabei In der Sifa ein Kontakt geöffnet, wodurch die Leistung abgeschaltet wird. Dieser Kontakt sorgt auch bei  Indusi-Zwangsbremsung, Schnellbremsung, Notbremsung oder Zugtrennung für das Abschalten der Leistung. Eine Sifa-Zwangsbremsung kann sofort wieder aufgehoben werden, indem die Sifa bedient wird.

Wenn das Fahrzeug besetzt ist, ist die Sifa immer eingeschaltet (außer wenn sie gestört ist).
Bei Wendezügen wird beim Wechsel zum Stwg die Sifa der Lok ausgeschaltet (und umgekehrt). Wenn während des Wechsels die Bremsen auslösen, kann der Zug tatsächlich wegrollen. (Soll schon vorgekommen sein...)

Es gibt verschiedene Sifa-Bauformen. Bei beiden führt das ununterbochene Bedienen eines Sifa-Tasters nach 30 Sekunden zu einem Zustand, als wäre kein Taster bedient. Außerdem leuchtet der Sifa-Leuchtmelder auf.

Bei der Zeit-Weg-Sifa (ältere Bauform, mit Schnecke und Zahnrad) ertönt nach 75 Metern die Hupe, nach weiteren 75 Metern erfolgt die Zwangsbremsung. Ein Festhalten eines Sifa-Tasters im Stillstand führt nur zum Aufleuchten des Sifa-Leuchtmelders.

Bei der Zeit-Zeit-Sifa ertönt nach 2,5 Sekunden die Hupe, nach weiteren 2,5 Sekunden erfolgt die Zwangsbremsung. Hierbei führt ein Festhalten des Sifa-Tasters auch im Stillstand zur Zwangsbremsung.

Das alles ist nicht erschöpfend erklärt. Es gibt eine Menge Ausnahmen, Sonderbauformen, Zusatzeinrichtungen usw. Grundsätzlich funzt das Ganze aber so wie beschrieben.

@14:
Der Unfall in Rüsselsheim hatte nichts mit der Sifa zu tun. Das "Versagen" der Indusi war darauf zurückzuführen, daß diese keine Wegmessung beinhaltete, sondern lediglich nach einer bestimmten Zeitspanne eine einmalige Geschwindigkeitsprüfung vornahm. Der Zug, der am Bahnsteig stand, hatte diese Geschwindigkeit natürlich unterfahren. Außerdem war die Beschleunigung des 420 so hoch, daß der Zug im Moment der Zwangsbremsung schon so schnell war, daß er trotz Zwangsbremsung nicht mehr vor dem Gefahrenpunkt anhalten konnte. Mit der inzwischen eingeführten PZB90 wäre dieser Unfall (vermutlich) nicht passiert.

HTH.
mfg
Andre
Hallo zusammen.
Noch eine Anmerkung zur Sifa/Indusi (PZB). Es ist sehr wohl möglich, beide Sicherheitseinrichtungen zu Deaktivieren und den Zug zu Fahren. Es sind allerdings einige betriebliche Vorschriften zu beachten.
Ein böser Mensch könnte so auch einen Zug ohne Lokführer auf die Reise schicken.

M.f.G. wuffrose


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