THEMA: Lobgesang auf die Multimaus (viel Text...)

Hallo Leute,

ich wollte Euch gerne von meinen bisherigen Erfahrungen mit meiner neuen Lenz-Zentrale
LZV-100 mit LH-90 im Vergleich zum vorherigen Roco Multimaus-Set berichten, in der Hoffnung,
dass es anderen Um- oder Einstiegsinteressierten vielleicht ein wenig nützt.

Ich habe vor etwa 18 Monaten digital mit der MM begonnen. Einsatz ist bei mir Spielbahner, also
alle Loks werden mit meinen drei Handreglern bedient - ohne Automatiken.
Das wird wahrscheinlich auch noch länger so bleiben, weil es mir sehr großen Spaß bereitet.

Umgestiegen auf die LZV-100 bin ich hauptsächlich aus technischer Neugier. Mir hat an der MM
nicht wirklich etwas gefehlt und Voraussetzung war für mich, dass ich die Mäuse als Handregler
weiterverwenden kann.

Was mir an der Multimaus besser gefällt:

Ich finde den Handregler wesentlich (!) besser als den Lenz LH-90, der mir dagegen fast wie eine
Fehlkonstruktion vorkommt. Das Display der MM ist besser lesbar und die Anzeigen sind nach
kürzester Zeit ohne Handbuch interpretierbar. Außerdem geht die Bedienung unkomplizierter und
schneller. Für die einzelnen Aktionen sind nämlich jeweils viel weniger Tastendrücke erforderlich,
und die Tastenbelegung ist sinnvoller: vor, zurück, OK, Stop und Zehnertastatur.
Da kommen die merkwürdigen Lenz-Symbole und die abstruse Unterscheidung von
kurzem Tastendruck für vor, längerem Tastendruck für zurück und ganz langem Tastendruck
für Schnellvorlauf nicht mit, von der Adresseingabe mal ganz zu schweigen...
Dann ist der Lokspeicher der MM wesentlich größer, beim Lenz ist mit 8 Loks Schluss, die MM
ist mit 50 Loks noch nicht voll.
Wirklich störend finde ich außerdem den großen "Leerweg" des Lenz-Handreglers von geschätzt
10-12mm auf denen grundsätzlich NICHTS geschieht. Man weiß also nicht genau, bei welcher
Stellung die Lok anfährt. Beim Roco-Handregler fährt bei korrekter CV2-Einstellung jede Lok
sofort mit der geringsmöglichen Geschwindigkeit los, sobald man den Regler 1mmbewegt.
Überhaupt gefällt mir persönlich der "Vor- und Zurück"Dreher der MM besser als der
"Einweg"Dreher mit Umschalter am Lenz.
Und zu allem Überfluss liegt die MM besser in der Hand und man kann sie an einer Schraube
aufhängen - der Lenz bietet keinerlei Befestigungsmöglichkeit.

Was mir an der Lenz-Zentrale besser gefällt:

Der größte Fortschritt für mich ist das "Auslesen" der eingestellten CV-Werte des Decoders -
das ist wirklich klasse. Und ganz besonders erfreulich ist, dass das auch mit der
angeschlossenen Multimaus funktioniert:
Sobald ein CV zur Umprogrammierung ausgewählt wurde, wird der momentane Wert
auf der MM angezeigt. (Ich war mir bis zuletzt nicht ganz sicher, ob das funktioniert. Ich hatte
immer nur davon gelesen, dass es "angeblich gehen soll")

Der Programmiergleisausgang der Zentrale gefällt mir gut - mit der MM habe ich mal einen
Kühn 025 gehimmelt, nachdem ich bei einem eigentlich funktionierenden Umbau
das Lokgehäuse aufgesetzt habe. Warum der in der Anleitung beschriebene Umschalter
zwischen Programmiergleis und Hauptgleis nicht gleich eingebaut ist, verstehe ich allerdings
nicht so ganz.
Ohne diesen Umschalter muss die Lok für die Programmierung im CV-Modus von der
Anlage genommen werden (wie bei der Multimaus auch) und für die Probefahrt wieder auf die
Anlage gesetzt werden. Bei der MM kann man dagegen gleich auf dem "Programmiergleis"
probefahren. (Programmiergleis heißt hier: ein von der Anlage vollständig getrenntes Gleis mit
eigenem Anschlusskabel, welches an Stelle der Anlage mit der Gleisbox verbunden wird -
das geht mit dem Stecker ganz schnell - Lenz hat statt Stecker leider Schraubverbindungen...)
Die einstellbare Gleisspannung der Lenz ist noch ganz nett, das geht bei der MM nur über ein
anderes Netzteil. Schließlich lässt sich mein ältester GFN-Decoder, der auf die Multimaus-
Programmierung in den meisten Fällen nicht reagiert hat, mit der Lenz ohne Weiteres
programmieren. Das wars dann zur Zeit an Positivem für mich auch schon.

Zusätzliche Info zum Multimaus-Anschluss an die Lenz LZV-100:

Um die Multimaus an die Lenz-Zentrale anzuschließen, benötigt man die Lenz-Verteiler nicht
(was mein Händler behauptet hatte). Man kann einfach den Stecker des MM-Anschlusskabels
einseitig abzwicken und die vier innen liegenden Litzen direkt an die Klemmen "L, M, A, B" der
Zentrale anschließen.
Die Belegung findet man z. B. bei OpenDCC (Anschlüsse nicht verwechseln!) Die Lenz-Anleitung
reicht dafür meiner Meinung nach nicht aus.
Ich habe parallel zur ersten MM einen Verteiler aus dem Telefonladen auf dieselbe Weise
angeschlossen, und die weiteren Mäuse sowie den LH-90 dort eingesteckt.
(feste Adressvergabe der Eingabegeräte nicht vergessen - s. Handbücher)

Zusätzliche Info zum Verhalten des Uhlenbrock-Decoders 73400/410:

Dieser Decoder hat mit der Roco-Zentrale eine merkwürdige Eigenschaft, wenn man 128
Fahrstufen nutzen will und V-max mit CV5 begrenzt:
Der Stellweg des Handreglers von Stop bis Vollgas sei z. B. 100mm. Wenn man jetzt CV5
bei 128 FS beispielsweise auf 20% V-max setzt, so reagiert die Lok im unteren Stellbereich
UNVERÄNDERT! Es wird einfach der obere Stellbereich (in diesem Falle ~80mm) abgeschnitten
bzw. stillgelegt.
Also von 0-20mm läuft die Lok genauso wie mit CV5 auf 100% und ab 21-100mm  tut sich
nichts mehr (!)
Steht die Zentrale auf 28 FS wird dagegen auch bei CV5 auf 20% der volle Stellweg ausgenutzt (so ein Blödsinn... )
Dieses merkwürdige Verhalten, das kein anderer mir bekannter Decoder zeigt, ändert sich mit
der Lenz LZV-100 leider nicht, der obere Stellweg wird auch hier bei 128 FS abgeschnitten -
schade, ich hatte ein wenig Hoffnung...

Zusätzliche Info zu Mehrfachtraktionen:

Entgegen der bei der I-Net-Suche oft zu findenden Behauptung, mit dem original Multimaus-Set
könne man keine Mehrfachtraktionen steuern, ist das überhaupt kein Problem:

1. neue Lok in der MM anlegen, mit der gewünschten Adresse für die Mehrfachtraktion
2. in allen Lokdecoder der Mehrfachtraktion in die CV19 diese neue Mehrfachtraktions-
    adresse schreiben. WICHTIG: die Multimaus MUSS dabei auf POM-Modus stehen!!!
3. die neue Lok aus 1. aufrufen - fertig
4. um Loks aus der Mehrfachtraktion zu lösen, jeweils CV19 auf 0 setzen

Einzige Voraussetzung: die Decoder müssen POM unterstützen und CV19 bieten. Zum
Zusammenstellen/Lösen der MF-Traktion sind jeweils etwa 20 Tastendrücke erforderlich -
klingt nach viel, geht aber schnell und einfach, weil die MM sehr gut zu bedienen ist (s. oben)

Dieser Weg funktioniert natürlich auch bei der Lenz-Zentrale, ist aber wegen der merkwürdigen
Eingabe mit dem LH-90 umständlicher. Meiner Meinung nach ist wegen der seltsamen
Bedienung außerdem die Gefahr größer, dabei einen Fehler zu machen.

Die Lenz-Zentrale soll darüber hinaus eine andere Art der MF-Traktion bieten, die mich ebenfalls
interessiert hat. Ich dachte nämlich, dass die Adressen beliebiger Decoder in der Zentrale
gekoppelt werden könnten, und dann parallel mit "synchonisierten" Befehlen versorgt würden,
sodass MF-Traktionen auch mit älteren Decodern ohne CV19 und POM funktionierte.
Das scheint aber nicht der Fall zu sein:
Bei einem Kurztest konnte ich meine Standard-MF-Traktion aus zwei Uhl 73400 nicht herstellen.
Die Loks reagierten weder auf die MFT-Adresse, noch auf ihre eigene.
Eine beliebige Kombination mit einem GFN-Decoder gelang ebenfalls nicht.
Funktioniert haben bisher MFTs aus Kühn- und Lenz-Decodern.
Dafür braucht man dann aber wenigstens nur etwa 10 Tastendrücke zum Herstellen/Lösen
der Mehrfachtraktion.

Fazit: für Spielbahner und Einsteiger finde ich die Multimaus einfach nur klasse, die Lenz LZV-100
mit LH-90 hat Ihr bei Handbetrieb meiner Meinung nach nicht nur fast nichts voraus, sondern ist
sogar in vielerlei Hinsicht unterlegen.
Die Kombination aus LZV-100 mit Multimaus kann ich persönlich sehr empfehlen.

Vielleicht kann der ein oder andere damit was anfangen, würde mich freuen



Smeon