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THEMA: ÖBB 4010 vs. Railjet

THEMA: ÖBB 4010 vs. Railjet
Startbeitrag
Der_Didi - 18.12.16 14:31
Hallo Forum,

In verschiedenen Beiträgen hier im Forum (und auch anderswo, etwa auch in Eisenbahnzeitschriften) werden die ÖBB-4010er-Garnituren nebenbei oft als Inbegriff des Eisenbahn-Fahrkomforts dargestellt, während dagegen etwa der Railjet als unbequem, Rückschritt usw. bezeichnet wird, sogar von Zumutung und U-Bahn-Fahrkomfort ist manchmal die Rede.

Da es dort zu sehr vom Thema abschweifen würde eröffne ich hier einen eigenen Thread:

Sicher, in der 2. Hälfte der 1960er-Jahre waren diese Fahrzeuge eine Errungenschaft, vor allem im Vergleich zu den damals noch verkehrenden umgebauten Vorkriegs-Rumpelkisten: laufruhig, große Fensterflächen, ansprechendes Design, helle angenehme Beleuchtung anstatt Glühlampenfunzeln, Lautsprecherdurchsagen am Platz, Stoffsitze und 2+1-Bestuhlung sogar in der 2. Klasse u.v.m.
Aber es ist (war) bei weitem nicht alles Gold was messingfarben eloxiert glänzt - nicht nur bezogen auf den Zeitgeschmack, sondern echte Komfortfragen:

Z.B. die Drehfalttüren gaben nur einen schmalen und sehr steilen Einstieg frei; für ältere nicht mehr so gut zu Fuß stehende Personen, oder mit größeren Gepäckstücken, Kinderwagen etc. war der Einstieg eine überaus mühsame Angelegenheit.
(So gut wie alle späteren Wagenbauarten hatten ja dann breite Schwenkschiebetüren, z.T. mit Bedienung auf Knopfdruck.)

Ebenso unbequem dann die Wagenübergangstüren: diese waren nur mit noch mehr Kraftaufwand zu öffnen, und mit Gepäck war ein Eingeklemmtwerden praktisch unausweichlich - während man im Railjet ungehindert von Wagen zu Wagen gehen kann.

Auch die WCs entsprachen nicht mehr heutigen (und in der zweiten Hälfte ihrer Einsatzzeit sogar damaligen) Ansprüchen und Standards.

Die Wagen hatten großteils keine Klimaanlage, was im Sommer dazu führte dass es entweder zugig oder heiß und stickig war - von den darausfolgenden Debatten zwischen den Fahrgästen gänzlich abgesehen...

Das Innere des 2. Klasse-Großraumwagens mit der angesprochenen 2+1-Bestuhlung war zwar sehr elegant anzusehen; die Sitze waren angenehm breit, aber für jemanden mit zumindest durchschnittlicher Körpergröße und normalem BMI gab es nur wenig Beinfreiheit (und das trotz nur 10 "Abteilen" - UIC-X-Wagen hatten auf der selben Länge deren 12). Stellte der Gegenüber dann noch seine Lehne flacher, so rückte durch den Klappmechanismus auch die Sitzfläche nach vorne und mit Kniefreiheit war es dann vollends Essig - Kniekontakt oder Füße gegenseitig einfädeln war dann angesagt. Dafür gab es zwischen den Rückenlehnen viiiel Platz für Gepäck...
Da lobe ich mir den Railjet und ähnliche Bauarten wo ich zwischen Vis-a-vis-Sitzanordnung und Flugzeuganordnung wählen und die Beine ausstrecken kann.

Nicht ohne guten Grund wurden ja später in einem Umbauprogramm viele dieser Schwachpunkte beseitigt - Klima, Einstiege, WCs, ...

Hat es damit zu tun dass wir es heute etwas durch eine nostalgisch-verklärte Brille sehen? Weil die 4010er noch etwas von der "guten alten Eisenbahn" an sich haben, während neuere Fahrzeuge dagegen irgendwie austauschbar und emotionsfrei daherkommen?
Oder stehe ich alleine mit meiner Meinung da - wie seht ihr das?

LG
Der_Didi


Hallo Der_Didi!

Es mag ja vieles stimmen, was Du da anführst. Die Flugzeug-Sitze im RJ mögen ja recht angenehm sein, aber die Plätze mit Tischen sind im RJ echt sehr eng. Die Erinnerung an den 4010 ist zwar schon verblasst - zumindest bei mir - und dadurch möglicherweise etwas verklärt, daher mag ich jetzt RJ und 4010 nicht vergleichen. Da vergleiche ich lieber, weil aktuell oft benutzt, ICE RJ und Neue Westbahn und da sieht sowohl meine Rangiste und auch die der allerbesten Ehefrauen wie folgt aus:

1. Platz: neue Westbahn
2. Platz: ICE
3. Platz Railjet

Übrigens: auch ein Vergleich der S-Bahnen in und um Wien herum ist interessant, vorallem, wenn man mit Gepäck vom / zum Flughafen reist:

Natürlich ist das Einsteigen in die alten 4020 viel beschwerlicher als bei den neueren 4024 und Cityjets, aber wenn Du mal mit Gepäck drinnen bist, sind die alten 4020 vom Platzangebot gerade für das Gepäck unschlagbar.

Meint aus Erfahrung mit freundlichen Grüßen

Boris
Hallo,

ich würde jetzt auch nicht wirklich 1970 mit 2010 vergleichen wollen, aber das Qualitätsempfinden im 4010 war sicher ein anderes als im RJ ( 2. Klasse !! ) Ist ein bisschen so wie mit den Talent-Triebwagen: bequem ist anders. Aber das waren die Plastiksitze der "grünen" auch nicht
Irgendwie erinnert mich der RJ (2. Klasse) an die rollenden Hotels bei denen die Passagiere in so überfüllten Sardinendosen übernachten....

VG
Christian

Hallo,

wieso 4010 *vs.* Railjet?

http://archiv.stummiforum.de/viewtopic.php?f=27&p=1606285



SCNR

Viele Grüße,

Udo.
Vorweg: der Railjet ist ein Reizthema, nicht nur für mich.

Ich bin sehr viel im 4010 gefahren, dagegen nur zweimal Railjet. Und nie wieder. Denn seitdem hat mich die ÖBB tatsächlich als Fernverkehr-Kunde verloren. Alles was recht ist, aber so etwas lasse ich mir als zahlender Kunde nicht mehr bieten.

Die Beinfreiheit beim 4010 war 1a, sowie das ganze Platzangebot in jeder Hinsicht. Und ich kenne alle Wagentypen des 4010, bin in allen tausende Kilometer mitgefahren.

Der Railjet ist dagegen einfach nur das "mobile Elend" auf Schienen, auch oder vor allem im Vergleich zum Material, welches ich von ausländischen Bahnen kenne. Sie sind extrem eng, sehr laut, unangeheme harte Sitze. Kommt wahrscheinlich von den Pkws, denn laut und hart ist heute ja sooo modern; neuerdings jeiern mich übrigens schon Youngsters über Rückenbeschwerden an, na was fürn Zufall.

Die Türen im 4010 waren wirklich Mist, jedoch nicht schlechter als bei anderen Wagen aus jener Zeit. Schon mal in einen DR Y-Wagen mit schweren Gepäck von einen typisch österreichisch-niedriegen Bahnsteig hoch geklettert? Schon mal mit Gepäck durch die dauerdefekten (oder gehört das so?) "ich-zermalme-Dich"-Innentüren in den zum Wendezug verschlimmbesserten Schlieren-Nachfolger-Waggons durchgequält?

Railjet und ÖBB: ich habe fertig als Kunde.

vg
Gerhard
Hallo zusammen,

Ganz kurz, RJ Wien Innsbruck  1. klasse , ich  wußte nicht das man so verspannt
sein kann das einem alles schmerzt.
Meiner Frau ging es genau so.

Gruß
Roman


Den ÖBB ist doch ein Schreibfehler passiert..

Hätte eigentlich QuälJet heissen sollen


Vielen Dank für die rege Beteiligung!

Zitat - Antwort-Nr.: 1 | Name: Boris160

Natürlich ist das Einsteigen in die alten 4020 viel beschwerlicher als bei den neueren 4024 und Cityjets


Wenn die 4010er nur solche (halben)4020-Einstiege gehabt hätten - automatisches Öffnen nach kurzem Betätigen des Türgriffs und dahinter bequemer Einstieg anstatt Aufwuchten einer Drehfalttür samt steiler Hühnertreppe...

Zitat - Antwort-Nr.: 2 | Name: ecmodell

ich würde jetzt auch nicht wirklich 1970 mit 2010 vergleichen wollen


Deswegen wundert es mich auch jedesmal wenn ich solche Vergleiche lese, und dass dabei die 4010 der Inbegriff des Fahrkomforts gewesen seien und alles spätere insbesondere der Railjet ein Rückschritt.
(So wie irgendwie in deinem Posting auch... )

Zitat - Antwort-Nr.: 3 | Name: Udo K

wieso 4010 *vs.* Railjet?
http://archiv.stummiforum.de/viewtopic.php?f=27&p=1606285


Ja, der hat was! *
Oder dieser hier:
http://archiv.stummiforum.de/viewtopic.php?f=27...p;p=1543685#p1543685

Zitat - Antwort-Nr.: 4 | Name: GerhardT

Die Beinfreiheit beim 4010 war 1a, sowie das ganze Platzangebot in jeder Hinsicht.


Im allgemeinen ja - bis auf die erwähnten 2.Kl.-Großraumwagen.
Die späteren Inlandsreisezugwagen (nachfolgend umgebaut in CityShuttles) hatten zwar eine 2+2-Bestuhlung, boten aber bei ebenfalls 10 "Abteilen" bei 26,4 m Wagenlänge eine deutlich größere Beinfreiheit.
Als lauter als die 4010er habe ich den Railjet auch nicht in Erinnerung, ebenso empfinde ich die Sitze als nicht zu hart. Als "hart ist modern = schlecht" kann man das überdies auch nicht verallgemeinern, die Sache ist vielmehr eine individuelle Angelegenheit. (Ich komme z.B. auf germanisch-straffen Autositzen bequemer und ermüdungsfreier ans Ziel als auf früheren frankophil-weichen...)

Aber dein Posting und die folgenden zeigen dass der Railjet durchaus Emotionen hervorrufen kann - allerdings nicht immer ganz die gewollten...

*)
Auch in diesem Link werden die 4010 wörtlich als "bis heute unübertroffen" bezeichnet. Bei objektiver Betrachtung mus ich aber sagen dass bereits mit Erscheinen der Eurofima-Wagen Ende der 1970er mit den 4010ern in Platzangebot, Komfort etc. zumindest gleichgezogen oder diese sogar überboten wurden.
Wenn sie wirklich "bis heute unübertroffen" wären - warum hätten sie dann in einem Umbauprogram wie im Eingangsbeitrag beschrieben in vielen Punkten verbessert werden müssen?

LG Didi
Hallo,

jetzt muss ich mich auch äußern. Ich fand die 4010 in der Ursprungslackierung sehr gefällig. Die spätere Lackierung in - was war das - rot, weiß, dunkelgrau? - war dann für mich ein Abstieg. Ich denke, ich bin die später umgebauten 4010 nie gefahren, kannte also nur die ursprünglichen 4010 in den klimatisierten und nicht klimatisierten Versionen. Aus meiner Kindheitserinnerung heraus war das Platzangebot gut, der Lärm bei schnellerer Fahrt beachtlich und die Geschwindigkeiten gemächlich. Das Essen im Speisewagen war hingegen ein Witz, schlecht und teuer.  

Der Railjet entspricht wiederum dem, was man heute auf den europäischen Märkten für sein geld bekommt. Ein recht schneller Zug, mit dem man mittlere Strecken reisen kann, der in der 2. Klasse gar keinen und in der ersten Klasse akzeptablen Komfort bietet. Das Essen ist Convenience aber nicht schlecht. Die Preise dafür lassen sich sehen. Ich fahr ab und zu von Wien nach Jenbach bzw. nach Budapest und zurück. Essen am Platz, Zeitung lesen, allenfalls ein bisschen arbeiten und die Sache ist vorbei. Dafür bezahl ich mit der Vorteilskarte einen vertretbaren Preis. Orthopädische Problem habe ich dabei noch keine bekommen. Aus meiner Sicht ist das Gesamtprodukt in Ordnung.

Zum internationalen Vergleich: ich bin früher immer wieder mit den ICE´s weitere Strecken gefahren. Die waren gefühlsmäßig etwas komfortabler. Die italienischen Freccie Rosse und d´argento sind im Komfort mit den Railjets vergleichbar, die Freccie Bianche sind ein open air museum.

Viele Grüße

Andras

  

Hallo,

ich bin nur einmal mit dem 4010 von Wien nach Salzburg und zurück gefahren. Es war Sommer, Zug rammelvoll.
Der Schaffner durch den ganzen Zug und forderte zum Schließen aller Fenster auf, "weil der fährt ja 160".

Bei der Rückfahrt kam der Zug bereits total überfüllt in Sbg Hbf an, das Bahnpersonal war total überfordert und chaotisch. Man wusste nicht so recht was man nun tun sollte.
Zuerst hieß es, es würden 2 Wagen angehängt. Also stiegen einige aus dem Zug aus, die Wartenden blieben noch draußen. Dann hieß es "wir müssen fahren, alles einsteigen". Die Ausgestiegenen stiegen also wieder ein, mit Sack und Pack, und die Wartenden dazu. Eine Sardinendose hätte mehr Freiraum geboten. Dann hieß es, die 2 Wagen kämen. Also wieder raus, wobei die meisten der Durchsage kein Vertrauen mehr schenkten. Und sie kamen doch. Von hinten näherten sich 2 Jaffa-Schlieren und wurden eilig angekuppelt. Bremsprobe, etc.? Hm, ich kann mich nicht erinnern. Ist wahrscheinlich bei den sog. "Schleuderwagen" auch unkritisch. Drinnen war es sehr komfortabel, vielleicht 10 Leute auf 2 Waggons. In den Eile hatte man wohl vergessen, das Licht einzuschalten, denn in den Tunnels war es finster. So wie eins im Mai...

Grüße, Peter W.
Peter,

das kann man aber dem 4010 jetzt nicht vorwerfen, oder?

Andras
Hallo,

zum Thema 4010, ich erinnere mich noch sehr gut an meine Studentenzeit, da bin ich fast täglich damit gefahren - vor und nach dem Upgrade, war auf der Südbahn sehr brauchbar. Der Railjet ist v. a. in der 2. Klasse vom Komfort her ein Rückschritt und auf meiner Stammstrecke (Relation Wien-Mürzzuschlag), bis zur Fertigstellung des SBT unnötig. Die Reisezeiten haben sich durch den RJ-Einsatz nicht verkürzt, die Anschlüsse in MZ sind grottenschlecht wenn man nur ein paar Stationen weiter will (dafür kann der RJ ausnahmsweise nix) - daher verwende ich eigentlich nur mehr den PKW. Ich sehe mich nicht mehr als ÖBB-Kunde (da selbst mit Vorteilscard zu teuer - außer man hat eben KEIN Auto, aber das brauche ich um in den Ferien meinen Wohnwagen zu ziehen...)

In diesem Sinne beste Grüße,

Phil
Hallo!

Ist zwar jetzt offtopic, aber immer wieder schön, daher muss ich es jetzt loswerden:

Ich verbinde mit dem 4010 eines der nettesten Erlebnisse meines langen Lebens und das war so: eines Samstags fuhr ich mit dem - hieß das damals noch Städteexpress? - 4010 von Wien nach Graz, Abfahrt um etwa 7.00 Uhr morgens - für mich eigentlich ein no go, zu so nachtschlafener Zeit am Bahnhof sein zu müssen. .Da jede Minute Schlaf zählt, fiel Frühstück natürlich aus - kann man ja im Speisewagen nachholen.

Ich kam also zum Wiener Südbahnhof - jetzt Hauptbahnhof - fand meinen Zug und stieg direkt in den Speisewagen ein. Schon durch die Glastüre sah ich, dass entgegen allem Usus die Tische in dem Speisewagen schön gedeckt waren, kleine Blumenvasen mit Blumen drinnen am Tisch ... Nachdem ich das Speiseabteil betreten hatte, sah ich den Grund: am Tisch gleich neben der Tür saß mit einem Begleiter der damalige Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger. Da nur noch der Nebentisch frei war setzte ich mich an diesen und studierte die Speisekarte. Der Zug fuhr los, die Ober wieselten um den Herrn Bundespräsidenten herum, niemand fragte mich nach meinen Wünschen. So fuhren wir dahin, ich schaute aus dem Fenster, in jedem Bahnhof, durch den wir fuhren, standen Fahrdienstleiter und Bahnhofsvorstand in ihrer schönsten Uniform und salutierten, so kamen wir nach Wiener Neustadt, ohne dass mich einer der Kellner gefragt hat, was ich denn wünsche.

In Wiener Neustadt stieg eine 4-köpfige Familie ein und suchte Platz, an meinem Tisch waren noch 3 Plätze frei, sonst war der Waggon voll. Mit dem Hintergedanken, dass ich an der Theke vielleicht schneller was bekomme, stand ich auf und bot der Familie meinen Tisch an. In diesem Moment wendete sich Herr Dr. Kirchschläger an mich und sprach: setzen Sie sich doch an meinen Tisch, es sind noch 2 Plätze frei. Ich zögerte, er aber beharrte darauf. Ich bin noch garnicht richtig gesessen, kam der Ober und fragte mich nach meinen Wünschen und als wir in Neunkirchen durchfuhren, war das Gewünschte auch schon serviert. Der Herr Bundespräsident begann glatt Smalltalk mit mir, fragte mich, was ich denn mache, wohin und warum ich fahre, erzählte, dass er fast immer mit dem Zug reise, diesmal zur Eröffnung des Steirischen Herbstes nach Graz ...Als wir durch Payerbach-Reichenau fuhren, verabschiedete er sich mit Handschlag und ging in sein Abteil. Kaum hatte er den Waggon verlassen, kamen die Kellner, zogen unter dem Geschirr, das die Gäste benutzten, die Tischtücher weg, grad, dass sie nicht die noch am Tisch stehenden Getränke in die sonst üblichen Pappbecher umleerten, es war einfach herrlich, das zu beobachten.

Kurz nach der Station Semmering war auch ich mit Frühstück fertig und suchte mir einen Platz und fand ihn in einem 2.-Klasse-Abteil zufällig bei einem Lehrer aus meiner ehemaligen Schule.

Im Zug war man natürlich bemüht, alles ganz besonders korrekt zu machen, Stationsdurchsagen, ... sonst nicht immer so ganz üblich auf der Südbahn zu dieser Zeit. Man merkte dem Personal aber die Nervosität deutlich an. Als wir durch Kapfenberg durchführen dann die Durchsage: sehr geehrte Reisende, wir treffen in wenigen Minuten im Bahnhof Mürz Bruck an der Mur ein. Gelächter im Abteil ob dieser spontanen Bahnhofsumbenennung.

Nachdem wir in Peggau-Deutsch Feistritz durchgefahren waren, war aufeinmal am Gang erhöhtes Personenaufkommen zu registrieren. Vorallem viele Frauen kamen mit teils schweren Koffern vom hinteren Zugteil an unserem Abteil vorbei und gingen Richtung vorderen Zugteil. Mein ehemaliger Lehrer merkte an, die wollen alle mal Bundespräsident schauen, der sitzt ja zwei Abteile weiter. Da erst erkannte ich, dass ich in dem AB mit den 1. und 2.-Klasse-Abteilen saß, vorher dachte ich, ich wäre in einem B mit Abteilen.

So standen jetzt vor der Waggontüre der 1. Klasse massenhaft ältere Damen und Herren, als der Herr Bundespräsident aus seinem Abteil trat - ich konnte das aus angemessener Entfernung beobachten. In diesem Moment wurde natürlich den Herrschaften mit ihrem Gepäck klar, dass sie genau dort stehen, wo auch der Herr Bundespräsident aussteigen wollte und wollten am besten samt Gepäck im Boden versinken oder wenigstens in den nächsten Waggon. Aber Dr. Kirchschläger war ganz gemütlich und sagte nur: bitte bleiben Sie doch ganz ruhig, alles gut, kein Problem.

Als der Zug in Graz einfuhr, hörte man von weitem, wie draussen die Blasmusik zu spielen begann, man sah schon von Ferne den roten Teppich und merkte, wie sich der Triebfahrzeugführer bemühte, den Zug ja an der richtigen Stelle anzuhalten. Draussen stand neben der Blasmusik der damalige Landeshauptmann der Steiermark Dr. Niederl. Plötzlich höre ich den Bundespräsidenten zu den Leuten vor der Türe sagen: na meine Damen, was sagen Sie, heute werden Sie vom Herrn Landeshauptmann abgeholt!

Mein ehemaliger Lehrer und ich sind natürlich durch den hinteren Ausstieg des Waggons raus und haben uns aus angemessener Entfernung das weitere angeschaut: Blasmusik spielt, der Herr Landeshauptmann und seine Begleitung heben einen schweren Koffer nach dem anderen heraus, dazwischen alte Frauen, die mehr schlecht als recht aus dem Waggon rauskommen und nur noch bemüht sind, samt Gepäck eiligst zu verschwinden und die Musik spielt dazu, bis dann - endlich - auch der Herr Bundespräsident aussteigen und vom Landeshauptmann begrüßt werden kann. Es war ein Bild für Götter!

Heute kann einem das alles nicht mehr passieren.

Mit freundlichen Grüßen

Boris
Ich hatte häufig das Vergnügen mit dem 4010 zu fahren und empfand ihn damals als sehr komfortabel.

Die Diskussion Railjet vs 4010 kann man so meines Erachtens nicht führen: Keiner hat die Gelegenheit, beide zugleich oder innerhalb weniger Stunden zu testen, und schließlich ist "Komfort" auch eine sehr subjektive Größe. Nur nach der Erinnerung zu gehen, is, glaubich, net gschickt -- ICH beispielsweise hab damals 30 Kilo weniger gehabt, was an den Sitz schon andere Anforderungen stellt als jetzt,

Unerreicht an Komfort ist jedenfalls der alte Speisewagen des 4010 mit den Einzelfauteuils, mit denen man auf längeren späteren Touren sich richtig zusammenballen konnte im Speisewagen zum Tarockieren -- da kann keiner der neueren irgendwie mithalten!

Ansonsten hab ich die straffen Sitze des Railjet lieben gelernt, seitdem ich mit der Fliegenden Weißwurst (TM) in der Ersten von Wien nach Mainz und zurück gefahren bin: Was nämlich anfänglich recht bequem erscheint -- die "Sitzschale" des ICE -- erweist sich nach vier, fünf Stunden als recht unbequem, unten zu wenig gepolstert und hinten mit zu wenig Stützwirkung, egal wie man den Sitz einstellt.

Helmut der Vielfahrer


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