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THEMA: Zugbildung in Epoche 2 mit Nebenbahnzügen/Hauptstrecke

THEMA: Zugbildung in Epoche 2 mit Nebenbahnzügen/Hauptstrecke
Startbeitrag
Tomapu - 16.07.17 23:04
Hallo zusammen,

ich habe eine kleine Frage an die Profis unter uns, die sich etwas besser mit Zugbildungen auskennen als ich. Ich habe jetzt den Fall gehabt, dass mir ein Arbeitskollege eine Freude machen wollte und mir eine kleine Menge an verschiedenen Personenwagen hauptsächlich der Epoche 2 geschenkt hat. Er hatte wohl mitbekommen, dass ich mich vor jetzt bald 2 Jahren mit dem allseits bekannten Mobavirus infiziert habe.

Aktuell habe ich  bedingt durch den Umzug immer noch keine richtige Anlage zuwege bekommen aber wie man das so macht sammelt sich doch einiges an.

Nun lange Rede kurzer Sinn. Ich habe mehrere Personenwagen und möchte schon einmal ein paar Züge bilden. Nun habe ich allerdings nicht zu allen Modellen genügend Informationen im Netz gefunden. Daher hab ich mehrere Fragen.

1. Wie viele Personenwagen umfasste eine durchschnittliche Nebenbahn der Epoche 2? Ich hab Bilder gesehen da waren es 3 aber auch mal mehr. Kann man das verallgemeinern?

2. Dann die gleiche Frage zu Hauptstrecken. Wieviele Personenwagen waren es da?

3. Besteht so ein Zug immer nur aus Personenwagen oder kommen immer diese Zugbegleitwagen dazu oder nur manchmal?


Ein konkretes Beispiel ist dieser Wagen hier. http://www.spurweite-n.de/ncontent/ndb/ndb-art...p;myNDB_SRC=mySWN_WC

Das ist der beige/rote Nebenbahnwagen einer privaten Bahngesellschaft "Central" von Fleischmann.

Schon einmal vielen Dank im voraus.
Thomas

Hallo Thomas,
die Anzahl der Personenwagen hing vom Verkehrsaufkommen ab.
Bei Berufspendlerzügen morgens und abends waren die Züge schon Mal 1-2 Wagen länger, als tagsüber. Mittags kam der Schülerverkehr noch dazu.
Es gab durchaus Züge mit 2 oder 3 Personenwagen, Packwagen waren meistens mit dabei, denn sie hatten noch eine Schutzfunktion- z.B. bei Auffahrunfällen, wenn sie hinter der Lok liefen.
Wichtig ist auch die Mischung der Klassen. Soll das ganze vor 1928 spielen, dann sind Wagen der 4. Klasse von Bedeutung. Nach der Abschaffung der 4. Klasse waren sie häufig als Traglastenwagen (z. B. Citr). unterwegs, die nicht fehlen dürfen. Höhere Klassen 1. oder 2. Klasse kamen auf Nebenbahnen kaum vor, besser weglassen, wäre mein Tipp.
Also für die Wagenzahl ist das allgemeine Verkehrsaufkommen und die Tageszeit von Bedeutung.
Beste Grüße  
Klaus
Grundsätzlich war die ganze Verkehrsstruktur damals noch eine völlig andere. Die Bahn war das dominierende Verkehrsmittel - Autos hatten die wenigsten und für längere Reisen waren sie kaum zu gebrauchen. Allerdings spielte sich gerade auf dem Lande das Leben vollständig in Gehweite ab - eine seltene Tagesreise in die Kreisstadt war das da schon das äußerste.

Entsprechend sah das Verkehrsangebot der Bahn aus: Es hatte sprichwörtlich jedes Dorf einen eigenen Bahnhof, der freilich oft ein Stück außerhalb lag. Auf Nebenbahnen gab es dadurch teilweise EXTREM kurze Züge, bis zu zu einem einzelnen Wagen (kurzer Zweiachser…), der in einem Güterzug mitgeführt wurde - diese Fahrt war dabei kaum schneller als zu Fuß zu gehen. Man hatte ja Zeit…

"Vollwertige" Personenzüge teilten sich dann in zwei Typen: Wagen mit offenen Übergängen, die "an jeder Milchkanne" hielten und die dreiachsigen Abteilwagen, für die der Bahnhof mit einer Bahnsteigsperre ausgestattet sein musste. Gerade letztere konnten _wirklich_ lang sein.

An Wagenklassen gab es in diesen Zügen die zweite Wagenklasse zwar regelmäßig, aber nur mit einem winzigen Anteil (ein BC in einem Zug von 10-15 Wagen), während der größte Teil die dritte und vierte Klasse war. Die letztere erlebte gerade in den 1920ern einen Boom, weshalb die damaligen Neubauten (Einheitsabteilwagen, frühe Donnerbüchsen) weit überwiegend als D- bzw. Di- gebaut wurden. Ab 1928 wurde die vierte Klasse tariflich abgeschafft und die Wagen hießen "Ctr" ("Traglastenabteil", die Minimal-Bestuhlung war eben auch praktisch…).

Ganz wichtig noch: Personenwagen liefen NIE direkt hinter der Lok - sondern dort ein Packwagen, die es damals zu Hauf gab.

Gruß Kai
<Ganz wichtig noch: Personenwagen liefen NIE direkt hinter der Lok - sondern dort ein Packwagen, die es damals zu Hauf gab.>

Und zwar als Schutzwagen vor den Emissionen der Lok - zwischen Glutresten und Ruß war da einiges dabei ...

Gruß
Peter
Hallo,

von Kai und Klaus wurden ja schon einige allgemeine Hinweise gegeben.

Zitat - Antwort-Nr.: 2 | Name: kai

Ganz wichtig noch: Personenwagen liefen NIE direkt hinter der Lok - sondern dort ein Packwagen, die es damals zu Hauf gab.


Das ist so nicht richtig.

Zunächst einmal galt die Sache mit dem Schutzwagen generell nur bis Mitte der 30er Jahre. Im Stadtbahnverkehr (Berlin / Hamburg) galt diese Vorschrift m.W. sowieso nicht.

Dann gibt es auch aus den 20er Jahren insbesondere von Nebenbahnzügen nicht wenige Fotos, auf denen hinter der Lok Reisezugwagen hängen.

Was auch erstmal kein Verstoß gegen die Vorschrift darstellt, denn diese besagte ja lediglich, dass der erste Wagen hinter der Lok nicht mit Reisenden besetzt sein durfte. Das bedeutet, der erste Wagen konnte durchaus ein Personenwagen sein, nur war dieser dann eben von Reisenden frei zu halten.

Ich für meinen Teil halte es für nicht unwahrscheinlich, dass man insbesondere auf Nebenstrecken im Hinterland für die vielleicht 2 bis 3 Züge am Tag, bei denen die Vorschrift eine Relevanz hatte, die Vorschrift Vorschrift sein ließ. Ich möchte niemandem grundsätzlich mangelnden Arbeitseifer unterstellen, aber den Enthusiasmus, Tag für Tag im Endbahnhof nicht nur die Lok umzusetzen, sondern auch noch den Packwagen, halte ich eher für nicht typisch menschlich. Und so wird - wie eine Reihe von Fotos beweisen - in die eine Richtung der Packwagen vorne, in der anderen Richtung hinten gehangen haben. Ob dann da der erste Wagen wirklich ohne Fahrgäste war oder nicht, darüber kann man spekulieren.

Um nochmal zu den Fragen zurückzukommen:

Zitat - Antwort-Nr.: 0 | Name: Thomas

1. Wie viele Personenwagen umfasste eine durchschnittliche Nebenbahn der Epoche 2? Ich hab Bilder gesehen da waren es 3 aber auch mal mehr. Kann man das verallgemeinern?


Mit 3 bis 5 Wagen hast Du meines Erachtens einen typischen Nebenbahnzug der Epoche II zusammen - die richtigen Wagenmodelle natürlich vorausgesetzt.

Natürlich sind auch deutlich längere Züge vorbildgerecht. Aber man darf auch nicht vergessen, dass unsere N-Modelle der Nebenbahnloks in der Regel hinter der Zugkraft des Vorbilds weit zurückbleiben. Daher würde ich betreffst Zuglänge auch mal auf die zur Verfügung stehenden Lokmodelle schielen.

Zitat - Antwort-Nr.: 0 | Name: Thomas

2. Dann die gleiche Frage zu Hauptstrecken. Wieviele Personenwagen waren es da?


Da würde ich typischerweise 5 bis 10 Wagen hernehmen, da kommt es auch stark darauf an, welche Art von Hauptstrecke Dir vorschwebt: Wenn z.B. der Hauptstrecken-Personenzug im Berufsverkehr zu einer großen Stadt geht, braucht es wesentlich mehr Wagen als ein Hauptstrecken-Personenzug durch die Pampa.

Zitat - Antwort-Nr.: 0 | Name: Thomas

3. Besteht so ein Zug immer nur aus Personenwagen oder kommen immer diese Zugbegleitwagen dazu oder nur manchmal?


Wenn man mal den Stadtbahnverkehr außen vorlässt, gehört an jeden Personenzug ein Packwagen dran. Auf Nebenstrecken gerne als kombinierter Pack-/Postwagen, ansonsten kann gerne auch ein Postwagen mitgeführt werden. Dazu war nicht unüblich, wenige Güterwagen mitzuführen.

Zitat - Antwort-Nr.: 0 | Name: Thomas

Ein konkretes Beispiel ist dieser Wagen hier. [...] Das ist der beige/rote Nebenbahnwagen einer privaten Bahngesellschaft "Central" von Fleischmann.


Ich würde mich wundern, wenn dieser Wagen ein konkretes Vorbild hatte. Aber das muss ja nicht stören. Als Grundmodell diente Fleischmann für diese Lackvariante ein 2.-Klasse (nach der Klassenreform 1956 1.-Klasse) Wagen. Zur 1. oder 2. Klasse in Personenzügen steht bei Kai und Klaus ja schon was.

Wenn du magst, benenne doch mal die nun bei Dir vorhandenen Wagen oder welche Dir da vorschweben, dann kann man hier etwas mehr dazu sagen, wie welche Kompositionen mit welchen Kompromissen / Abweichungen zum Vorbild zusammenzustellen sind.

Viele Grüße,

Udo.

Hallo,

zu preußischen Zeiten gab es die 2. Klasse als halben Wagen ab einem fünf Wagen starken Zug und als ganzen Wagen ab einem neun Wagen starken Zug. Wahrscheinlich waren die Regelungen später ähnlich.
Von den Vorschriften zur Zugbildung wurde abgewichen, wenn diese lokal nicht passten. So war die 4. Klasse in den Pendlerzügen des Ruhrgebiets deutlich stärker vertreten als in anderen Ballungsräumen.

Bei Nebenbahnen ein weiterer Grund für viel 4. Klasse: Marktverkehr, also wo die Traglasten der Fahrgäste aus landwirtschaftlichen Gütern bestanden.

---
Zu #2 und der 4. Klasse: Der Grund, warum nach dem Ersten Weltkrieg mehr 4. Klasse gebaut wurde, war vor allem der Mangel an solchen Wagen.
Die Eisenbahnen waren verpflichtet, im Kriegsfall eine vorgegebene Menge Wagen zum Verwundetentransport bereitzustellen. Besonders geeignet war dafür die 4. Klasse, weil man da nicht viel auszubauen brauchte. Weniger geeignet waren wegen der Zwischenwände und der engen Türen Abteilwagen, was der Hauptgrund ist, weshalb es vergleichsweise wenige Abteilwagen 4. Klasse gab und vor dem Ersten Weltkrieg in vielen Abteilwagenzügen Durchgangswagen 4. Klasse mitfuhren. Diese Wagen hatten ein im Schnitt recht hohes Alter und dürften als Lazarettwagen im Krieg auch stärker gelitten haben als die Wagen des übrigen Verkehrs, so dass hier besonders hoher Ersatzbedarf bestand.

Gruß,
Till
Hallo Ihr Lieben,

zuerst einmal vielen herzlichen Dank für die sehr ausführlichen Antworten. Ich werde dann wohl erstmal in meinem neuen Fundus nach Pack- und Postwagen gucken, um dann einen Zug zusammenzustellen.

@Udo
Ich meine mit konkretem Beispiel auch eher nur diesen speziellen Wagen, den ich jetzt 5mal mein eigen nennen kann. Aber wenn ich das jetzt für mich richtig zusammengefasst und verstanden habe sind 3-5 Wagen bei einer Nebenbahn nicht unüblich wobei diese 5 Wagen nicht unbedingt nur Personenwagen sein sollten sondern auch mindestens ein Packwagen sollte dabei sein.

Ich werde mich mal morgen dran machen und ein paar Bilder von den konkreten Wagen schießen und auch die genaue Anzahl die ich jetzt zur Verfügung habe.

Vielen Dank und euch einen schönen Abend,

Thomas
Hallo Till,

nur ein kleiner Hnweis: Der D3tr pr 04 (Zeichnung Ib 11)- hat es noch zum B3tr gebracht, war der zweithäufigste gebaute Personenwagen in Deutschland. Von ihm wurden 10.300 Wagen gebaut!
Ein näherungsweises Modell hatte mal Arnold im Programm.
http://www.spurweite-n.de/ncontent/ndb/ndb-artd...w=28&MaxCount=71
Fleischmann hat den Wagen bei seiner Abteilwagenserie (anders als in HO) vergessen.
Dieser Wagentyp fuhr in fast jeden Personenzug mit.
Beste Grüße
Klaus
So ihr lieben anbei die Wagen, um die es gerade hauptsächlich geht.

Minitrix 13137
Minitrix  51316051
Minitrix 51316000
Minitrix 13302
Minitrix 51316200
Fleischmann 8066

Bilder hängen an. Ich habe von allen mehrere Wagen auch mit 1.,2.,3. Klasse zum Teil und auch zum Teil mehr als nur 2,3 mal.
Die Dreiachser sind Wagen der Epoche 1, die kurz vor der Jahrhundertwende für Schnellzüge auf Bergstrecken (für die Drehgestellwagen noch zu schwer waren) gebaut wurden - oder als Kurswagen auch darüber hinaus. Insofern also ein Zustand von vor 1920.

Minitrix 13302 ist ein Cd-21b, ein Einheitsabteilwagen. Dieser fuhr in Personenzügen, aber (da diese Wagen eine Bahnsteigsperre erfordern) nicht unbedingt auf einer einfachen Nebenbahn - immerhin ist er als dritte Klasse bereits im Zustand nach 1928 (abgeliefert wurde der noch mit vierter Klasse). Perfekt für den Nebenbahn-Bummelzug sind dagegen die beiden anderen Wagen; ein Ci bay 10 (Minitrix 13137) und der BC2itr pr 05a (Fleischmann 8066).

Gruß Kai
Hallo Kai,

vielen herzlichen Dank für die Antwort. Also sind die Dreiachser auch eher für Hauptstrecken vorgesehen so wie der Minitrix 13302 ist ein Cd-21b?

Dann werde ich mal mit den anderen beiden einen Nebenbahn Bummelzug zusammenstellen und zu gegebener Zeit präsentieren. Vielen herzlichen Dank schon einmal.

Gruß Thomas
Zitat - Antwort-Nr.: 2 | Name: Kai

dreiachsigen Abteilwagen, für die der Bahnhof mit einer Bahnsteigsperre ausgestattet sein musste



Hallo Kai,

war das wirklich so? Gerade bei solchen "Milchkannenhaltestellen" war das Passagieraufkommen doch sicher so niedrig, dass der Schaffner das im Blick haben konnte. Bei einem Minizug mit ein, zwei Abteilwagen sehe ich da wirklich kein Problem.

Grüße
Zwengelmann


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