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THEMA: laufender Motor bei längerem Halt

THEMA: laufender Motor bei längerem Halt
Startbeitrag
Lofty - 17.07.17 14:31
Hallo liebe Experten,

ich hab da mal ne Frage:

Ein befreundetes Ehepaar (beide etwas über 70) sind in eine seniorengerechte Wohnung gezogen, die unmittelbar am Bahnhof Euskirchen liegt und sie finden den Betrieb teilweise laut, besonders abends spät und morgens früh.

Meine bisherigen Erkenntnisse:
Triebwagen kommen aus Richtung Kall auf dem Weg nach Köln. Bei dem Halt in Euskirchen (auf Gleis 2) wird ein weiterer Triebwagen angekuppelt, der vorher auf ein Parallelgleis zu Gleis 2 fährt, dort wartet und nach Ankunft des Zuges aus Kall an diesen heranfährt.
Der Lärm entsteht daher, dass der Lokführer während des Wartens (nach Auskunft meiner Bekannten bis zu 15 min) den Motor laufen lässt.
Ich vermute, weil er Strom braucht, den ein VT nur bei laufendem Motor erzeugen kann.

Ich gehe mal davon aus, dass es hier im Forum Experten aus dem Bereich "Vorbild" gibt, die mich aufklären können, warum die ganze Zeit während des Wartens der Motor blubbert.
Ich kann derzeit nicht sagen, um welche Baureihe(n) es sich handelt.

Liebe Grüße
Manfred

Sorry, ich möchte niemand zu Nahe treten: Ich kann aber nicht verstehen, dass jemand direkt in die Nähe des Bahnhofs o.ä.zieht und sich dann über dann über den Lärm beschwert. Immer wieder das Selbe...

Grüße Andreas
Hallo Manfred,
je nach Fahrzeug kann es ne ganze Weile dauern den Motor zu starten. Das sind schließlich keine kleinen Kfz-Diesel (denen das ständige an und aus auch nicht besonders gut tut). Davon ab hast du mit dem Strom auch gleich die richtige Idee gehabt. Der Motor ist die Energiequelle, aus der alles gespeist wird. Strom, Klimaanlage / Heizung, Funk etc. pp.

Warum man in die Nähe des Bahnhofs zieht, wenn einen der Bahnlärm stört, kann ich aber auch nicht so ganz nachvollziehen. Sind deine Bekannten da vielleicht etwas blauäugig rangegangen?

Viele Grüße
Carsten
Hallo,

Zitat - Antwort-Nr.: 0 | Name: Lofty

Ich kann derzeit nicht sagen, um welche Baureihe(n) es sich handelt.


Da dürfte es sich in der Regel um Alstom LINT 54 / LINT 81 (DB Br 620 / 621 / 622) handeln, also ziemlich moderne Triebwagen, die auch entsprechende Anforderungen für Lärmemissionen einhalten (TSI Noise, z.B. 2011/229/EU). Soll heißen: Da kann man im Hinblick auf die Fahrzeuge nun erstmal keine Verbesserungen erwarten.

Ob ein Recht auf weitere Lärmschutzmaßnahmen an der Strecke / am Bahnhof besteht, hängt wohl von der Situation ab.

Zitat - Antwort-Nr.: 1 | Name: Andreas

Ich kann aber nicht verstehen, dass jemand direkt in die Nähe des Bahnhofs o.ä.zieht und sich dann über dann über den Lärm beschwert.


Zitat - Antwort-Nr.: 2 | Name: Carsten

Warum man in die Nähe des Bahnhofs zieht, wenn einen der Bahnlärm stört, kann ich aber auch nicht so ganz nachvollziehen.


Hinterher weiß man immer mehr. Kann ja sein, man hat sich die Wohnlage angesehen und fand den laufenden Betrieb hinnehmbar. Und erst wenn man da wohnt, merkt man, dass da ein Stärken und Schwächen der Züge mit entsprechenden Standzeiten morgens und abends stattfindet (wobei ich nicht weiß, wie das in Euskirchen läuft). Und wer Dieselmotoren kennt, weiß, dass die gerade im Leerlauf gerne niederfrequenten Schall aussenden, der sich anders und ggf. deutlich störender mitteilt als z.B. beim Beschleunigen / Durchfahren.

In der Regel ist es zudem auch so, dass seniorengerechtes Wohnen nicht immer und überall verfügbar ist, da muss man ab und an in einen sauren Apfel beißen. Und von einer Beschwerde habe ich im Eingangsbeitrag nun auch noch nichts gelesen ...


Viele Grüße,

Udo.
Zitat - Antwort-Nr.: | Name:

Lärmschutzmaßnahmen


Fenster zumachen?

*duckundweg*

Felix
Hallo,

Danke für einige Infos, das ging ja schnell.

Ich habe die Fragen meiner Bekannten auch nicht so sehr als Beschwerde verstanden, sondern mehr als "Warum?"
Es ist tatsächlich so dass man Kompromisse schließen muss, wenn man aus einem verschlafenen Eifeldorf in die "Großstadt" zieht, dass die Lärmbelästigung höher ist.
Aber man hat ja auch eine Menge Vorteile, insbesondere die ärztliche Versorgung wie auch die Anbindung an den ÖPNV (beides besonders im Alter).

Im Übrigen: Der letzte Zug kommt täglich gegen 23:00 aus Kall, der erste MO-SA gegen 05:30 bzw SO gegen 08:00 Uhr. Außerdem gibt es die von mir geschilderte Situation nicht bei jedem Zug sondern nur in den verkehrsschwachen Zeiten.
Daher: Kein großes Problem, sondern mehr Neugierde.

Danke an alle
Manfred

Hallo Manfred,
Neugierde ist immer gut :) Vielleicht werden die beiden ja auch noch zu begeisterten Modellbahnern, wenn sie schon freien Blick auf den Betrieb haben ;)

Viele Grüße
Carsten
Hallo
Die Tf in Euskirchen sind schon dazu angehalten, die Motoren beim Warten auszuschalten. Gerade im Zülpicher Gleis gab es da regelmäßig Beschwerden von Anwohnern. Nur ist es bei den teilweise tropischen Temperaturen die letzten Wochen ratsam, die Motoren zwecks Klimatisierung durchlaufen zu lassen.

Christian
Welche tropischen Temperaturen???

Duck und wech
Kai
@Kai
Tisno, Kroatien 31Grad
Lg Peter
Das ist ja arktisch kalt für die gegebene Lokation :)

Lg, Peter
Hallo Manfred,

mit Lokomotivdieseln kenne ich mich nicht aus, eher mit der nächstgrößeren Kategorie (kleine Schiffsdiesel). Dort ist es so, wie Carsten bereits schrieb: Das Anlassen ist ein ziemlich aufwändiger Vorgang. Es wird z.B. dafür Sorge getragen, dass alle Lagerstellen bereits vor dem Anlassen mit Öl versorgt werden. Es läuft also eine Umwälzpumpe, das Öl muss außerdem vorgewärmt sein, etc. D.h., auch für einen kurzen Stopp braucht man eine Energieversorgung für die Nebenaggregate, außerdem auch Druckluft.

Auf dem Prüfstand von Wärtsilä in Triest habe ich mehrfach beobachten können, wie lange es dauern kann, wenn mal einer die Startvorbereitungen vergeigt. Es dauert ewig, bis alle Parameter wieder im grünen Bereich sind und man letztendlich den Starterknopf drücken kann. Vorlaufzeit morgens war mindestens zwei Stunden. Wenn man bei den Versuchen einmal eine Pause machte und den Motor abstellte, kam jeweils einer der Ingenieure und prüfte die Parameter. Wenn einer auch nur leicht aus dem Rahmen fiel, durfte nicht gestartet werden. Das waren alles moderne Motoren, "State of the Art" und nicht irgendwelcher alter Ramsch.

Grüße
Zwengelmann
Hallo,

in Deutschland ist es immer noch üblich das die Dieselmotoren bei Aufenthalten in Bahnhöfen nicht ausgeschaltet werden. Die Dieselmotoren werden erst nach der Ankunft am Zielbahnhof und der anschließenden Abstellung im BW oder im Abstellbereich ausgeschalten. Dann wird das Fahrzeug auch an eine (externe) Warmhalteeinrichtung angeschlossen.
Bei einem Kaltstart steigt der Verschleiß um den Faktor 10 an. Daher versucht man die Motoren im kalten Zustand nicht unnötig aus und wieder ein zu schalten. Für häufige Kaltstarts waren zumindest früher die Motoren auch konstruktiv nicht ausgelegt. Heute kommt noch dazu dass die modernen Triebwagen Klimaanlagen und Bordnetzsteckdosen besitzen ohne die manche Fahrgäste nicht mehr überlebensfähig wären.

Nur bei der Baureihe 245 wurde die Sache anders gelöst. Hier bleibt immer einer der vier Dieselmotoren zum Strom erzeugen an während die anderen drei abgeschalten und bei Bedarf sehr schnell wieder gestartet werden können.

Grüße
Markus

Hallo zusammen,

im Prinzip wurden die wesentlichen Gründe schon genannt, ich fasse das mal zusammen und ergänze Kleinigkeiten

Ich habe zwar keine Ausbildung für Triebwagen, aber für diverse Rangierloks der DB.
Eine der Startbedingungen ist bei allen Dieselmotoren der DB eine Kühlwassertemperatur von mind. 30°C (optimal wären 60°C, da ab dieser Kühlwassertemperstur die volle Motorleistung angerufen werden kann, darunter regelt sich der Motor selbstständig runter).
Diese Bedingung dürfte aber zu vernachlässigen sein, da die Triebwagen ja bereits angefahren kommen und das Kühlwasser somit über 60°C haben wird.

Bei den moderneren Motoren, wie sie in den Alstom LINT, 261 (Gravita), 294/296 und co. eingesetzt werden, dauert der Startvorgang nicht allzu lange (<10 Sek.).
Die Gravita (261 und 265) hat eine Start/Stop-Automatik, die den Motor selbständig ausschaltet, wenn alle Parameter dies zulassen (Kühlwasser warm und es läuft kein Nebenbetrieb, wie der Kühlerlüfter oder der Luftpresser).
Auch die 294 hat eine solche Automatik, aber ihr muss man "erlauben", dass sie sich ausschalten darf.
Wie das bei den Triebwagen gelöst ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

Bei älteren bzw. größeren Motoren ist der Startvorgang aufwändiger. Ältere Bahndiesel sind oft angepasste Schiffsmotoren, wie z.B. in der Baureihe 291/295.
Der dort verbaute Motor benötigt ~30 Sek. bis er startet.
Er wird zunächst mit der Schmierölvorpumpe vorgeschmiert (wie Zwengelmann es auch für Schiffsmotoren beschrieben hat). Das ist z.B. auch bei der 218 so.

Die Startzeit der Motoren dürfte aber auch nicht der Grund sein, da neuere und kleinere Motoren in den Triebwagen verbaut sind.

Aus meiner Sicht kommt nur die Energieversorgung als Grund in Frage. Eine Klimaanlage benötigt schon einiges an Ernergie (u.a. deswegen sind ICs auch meinst mit zwei 218 bespannt).
Sofern Steckdosen vorhanden sind kann im Stand auch mal darauf verzichtet werden und die Beleuchtung kann eine Weile aus der Fahrzeugbatterie versorgt werden.

Ein weiterer Punkt könnte noch sein, dass versucht wird den Verschleiß geringer zu halten, da jeder Startvorgang den Verschleiß fördert. Schiffsreisen halten gefühlt ewig durch, weil sie meist Tage oder Wochen lang durchlaufen und das meist mit ein und derselben Drehzahl.

Beste Grüße
Daniel
Hallo,

also diese kleinen Motoren müssten schnell zu starten sein, max. 2 Sek., ich gehe hier mal einfach vom 628 aus.
Die Großdiesel brauchen etwas länger, da dort erst die Schmierölvorpumpe läuft und nach Erreichen ausreichenden Drucks den Startvorgang freigibt, aber das dauert auch nur 10 Sek.
Wenn also die Motoren durchlaufen, ist es entweder aus Gründen der Energieversorgung oder einfach nur Faulheit. 10 Min. für die heute unbedingt in allen Fahrzeugen auf Schiene und Straße unentbehrliche und überlebensnotwendige Klima müssten auch noch aus der Batterie zu puffern sein, falls die Schaltung das zulässt.
Tschüß,

Bernd
Hallo Bernd,

also bei den Straßenfahrzeugen - sprich beim Bus - wird nix an der Klimaanlage mit Batterien gepuffert. Das wäre auch Unsinn, denn das Batteriengewicht müsste man ja noch zusätzlich transportieren. Gewicht wird (nicht nur) wegen Energieverbrauch aber nunmal gespart wo es nur irgendwie geht. Zudem müsste man diese Batterien ja auch noch zusätzlich laden, was eine noch größere Dimensionierung der Lichtmaschine(n) erfordert...

Gruß
Roger

p.s.
Zu den aberwitzigen Auswüchsen, wo da Schreibtischtäter so alles am Gewicht sparen, sage ich als Fahrer aber besser nix zu... (Ich tätige im Zweifel einen Anruf uns schreibe dann die stundenlangen Wartezeiten auf...)
Klimaanlage zieht sehr viel Strom. Für 10kW Klima nur für 15min schätze ich so 900kg Bleibatterien. (*)

Großdiesel haben übrigens meistens kein Glykol im Kühlwasser, also hat man entweder eine Standheizung bei Gefriertemperatur oder der Motor bleibt eben an. In den USA bis so um 1995 ganz normal das die Loks nachts im Leerlauf getuckert haben.

Grüße,
Harald.

(*) Von einem Segelboot mit leerer Komfortbatterie. In der Startbatterie ist aber noch was drin.
Zum Thema Klimaanlage im Stand auf Batterie betreiben:
Bis auf einige Ausnahmen, werdet ihr kaum einen VT finden, bei dem die Klimaanlage elektrisch betrieben wird. In aller Regel werden die Klimakompressoren unmittelbar vom Motor angetrieben.

Christian
Zitat - Antwort-Nr.: 16 | Name: haba

Großdiesel haben übrigens meistens kein Glykol im Kühlwasser, also hat man entweder eine Standheizung bei Gefriertemperatur oder der Motor bleibt eben an. In den USA bis so um 1995 ganz normal das die Loks nachts im Leerlauf getuckert haben.



In den USA ist das meines Wissens immernoch so. Kommt der Kühlkreis unter einer Temperatur von 5° C wird dieser zwangsentleert, um den Motor vor möglichen Schäden beim Einfrieren zu beschützen.
  Bei der DB kenne ich sowas nicht. Die Großdieselloks hierzulande haben zwar i.d.R. eine VWA, die kann aber auch mal defekt sein. Spätestens wenn eine Lok schadhaft ist und z.B. zur Schleppfahrt hergerichtet wurde und erst in ein oder zwei Tagen in die Werkstatt kommt hat man zumindest im Winter das selbe Problem. Dementsprechend haben nicht nur kleinere Dieselloks wie z.B. eine 294 Glykol im Kühlwasser.


Gruß,
Frederic
Ich denke, es hat schlicht mit der Energieversorgung zu tun. Das Starten ist weniger das Problem, die Motoren sind von der Größe her eher LKW-Motoren. Alles wird heute elektrisch betrieben.

Selbst bei Reisebussen ist dieses Verhalten zu beobachten. Die laufen auch oft wegen der Klimaanlage im Stand.


Gruß
Jürgen


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